Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
3276
Wie transparent sind die Compliance-Maßnahmen?

Conti verschleiert seine Compliance-Maßnahmen

Die Kennzahlen bei Conti entwickeln sich gut. Doch anders ist es mit der Compliance. Aus Investorensicht hüllen sich die diesbezüglichen Maßnahmen des Unternehmens in einen dichten Schleier. Daraus erwachsen Risiken.

Der Reifenhersteller und Auto-Zulieferer steigerte in den vergangenen Jahren seine Eigenkapitalquote von 25 auf über 40 Prozent. Das familiengeführte Unternehmen baut Schulden ab und setzt auf solides Wachstum. Es legt wert auf hohe Produktqualität, auch zur Abwehr von Haftungsansprüchen, und hat alle Standorte nach ISO 9001 zertifizieren lassen. Doch wie geht Continental mit Compliance um? Der Eindruck überwiegt, dass man sich nicht in die Karten schauen lassen will. Ein Muss-Thema, das aufwändig ist und um Gottes willen nicht die über allem stehende Steigerung des Unternehmenswertes beeinträchtigen soll.

Wie fatal sich die Betrachtung aller Handlungsfelder allein unter Renditeaspekten erwiesen hat, kann Continental gerade bei Volkswagen besichtigen. Den Fortgang des Auto-Kartells beobachtet man aufmerksam. Prozesse über Preisabsprachen kennt man ja.

Verhaltenskodex

Ein formal guter Verhaltenskodex mit klarem Aufbau und vielen gut erläuterten und realitätsnahen Beispielen aus dem Unternehmensalltag - er stammt allerdings noch aus 2012. Leider finden sich nur wenige Ausführungen, die Rückschlüsse auf die Implementierung des Verhaltenskodex zulassen.

Der Verhaltenskodex deckt die wesentlichen Standardthemen ab, mit Ausnahme von Dokumentation von Geschäftsvorfällen, Geldwäsche und dem Umgang mit Insiderinformationen. Regelungen zu Spenden und Sponsoring fehlen, sind aber möglicherweise Teil der gesonderten Anti-Korruptionsrichtlinie. Ziffer 15 ordnet an, dass Verstöße grundsätzlich über die Anti-Korruptions-Hotline zu melden sind. Man fragt sich allerdings, warum heißt die Hotline „Anti-Korruptionshotline" heißt, wenn alle Themen dort zu melden sind? 

Lieferantenkodex

Obwohl die allgemein üblichen Themen abgedeckt werden, ist insbesondere die Kürze der Vorschriften zu den Arbeitsbedingungen zu kritisieren. Die Formulierung: „Der Lieferant ist bestrebt..." ist nicht bindend genug, da man bestrebt sein kann, aber am Ende doch nicht gezwungen ist, diese Bestimmung einzuhalten. Weitere Schwachstellen sind das Fehlen von Hinweisen zur Überwachung sowie die zu knappen Vorgaben für Sublieferanten und zu Konsequenzen bei Verstößen.

CMS Compliance-Management-System

Interne Kontrolle, Risikomanagement sowie das Compliance-Managementsystem scheinen integriert zu sein. Auch ein Risikofrüherkennungssystem gibt es. Strukturen, Marktabläufe, geografische Region, externe Quellen (TICPI), Gespräche mit Management und Mitarbeitern auf allen Ebenen werden evaluiert. Das ist gut.

Es fehlt jedoch eine umfangreichere Darstellung konkreter Maßnahmen wie Schulungen, Audits, Trainings usw. Hier kommt auch negativ zum Tragen, dass eine spezifische Compliance-Unterseite fehlt. Es heißt zu den Vorfällen: „ Die Zahl ist kontinuierlich angestiegen". Das kann auch als Zeichen des gewachsenen Erfolgs der Compliancearbeit gedeutet werden. Konkrete Ziele und eine konkrete Compliance-Strategie werden nicht beschrieben. 

Kommunikation 

Die Continental AG berichtet nur in geringem Maße über die Auswirkungen auf die Umwelt. Was in Industrieanlagen abgeht, wird nicht thematisiert. Konkrete Kennzahlen werden nicht veröffentlicht, etwa über die Gewinnung von Naturkautschuk, was ökologisch und sozial sehr heikel ist. Auch über die Herkunft und die Produktionskette wird nicht berichtet.

Man hat nicht den Eindruck, dass Continental das alles egal ist, aber man möchte als nachhaltiges Unternehmen angesehen werden, das die Einhaltung der Standards dann aber doch gern in der weiteren Wertschöpfungskette den Zulieferern überlässt. Informationen über mutmaßliche Verfahren zu Preisabsprachen in Europa, USA und Japan sucht man vergebens.

Fazit: Unterdurchschnittlich zeigt sich dem Betrachter Contis Umgang mit Compliance. Überdurchschnittlich ist dafür das Risiko für den Investor. Autobranche eben.  

Hinweis: Die Untersuchung wurde im Juli 2017 abgeschlossen. Nachträglich veröffentlichte Dokumente wurden nicht systematisch begutachtet. Erläuterungen zur Risikokennzahl, zum Rating und zu den Auswertungskategorien finden Sie hier.

Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: DGK & Co. Vermögensverwaltung AG

DGK brilliert in aller Kürze

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
In der Kürze liegt die Würze: Dieses abgedroschene Sprichwort bekommt durch den Vorschlag von DGK eine neue, erfrischende Bedeutung: Wo andere Anbieter – in allen Ehren – den doppelten bis dreifachen Platz benötigen, kommt der Hamburger Vermögensverwalter mit einem äußerst informativen Anschreiben, zwei intelligenten Rückfragen und einem siebenseitigen Vorschlag aus. Vor allem die Rückfragen zeigen, dass man sich intensiv mit der Stiftung befasst. Gute Aussichten auf eine hochwertige Empfehlung?
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: G & H Gies & Heimburger Vermögens-Management GmbH

G & H kann mit Edelstein TOPAS nur bedingt punkten

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
Sehr tiefschürfend sind die Informationen über den Kelkheimer Vermögensverwalter Gies & Heimburger auf dessen Website nicht. Drei Herren mittleren Alters schauen dem Leser freundlich entgegen. Bei der weiteren Recherche stellen sie sich als die Geschäftsführer Markus Gies sowie Bernd und Hans Heimburger heraus. Man sei ein bankenunabhängiger, professionell organisierter Vermögensverwalter mit viel persönlichen Erfahrungen. Reicht das, um die Stiftung Fliege zu überzeugen?
  • Fuchs plus
  • Forschung zur Rückeinspeisung von Strom aus dem E-Auto

Geld verdienen mit dem Strom-Verkauf aus E-Autos?

Elektro-Auto an einer Ladestation © Wellnhofer Designs / stock.adobe.com
Können E-Autos das Stromnetz stabilisieren und der gespeicherte Strom vielleicht sogar ertragreich wieder verkauft werden? Diese Fragen werden in einem Forschungsprojekt untersucht.
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Zölle gegen chinesische Subventionen geplant

EU will China sanktionieren

Die EU Wird mit Zöllen auf die weiter steigenden chinesischen Exporte in die EU reagieren. Denn der Exporterfolg chinesischer Unternehmen beruht teilweise auch auf den sehr hohen Subventionen, die China seinen Unternehmen gibt. Die Handelskonflikte mit dem Reich der Mitte werden zunehmen.
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: Die Hamburger Sparkasse AG in der Ausschreibung

Die Haspa hat Lust auf Stiftungen

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
Die Hamburger Sparkasse – Haspa genannt – ist die mit Abstand größte Sparkasse Deutschlands und tritt entsprechend mit ordentlich Manpower auf. Selbstbewusst teilt sie auf ihrer Website mit, dass sie einer der größten Arbeitgeber und Ausbilder in Hamburg sei und gesellschaftliches Engagement fördere. Sowohl für Privat- wie für Firmenkunden sei man die Nummer eins in der Metropolregion. Auch was Stiftungen betrifft biete man ein großes Servicepaket. Das klingt gut aus Sicht der Stiftung Fliege.
  • Buntes Land, graue Medien

Verfassungsgericht: Kritische Kommentare erlaubt

Das Bundesverfassungsgericht hat die Bundesregierung zum zweiten Mal ausgebremst. Erst musste es die Ampelkoalition in Haushaltsfragen auf den korrekten Weg zwingen. Nun hat das oberste Gericht der Regierung untersagt, einen kritischen Kommentar eines Journalisten gerichtlich zu verbieten. Dieses Novum ist aber nur ein Mosaik-Steinchen in einer ganzen Reihe von Versuchen, kritische Berichterstattung zu unterbinden, meint FUCHSBRIEFE-Chefredakteur Stefan Ziermann
Zum Seitenanfang