Die Kernkraft-Illusion
Es wird in den nächsten Jahren kein großes Comeback der Atomkraft geben - weder in Deutschland, noch global. Das Aus des in den USA geplanten Mini-AKW ist ein weiterer Beleg für diese Prognose. Denn der Bau des Mini-AKW ist aufgrund der explodierenden Kosten gescheitert. Statt 4,2 Mrd. Dollar war bereits absehbar, dass der Bau mindestens 9,3 Mrd. Dollar kosten würde. Das Konsortium hat dem Projekt darum "den Stecker gezogen" und setzt nun auf deutlich billigere Wind- und Solarkraftwerke. Das US-Energieministerium wollte das Projekt mit 1,3 Mrd. USD subventionieren. Die Stromerzeugungskosten sollten bei 5,3 Euro ct/ kWh liegen. Nach steigenden Baukosten läge der Preis derzeit bei 8,2 ct/ kWh.
Extreme Kostensteigerungen verhageln Wirtschaftlichkeitsrechnung
Die extremen Kostensteigerungen sind bei allen AKW-Projekten das entscheidende Problem. Olkiluoto in Finnland kostete 11 Mrd. Euro (geplant 3 Mrd. Euro). Das Kraftwerk Vogtle in den USA wird mehr als 32,6 Mrd. Euro kosten (geplant 12,5 Mrd. Euro). Flammanville sollte 3,3 Mrd. Euro kosten, es werden wohl 13,3 Mrd. Euro. Bei vielen anderen Projekten sind die Kostensteigerungen ähnlich.
Es gibt zwar Ankündigungen zum Bau neuer AKW. Es dürften aber nur wenige AKW gebaut, die umfassend und sehr langfristig von den Staaten subventioniert werden. In Ungarn werden seit 2019 zwei neue Blöcke für das Kraftwerk Paks von einem Kredit des russischen Staats in Höhe von 10 Mrd. Euro an Ungarn finanziert. Großbritannien hat für den Bau von Hinckley Point C riesige Fördersummen gewährt. Über 35 Jahre wird sich die gesamte Förderung laut britischem Rechnungshof auf über 100 Mrd. Euro aufsummieren. Auch in China (21) und Indien (8) werden weitere AKW gebaut. Russland baut drei neue AKW, Frankreich plant 14.
Kein Ausbau der Kernenergie
Die neu errichteten AKW werden nur ältere ersetzen, die aus dem Betrieb genommen werden. Der Anteil der Kernkraftwerke am Energiemix wird global voraussichtlich höchstens bei 9% konstant bleiben. Vermutlich wird der Anteil sogar fallen. Allein um den Atomstrom-Anteil zu halten, müssten bis 2030 gut 120 neue Reaktoren gebaut werden. Bis 2050 müssten weitere 300 dazukommen. Derzeit befinden sich weltweit 53 Reaktoren im Bau. Die Internationale Energieagentur erwartet in keinem ihrer Szenarien, dass Atomkraftwerke ihren Anteil an der Stromerzeugung wieder deutlich ausbauen werden. Ihr Hoch hatten die AKW im Jahr 1996 mit einem Anteil von 17,5%.