China wird zum Export-Konkurrenten
China mausert sich in vielen Domänen des deutschen Mittelstandes zur harten Konkurrenz. Darauf deuten die Zahlen zu den Ex- und Importen des Landes hin. Im vorigen Jahr hat Deutschland nach Wert nur 3% mehr Waren nach China exportiert. Aus China kamen aber 21,5% mehr Waren nach Deutschland (bereinigt um Sondereffekte).
Davon betroffen ist in erster Linie der mittlere Technologie-Bereich in den Branchen Automobil, Chemie, Pharma, Maschinen- und Anlagenbau. Motor dieser Entwicklung ist, dass China technisch sehr stark aufgeholt hat. Bei immer mehr Produktgruppen bieten chinesische Hersteller eine Qualität, die den Waren aus Deutschland und Europa weitgehend entspricht. Zum anderen sind die Produktionskapazitäten bei vielen Produkten inzwischen so groß, dass sie exportiert werden können.
Deutlich erkennbarer Aufholprozess bei der Autoindustrie
Am deutlichsten ist der Aufholprozess beim E-Auto. Bis 2020 exportierte China weniger als 1 Mio. Fahrzeug. Die gingen vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländer. 2021 waren es 1,6 Mio. und 2022 schon 2,5 Mio. Autos. Im Jahr 2023 wird China Deutschland überholen und global der zweitgrößte Autoexporteur werden.
Auch die Auto-Absatzmärkte Chinas verändern sich strukturell. Selbst in reifen Märkten wie Deutschland konnten Marken wie MG, BYD (in geringerem Maß auch Nio und Aiways) seit 2020 Marktanteile gewinnen. Chinesische Autos sind eine starke Konkurrenz zu Massenmarken wie Renault, Citroen oder auch VW geworden. Der Wirtschaftsprüfer PwC rechnet damit, dass Europa schon 2025 zum Nettoimporteur von Autos aus China wird. Denn es gelingt den Unternehmen nicht ausreichend, die Kosten zu senken und die Batteriezellproduktion in Europa stark zu erhöhen.
China ist weltweit größter Exporteur im Maschinenbau
Auch im Maschinenbau sind chinesische Unternehmen seit 2020 der größte Exporteur weltweit. Bei Maschinen zur Batterie- und zur Solarzellenproduktion dominieren sie den Weltmarkt. Nur die wichtigsten Komponenten dafür (z.B. Vakuumpumpen) kommen noch immer aus Europa.
Bei Baumaschinen und Holzbearbeitungsmaschinen sind chinesische Hersteller technisch inzwischen auf Augenhöhe mit deutschen Anbietern. Bei Werkzeugmaschinen sind sie im mittleren Bereich besonders stark. Bei jenen Produkten, die in großen Serien hergestellt werden, sind chinesische Hersteller längst starke Konkurrenten, so der Maschinenbauverband VDMA.
Auch bei Chemieprodukten wird China bald zum Nettoexporteur
In der Chemieindustrie ist die Nachfrage in China noch so hoch, dass das Land noch Nettoimporteur ist. Aber viele neue Chemiefabriken sind im Bau, darunter auch eine riesiges Verbundwerk der BASF. Innerhalb der nächsten fünf Jahre wird China darum auch bei Chemikalien zu einem Exportland werden.
Schon jetzt sind chinesische Hersteller bei Kunststoffen und Grundchemikalien, bei Industriegasen und Feinchemikalien der führende Anbieter. Das erklärt der Chemieverband VCI. Bei Vitamin C, Koffein, Magnesium und einigen Wirkstoffen für Generika dominieren sie schon jetzt den deutschen Markt.
Produkt- und Prozessinnovationen, um die chinesische Konkurrenz auf Abstand zu halten
Deutsche Unternehmen müssen im Wettbewerb gezielter die Schwächen der chinesischen Produkte finden. Es gilt, sich noch klarer als Spitzenanbieter in genau diesen Lücken zu positionieren. Denn Spitzentechnologie fällt chinesischen Unternehmen noch immer schwer. Bei Biotechnologie oder Chemikalien, die aus Pflanzen oder aus Recyclingprodukten hergestellt werden, haben deutsche Unternehmen weiter einen Vorsprung. Bei Maschinen und Anlagen bieten deutsche Unternehmen einen besseren Service und eine weit bessere Softwareeinbettung. Auch die chinesischen Autos weisen teilweise markante Schwächen auf, etwa bei der Schnellladefähigkeit.