Deutschland rutscht ab
Deutschland verspielt in wachsendem Ausmaß seine Wettbewerbsfähigkeit. Beispiel Lohnstückkosten. Diese erreichen inzwischen wieder das hohe Niveau der neunziger Jahre („kollektiver Freizeitpark"). Grund: Die Löhne sind seit 2000 um 0,1% stärker gestiegen, als bisher berechnet. Das ergab die Generalrevision der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) durch das Statistische Bundesamt. Das erscheint unwesentlich, hat aber einen nennenswerten Effekt: 2018 flossen knapp 71% des Volkseinkommens an die Arbeitnehmer (nach vorheriger Rechnung 69%).
Keine Dynamik mehr beim Arbeitskräfteaufbau – Arbeitsgesetze haben Wettbewerbsfähigkeit weiter verschlechtert
Der Druck auf die Unternehmen, Mitarbeiter zu entlassen, ist somit höher, als bisher vermutet. Die Metall- und Elektroindustrie hat die vierthöchsten Lohnstückkosten in Europa. Nach 15 Jahren ist damit die Dynamik, Arbeitskräfte einzustellen, gestoppt. Der Arbeitsmarkt taugt nicht mehr dazu, die Konjunktur anzuschieben. Das betont Prof. Stefan Kooths vom IfW.
Die Bundesregierung hat die Bedingungen für die Unternehmen weiter verschlechtert. Die Reform des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes, das Rückkehrrecht aus Teilzeit, das Tariftransparenzgesetz, die Nachunternehmerhaftung oder das geplante Gesetz zur Begrenzung befristeter Verträge – sie alle erhöhen die Kosten und den bürokratischen Aufwand für Unternehmen. In anderen Ländern, etwa USA und Frankreich, wurden die Unternehmenssteuern gesenkt. In Deutschland besteht darauf keine Aussicht. Neue Renten- und Förderversprechen müssen finanziert werden.
Die Wettbewerbsfähigkeit des Landes lässt deshalb nach. Das Land ist im World Competitiveness Ranking der renommierten Hochschule IMD Lausanne innerhalb eines Jahres um zwei Plätze auf den 17. Rang von 63 Länder abgerutscht.
Fazit
Wenn die Politik nicht beginnt, stärker auf die Wettbewerbsfähigkeit zu achten, drohen bald wieder schmerzhafte Reformen. Noch kann mit Korrekturen gegengearbeitet werden.