Immer weniger Mittelständler finanzieren Investitionen über Kredite. Waren es vor der Krise 2008/09 im Durchschnitt 750.000 Unternehmen pro Jahr, so sind es jetzt nur noch gut 500.000, ermittelte die KfW. Trotz des günstigeren Zinsumfeldes und somit spürbar gesunkener Zinslasten (minus 5 Mrd. Euro p.a. gegenüber 2014) greifen die Unternehmen seltener zu Fremdfinanzierungen.
Dabei gibt es eine Spreizung der Kreditnachfrage. Ausleihungen mit über 1 Mio. Euro (insgesamt 78 Mrd. Euro) oder 60% des Kreditvolumens von 2015 entfielen auf solche Großkredite. Kleinkredite bis 50.000 Euro machen weniger als die Hälfte der Kreditnachfrage aus. Vor fünf Jahren lag dieser Anteil noch bei fast drei Viertel des Volumens.
Neben Bankkrediten fragt der Mittelstand auch weniger Fördermittel nach. Auf sie entfielen nur noch 11% des Volumens. Das waren 22 Mrd. Euro, verglichen mit 105 Mrd. Euro an eigenen Mitteln, die für Investitionen eingesetzt wurden. Die Eigenkapitalquote erreicht mittlerweile 30%. Vor der Krise waren es weniger als 20%.
Die Entwicklung erklärt sich auch aus der Haltung der Banken. Mittlerweile scheitert wieder jede fünfte Kreditverhandlung. Das entspricht zwar dem langjährigen Durchschnitt, 2014 war aber nur jede sechste Verhandlung ergebnislos. Im Gegensatz zu früher lehnen dabei aber immer mehr Unternehmen die (aus ihrer Sicht unzureichenden) Kreditangebote ab.
Fazit: Der Mittelstand ist bei Krediten wählerischer geworden und kann sich das auch leisten. Insbesondere kleine Unternehmen halten sich bei Krediten zurück. Insgesamt scheut der deutsche Mittelstand komplizierte Förderdarlehen und finanziert lieber aus eigenen Mitteln als zu für zu ungünstig empfundenen Bankkonditionen.