Aufputschmittel von Yellen für den Euro
Die Märkte können weiter spekulieren, wann die US-Währungshüter die Zinsen erneut anheben. An den Devisenmärkten wird das Zögern der Fed unterdessen konsequent umgesetzt.
Die US-Notenbank bewegt sich nicht – und setzt damit dennoch die Märkte in Bewegung. Die Fed hat die Leitzinsen unverändert bei 1,00 bis 1,25% belassen. Damit ist sie bisher zwei Zinsschritte nach oben gegangen. Direkt nach der US-Zinswende hatten die Märkte sich auf vier Zinsschritte im Jahr 2017 eingestellt. An ihrem Wirtschaftsausblick hielt Fed-Chefin Janet Yellen fest. Die Konjunktur sei robust, die Arbeitslosenzahl (4,4%) ist gering. Dennoch bleibt die Inflationsrate mit aktuell 1,4% noch deutlich unter dem Ziel der Fed (2%) zurück.
Die Märkte können nun weiter spekulieren. Wann die US-Währungshüter die Zinsen erneut anheben, bleibt offen und die Fed wahrt sich alle Optionen. Am Abbau ihrer aufgeblähten Bilanz will die Notenbank festhalten. Noch in diesem Jahr soll es konkrete Aussagen dazu geben, wie sie ihren Anleihenbestand reduzieren will.
Es ist nicht zu übersehen, dass die Fed sich zum Zögern entschieden hat. Darum wächst das Lager derer, die eine langsamere Gangart der Fed erwarten. Dahinter steht auch die Überlegung, dass sich die Wachstumsaussichten der US-Wirtschaft eintrüben könnten, wenn US-Präsident Donald Trump mit seiner Umgestaltung des Steuersystems scheitert. Praktisch vorangekommen ist er damit bisher kaum einen Millimeter.
An den Devisenmärkten wird das Zögern der Fed konsequent umgesetzt. Zwar hat die USA noch einen klaren Zinsvorsprung gegenüber der Eurozone. Der dürfte aber viel langsamer wachsen, als bislang von einigen gedacht – wenn überhaupt noch. Darum kommt es zu Umschichtungen in den Euro. Dessen Kurs hat inzwischen die 1,17 EUR/USD übersprungen (FK 6.7. und 20.7.). Die nächste Ziellinie für den Wechselkurs ist 1,20.
Der Euro-Anstieg setzt den DAX weiter unter Druck. Der Index hat sich zunächst in einem neuen Seitwärtsband zwischen 12.100 und 12.400 Punkten gefangen. Wir erwarten aber, dass der DAX im Sommerloch weiter nach unten laufen wird.
Damit entkoppeln sich US-Börse und DAX. Das wird dann zu einem Problem, wenn es auch an den US-Märkten zu einer Korrektur kommt. Der DAX dürfte dann noch kräftiger nach unten reagieren. Angesichts der hohen Erwartungen für die US-Unternehmen, die zuletzt nicht alle überzeugt haben, ist das ein Risiko.
Noch ein Blick auf den Ölpreis. Saudi-Arabien und Nigeria wollen ihre Öl-Exporte beschränken. Das stabilisiert die Preise. Aber beide Länder brauchen hohe Einnahmen. Saudi-Arabien soll 85 US-Dollar/Fass für einen ausgeglichenen Haushalt benötigen. Angesichts der Ölpreise ist der Druck hoch, viel zu verkaufen. Und: Die Zurückhaltung einiger Exporteure wird sofort von den Öl-Frackern aus den USA genutzt. So verlieren Länder, die den Preis mit Exportbeschränkungen stabilisieren wollen, direkt Marktanteile. Die Export-Deckelung ist also nicht lange durchzuhalten. Das Ölangebot bleibt darum hoch, der Preis bei maximal 55 US-Dollar/Fass.
Fazit: Der Rutsch im DAX auf 12.000 Punkte steht unmittelbar bevor. Dort dürfte es zunächst gute Kaufunterstützung geben. Die Haltelinien darunter liegen bei 11.500 und 10.800 Punkten.