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Der Kunstmarkt wird weiter vom billigen Geld der Notenbanken angefeuert.
Der Kunstmarkt wird weiter vom billigen Geld der Notenbanken angefeuert. Daran ändert auch der allmähliche Rückzug der US-Notenbank Fed nichts. Diese hat ihre monatlichen Anleihenkäufe inzwischen etwas reduziert und wird sie auch künftig behutsam verringern. Aus Mangel an guten Anlagealternativen drängen stetig mehr Investoren an den Kunstmarkt. Vielen von ihnen sind Anleihen zu riskant, Immobilien bereits zu teuer und Aktien nach dem großen Kursanstieg der vergangenen Jahre nicht mehr ganz geheuer. Darum weichen viele Vermögende auf den Kunstmarkt aus. Deutlich erkennbar wird das an den Umsätzen der Auktionshäuser. Diese steigen deutlich an. So beeindruckt das Auktionshaus Christie`s – zugegeben eine der exponierten Adressen – für das Jahr 2013 mit einen Umsatzsprung von beachtlichen 14% auf 7,13 Mrd. US-Dollar. Auffällig dabei: Etwa jeder dritte Käufer ist nach Aussagen des Auktionshauses ein „Frischling“, also jemand, der bisher noch nie im Kunstbereich investiert hat. Neben dem Branchenprimus zeigen sich aber auch die mittelständischen Auktionshäuser sehr erfolgreich. So vermeldet auch Ketterer Kunst in München ein sehr erfolgreiches Jahr. Offensichtlich ist aber auch, dass der Kunstmarkt extrem segmentiert bleibt. Im Grunde wollen alle dasselbe kaufen und konzentrieren sich auf wenige Segmente und Künstler. Das treibt dort die Preise in teils ungesunde Höhen. Zweifelsohne ist das ein Zeichen der Globalisierung und auch der damit einhergehenden Risikokonzentration auf wenige eingeführte Namen. Daneben gibt es Segmente, die von den meisten Käufern vernachlässigt werden und daher zu attraktiven Preisen zu haben sind. So steht Spitzenumsätzen bei Bacon, Warhol, Richter, Koons, Picasso oder einigen zeitgenössischen chinesischen Künstlern ein signifikant unterbewerteter Altmeistermarkt gegenüber. Hier sind Spitzenobjekte zwar rar. Aber bei kleineren Ölgemälden von weniger beachteten Künstlern sind echte Schnäppchen drin. Franzosen oder Niederländer des 16.-19. Jahrhunderts kann man schon für kleines Geld erwerben. Werfen Sie mal einen Blick auf Arbeiten von B. Gerritsz Cuyp, J. Salomon van Ruysdael oder Camille Corot. Hier gibt es in einer Preisspanne von fünf bis 75 Tsd. Euro ein breites und oft qualifiziertes Angebot. Im Genre der zeitgenössischen Kunst erfreuen sich farbige oder auch plakative Werke beim breiten Publikum hoher Beliebtheit. Diese Begeisterung geht oft nicht mit erwarteten Wertsteigerungen einher. Beispielhaft dafür stehen Arbeiten u.a. von James Rizzi, Friedensreich Hundertwasser, Christo oder Armin Müller-Stahl. Wie auch schon in den Vorjahren haben sich Künstler der Klassischen Moderne auf hohem Niveau etabliert, wie z.B. Erich Heckel, Otto Müller, Karl Schmidt-Rottluff. Vertreter der Seitenwege der deutschen Avantgarde wie Max Schwimmer, Walter Gramatté, Willy Jaeckel oder Heinrich Ehmsen finden nach Jahren geringer Beachtung deutlich mehr Interesse. Die Qualität ihrer Arbeiten überzeugt doch.
Fazit: Der Boom am Kunstmarkt wird sich auch künftig fortsetzen. Weitsichtige Investoren verschieben den Fokus jedoch von den heißlaufenden bekannten Spitzensegmenten in die angrenzenden Bereiche. Dort lockt ein besseres Chance-Risiko-Verhältnis.