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Handelskonflikte mit China dürften zunehmen

China auf dem (japanischen) Weg in die Wachstumsfalle

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Wie ein Land auf eine durch zu billiges Geld beförderte Immobilien- und Finanzmarktkrise reagiert, bestimmt auch den Wachstumspfad dieses Landes. China steht deshalb gerade vor einer entscheidenden Weichenstellung: die Krise kurz und schmerzhaft durchstehen oder sie abfedern und einen (hohen) Preis auf längere Sicht zahlen.

War’s das mit dem scheinbar unaufhaltsamen Aufstieg Chinas? Der Ökonom Gunther Schnabl, Professor für Wirtschaftspolitik und internationale Wirtschaftsbeziehungen an der Uni Leipzig und Senior Fellow des Flossbach von Storch Research Instituts, hält es für gut möglich, dass China einen ähnlichen Weg geht, wie Japan Ende der 1980er Jahre. Auf einen kreditfinanzierten extremen Boom an den Aktien- und Immobilienmärkten folgten 20 Jahre Stagnation und „Zombie-Wirtschaft“: Der Staat hielt zahllose im Grunde nicht mehr wettbewerbsfähige Firmen künstlich am Leben, um Arbeitsplätze zu erhalten. Die in den 1980er Jahren gepflegte Erzählung, Japan könne die USA „bald“ als größte Volkswirtschaft der Welt ablösen, brach in sich zusammen.

Anlass ist die schwere Krise an Chinas Immobilienmarkt, Stichworte: Evergrande, Country Garden. Sie trägt Züge wie ähnlichen Krisen in den USA, Spanien und eben Japan. Stets haben diese Krisen das Finanzsystem schwer in Mitleidenschaft gezogen. Ab dem Jahr 2000 floss mit der Öffnung Chinas viel internationales Kapital ins Land. Das führte zu „Übertreibungen“ vor allem auch im Bau- und Immobiliensektor. Da gerade dieser Wirtschaftsbereich stark mit Bankkrediten finanziert ist, zieht jede schwere Immobilienkrise auch die involvierten Banken in Mitleidenschaft. Diese nehmen die finanzierten Immobilien als Sicherheiten in ihre Bücher. Fällt aber deren Wert stark, decken die Sicherheiten die ausgegebenen Kredite nicht mehr und diese werden „faul“. Die Banken geraten in Schieflage und ziehen den Unternehmenssektor mit nach unten.

Entscheidend ist, wie der Staat und die Notenbank reagieren

Entscheidend ist, wie Staaten und nationale Zentralbanken auf solche Immobilien- und Bankbilanzkrisen reagieren. Japan gab damals Liquidität ins Finanzsystem, sorgte dafür, dass Kredite billig blieben und hielt so die – kranke – Wirtschaft in Gang. Man bekämpfte die von zu viel Liquidität ausgelöste Krise mit noch mehr Liquidität, goss also Benzin in Feuer.

Die Folgen eines solchen Vorgehens mach sich vor allem mittel- und langfristig bemerkbar: Die Wirtschaft verlässt sich zunehmend auf das billige Geld der Zentralbank und künstliche, durch Konjunkturprogramme ausgelöste Boomphasen. Die Unternehmen müssen ihre Wettbewerbsfähigkeit nicht mehr unter Beweis stellen und verlieren ihre Innovationskraft. Japan hatte diesen Weg eingeschlagen und erzielt seitdem kaum noch Produktivitätsgewinne. In der Folge steigen die Löhne kaum noch und der Privatsektor stagniert. Die Unternehmen investierten kaum noch, die Wachstumsdynamik erlahmte weitgehend.

Strukturbereinigung oder langes Siechtum?

Peking steht jetzt vor einer schwerwiegenden Entscheidung: eine Strukturbereinigung zulassen? Das heißt, die betroffenen Immobilienriesen und Banken gehen pleite und werden abgewickelt. Das ermöglicht in einigen Jahren einen „Neuanfang“. Es wird jedoch die Wirtschaft kurzfristig treffen, Wachstum, Wohlstand und Arbeitsplätze kosten und zu sozialen Härten vor allem auch in den großen städtischen Zentren des Landes führen. Dorthin sind viele Chinesen aus dem armen Westen des Landes gezogen, um ihre Familien zu ernähren. Sie könnten ihre Lebensgrundlage verlieren, denn Chinas Sozialsystem ist nicht entsprechend entwickelt, um eine solche Massenarbeitslosigkeit aufzufangen. Es schafft allerdings auch Unzufriedenheit in der Bevölkerung, die bislang aufgrund des gewachsenen Wohlstands die Einschränkung ihrer Freiheiten durch die Staatsführung billigend in Kauf genommen hatte. Damit könnte dann Schluss sein.

Oder zieht man das Siechtum á la Japan mit immer neuem billigem Geld in die Länge? Dieses „Abfedern“ der notwendigen Krise würde China, so Schnabl, in eine Stagnationsphase führen. Gleichzeitig entstehen große Überkapazitäten, die zum (großen) auf den Weltmärkten abgesetzt werden müssen und international die Preise drücken. Das hilft zwar, die Inflationsraten zu senken, führt aber – bei Elektrofahrzeugen wird es gerade vorgeführt – zu Anti-Dumpingmaßnahmen in der EU und USA, was wiederum die politischen Spannungen erhöht.

Chinas Entwicklung gestoppt, Wachstumsmotor und Zielland für Exporte fällt aus

Das Land würde im internationalen Maßstab relativ wieder zurückfallen. Damit hätten sich auch viele politische Ambitionen des Riesenreichs erledigt. Weder würde China die USA als größte Volkswirtschaft ablösen, noch könnte das Land, das auch auf eine demografische Krise zuläuft, seine hohen Militärausgaben aufrecht halten und seine expansiven kreditfinanzierten Pläne in aller Welt (Neue Seidenstraße) dauerhaft fortsetzen Von der Etablierung einer Konkurrenzwährung zum US-Dollar ganz zu schweigen. Für die umliegenden Staaten Asiens würde China an Anziehungskraft verlieren.

Fazit: Für die deutsche Politik ist das ein ambivalentes, für die hiesige Wirtschaft ein ungemütliches Szenario. Denn der Großabnehmer China, auf dessen Prosperität die deutschen exportorientierten Unternehmen weiter zählen, würde deutlich abnehmen. Das würde die angeschlagene hiesige Wirtschaft zusätzlich treffen.
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