Die großen Leitbörsen notieren ziemlich sorglos auf hohen Niveaus. Der Dow Jones hat sich wieder der Marke von 21.000 Punkten genähert. Der DAX hat sich erneut zum Allzeithoch bei 12.374 Zählern vorgetastet.
Es spricht viel dafür, dass es nun nicht weiter nach oben geht – sondern nach unten. Taktgeber wird die US-Börse sein, die erneut Warnsignale sendet. Der kleine Kursdämpfer nach Trumps Scheitern mit seiner Rückabwicklung von Obamacare war nur ein erstes Signal.
Nun hat die US-Notenbank einen Warnschuss abgefeuert. In der jüngsten Fed-Sitzung ging es hoch her. Das zeigt das Protokoll eindrucksvoll. Die wichtigsten Aussagen der Notenbanker in der Debatte: US-Aktien sind vielfach sehr teuer – und das ist die Mehrheitsmeinung der US-Geldhüter! Die US-Konjunktur entwickelt sich sehr stabil. Praktisch herrschen in den USA Vollbeschäftigung und steigender Lohndruck.
Die Ableitungen für die US-Geldpolitik sind klar. Die US-Zinsen werden steigen. So weit, so bekannt. Allerdings plädierten zuletzt mehr Fed-Mitglieder für schnellere Zinsanhebungen.
Das ist Gift für die Börse – auch wenn die Dosis bisher nur langsam steigt. Dessen Wirkung wird sich aber entfalten und könnte sich dann für einige Anleger und Investoren überraschend negativ zeigen. Denn die USA sind sehr zinssensitiv. Einerseits beruht ein enormer Teil der Wirtschaft auf Krediten (Autokredite, Kreditkarten). Aber auch die Börsen sind mit kreditfinanzieten Aktienkäufen hochgetrieben.
Realisieren die Anleger das neue Szenario, wird es zu Gewinnmitnahmen kommen. Schließlich sind die Börsen in der Trump-Rally um gut 15% gestiegen. Seit Jahresbeginn sind es etwa 8%. Sinkt die Kursdynamik nahe der Allzeithochs, werden Investoren Kasse machen und auf wieder günstigere Einstiegskurse warten.
Diese Bewegung werden die immer einflussreicheren Computerprogramme verstärken. Inzwischen werden 70% des Börsenhandels von Algorithmen bestimmt. Die verlängern Trends – obwohl diese z. B. fundamental kaum begründet erscheinen. So nähren steigende Kurse die weitere Hausse. Schalten die Programme aber um (durch welchen Auslöser auch immer), dann agieren sie ebenfalls wieder parallel – nur in die andere Richtung. Die Wahrscheinlichkeit ruppiger Trendwechsel (V-Muster im Chart) nimmt dadurch enorm zu. Dann nährt die Korrektur weiter fallende Kurse.
Für das zweite Quartal rechnen wir daher mit einem deutlichen Anstieg der Volatilität – und mit sinkenden Börsen. Anleger sollten Kursgewinne darum jetzt per Stopp-Kursen absichern oder können mit Put-Optionsscheinen, Short-ETF und entsprechenden Zertifikaten auf fallende Kurse setzen. Das puffert Verluste im Depot ab, wenn Aktien aus z. B. steuerlichen Gründen nicht verkauft werden sollen (vgl. S. 6).
Auch die Diversifikation in andere Währungen und Rohstoffe hilft, Schwankungen im Portfolio auszugleichen. Attraktiv erscheinen uns nach wie vor Rubel, mex. Peso, aber nach dem Absturz auch das Pfund. Dass solche strategischen und antizyklischen Investments langfristig erfolgreich sind, zeigt die Performance unseres Musterdepots. Im vorigen Jahr erzielten wir eine Rendite von 8,7%.
Fazit: Reduzieren und begrenzen Sie mit Blick auf das zweite Quartal das Risiko im Portfolio. Aktien erscheinen uns kurzfristig ausgereizt; „sichere“ Staatsanleihen sind ohnehin riskant und korrekturgefährdet. Stellen Sie sich auf größere Schwankungen ein. Gold hält das Depot ebenfalls stabil.