Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
2566
Entgeltfortzahlung bei Corona

Gehalt trotz Urlaub im Hochrisikogebiet

Globus wird von Corona-Viren umschwirrt. © Photocreo Bednarek / stock.adobe.com
Eine Arbeitnehmerin machte Urlaub im Hochrisikogebiet der Dominikanischen Republik und bekam im Anschluss Corona. Ihre Arbeitgeberin strich die Lohnfortzahlung. Zu Unrecht, entscheidet das Arbeitsgericht (AG) Kiel.

Eine dreifach geimpfte Beschäftigte verbrachte ihren Urlaub in der Dominikanische Republik. Das Land war vor Reiseantritt vom Robert-Koch-Institut und Auswärtigen Amt als Hochrisikogebiet ausgewiesen. Üblicherweise trägt in solchen Fällen der Mitarbeiter das Risiko, dass es bei einer Corona-Erkrankung keine Lohnfortzahlung gibt. Denn die Reise war nicht zwingend notwendig und außerdem "schuldhaft" herbeigeführt. Genau mit diesen Argumenten verweigerte die Arbeitgeberin auch die Entgeltfortzahlung für die Zeit der Quarantäne. Dagegen klagte die Mitarbeiterin und gewann überraschend den Arbeitsgerichtsprozess vor dem AG in Kiel. 

Reisewarnung nicht relevant

Die Arbeitgeberin scheiterte aber. Das Gericht argumentierte mit dem Verweis auf die Inzidenzwerte: Am Abflugtag lag die Inzidenz am Ferienziel bei 377,7 während sie in Deutschland mit 878,9 mehr als doppelt so hoch war. Rund eine Woche nach Beendigung der Reise war sie in der Dominikanischen Republik sogar auf 72,5 gefallen und in Deutschland auf 1.465,4 gestiegen. 

Ein Eigenverschulden an der Corona-Erkrankung und deshalb berechtigte Streichung der Entgeltfortzahlung lehnte das Gericht mit Verweis auf die Datenlage ab. Eigenverschulen können nicht vorliegen, wenn die Inzidenzwerte im Urlaubsgebiet deutlich unter denen am Wohn- und Arbeitsort liegen. Eine Reise in ein Hochrisikogebiet gehe angesichts dieser Daten nicht über das allgemeine Lebensrisiko hinaus.

Fazit: Kommt es nach Urlaubsreisen zu Corona-Erkrankungen, kann die Lohnfortzahlung von den unterschiedlichen Inzidenz-Werten im Heimat-und Reiseland abhängen.

Urteil: AG Kiel vom 27.6.2022, Az.: 5 Ca 229 f/22

Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Stärkere Rohstoffbasis für deutsche Unternehmen

Förderung für Abbau und Recycling von Rohstoffen

Die Bundesregierung will die Versorgung der Industrie mit wichtigen Rohstoffen absichern. Deshalb können sich Unternehmen, die den Rohstoffabbau planen, oder das Recycling von wichtigen Metallen aufbauen wollen, mit einer Förderung rechnen.
  • Eine falsche Prämisse führt zu falscher Politik

Deutschland ist kein reiches Land

FUCHSBRIEFE-Herausgeber Ralf Vielhaber. © Foto: Verlag
Ist Deutschland wirklich ein reiches Land? Der Glaube daran ist tief verwurzelt, aber die Realität zeichnet ein anderes Bild. Während wir großzügig an andere verteilen, rückt Deutschland international immer weiter nach hinten. Wie ein neuer Kurs das Land stärken könnte – mit weniger Wohltaten, mehr Leistung und klaren, zielgerichteten Reformen, hat FDP-Chef Lindner zu Papier gebracht. Seine Vorschläge sind alternativlos, meint FUCHSBRIEFE-Herausgeber Ralf Vielhaber.
  • Fuchs plus
  • Die Weltfremdheit der Grünen: Ein Abbild des Elfenbeinturms

Grüne Blase: Berufspolitiker ohne Berufserfahrung

Eine aktuelle Studie zeigt: Die Bundestagsfraktion der Grünen besteht zu einem Großteil aus Berufspolitikern ohne Berufserfahrung. Wie verträgt sich diese Homogenität mit dem Anspruch auf Vielfalt und Diversität?
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Steuerliche Berücksichtigung von Werbungskosten bei Immobilienverkauf

Werbungskosten im Insolvenzfall

Bei der steuerlichen Berücksichtigung von Kosten dürfen private und betriebliche Sphäre nicht vermischt werden. Darum lassen sich nicht alle Werbungskosten steuerlich geltend machen. Das gilt z.B. für Kosten für ein Insolvenzverfahren, die nicht als Werbungskosten durchgehen. Der Bundesfinanzhof (BFH) hat aber auf eine wichtige Differenzierung hingewiesen.
  • Fuchs plus
  • Rücknahme des Investitionsabzugsbetrages für Photovoltaikanlagen

BFH bremst Finanzämter aus

Die Steuerbefreiung von kleinen Photovoltaikanlagen führt zu Streit über gewinnmindernde Investitionsabzugsbeträge. Von denen wurden etliche gewährt, die die Finanzämter nun aber gewinnerhöhend rückabwickeln wollen. Anlass dafür ist ein Rundschreiben des Bundesfinanzministeriums. Der Bundesfinanzhof (BFH) bremst die Verwaltung aber aus.
  • Fuchs plus
  • China will schneller mit Rohstoffen handeln können

China baut globalen Rohstoff-Konzern auf

China will einen global aktiven Rohstoff-Konzern nach westlichem Vorbild aufbauen. Für das Modell gibt es einen Muster-Konzern, an dem sich das Reich der Mitte orientiert. Der chinesische Rohstoff-Riese könnte die Metallmärkte noch kräftig beeinflussen.
Zum Seitenanfang