Die Konkurrenz um Fachkräfte im Mittelstand wird schärfer. Und das Handwerk hat dabei das Nachsehen. Ihm gelingt es immer seltener, den eigenen Nachwuchs in den eigenen Reihen zu halten.
Fuchsbriefe haben nachgerechnet: Vom eingestellten Nachwuchs stehen dauerhaft nur 23% dem handwerklichen Arbeitsmarkt zur Verfügung. Nach den Daten des Deutschen Handwerksinstituts in Göttingen liegt der Anteil der ‚handwerkstreuen Gesellen‘ nur noch bei gut einem Drittel. Zwei Drittel der ausgebildeten Fachkräfte wandert ab, die meisten sofort im ersten Berufsjahr.
Beispiel Brandenburg an der Havel. Dort sind Metallfachkräfte gefragte Leute. Das ZF-Getriebewerk braucht zusätzliches Personal, um Porsche in Osnabrück, Leipzig und Stuttgart mit Getrieben zu versorgen. Aktuell stockt der Betrieb um 200 Mitarbeiter auf.
ZF beschäftigt gerne einschlägig Vorqualifizierte gewerbliche Mitarbeiter für die Fertigung und Montage. Deshalb sind die Kfz-Mechatroniker aus den Autohäusern der Region heißt begehrt. Zum Ärger der Handwerksbetriebe finden viele Gesellen das Angebot attraktiv und wechseln in die Industrie.
Das Problem: Das Handwerk braucht dringend selbst das Personal. Die Auftragsbücher sind voll, qualifizierte Gesellen fehlen überall. Die Gründe: Die Arbeit gefällt ihnen zwar, keineswegs aber das monatliche Entgelt und die sozialen Konditionen und vielen fehlt es einfach an der beruflichen Perspektive. Es scheitert aber auch an unzeitgemäßem Hierarchiegehabe und nicht eingehaltenen innerbetrieblichen Zusagen.
Die Einstellzahlen nach oben zutreiben, hilft nur begrenzt. Mehr als ein Drittel der Nachwuchskräfte erreicht nicht die Ziellinie. Vorzeitige Vertragslösungen oder nicht bestandene Gesellenprüfungen schaden auch noch dem Firmenimage.
Fazit: Wer seine Fachkräfte halten will, der muss bei den Arbeitskonditionen auf dem regionalen Arbeitsmarkt – nicht nur finanziell - mithalten. Andernfalls ist der Fachkräfte-Drift, hin zur Industrie, nicht zu stoppen.