Auslöser für Richtungsentscheidung gesucht
In welche Richtung tendieren die Börsen? Derzeit warten Anleger und Märkte auf das alles entscheidende Ereignis.
Die Weltbörsen suchen einen Auslöser für eine Trend-Entscheidung – und der Juni bietet reichlich Gelegenheiten. Heute hat die Europäische Notenbank (EZB) den Leitzins erwartungsgemäß unverändert belassen. Weitere Lockerungsmaßnahmen hat EZB-Chef Mario Draghi nicht konkret in Aussicht gestellt. Außerdem hat er angekündigt, dass die EZB die Käufe von Untenehmensanleihen ab 8. Juni ausweiten wird. Die OPEC wird dieser Tage die Märkte beeinflussen. Heute (Donnerstag) und morgen tagt die Organisation Erdöl exportierender Länder in Wien und versucht, ihre unterschiedlichen Interessen unter einen Hut zu bringen. So drängt der Iran weiter darauf, seine Förderung auszubauen. Saudi-Arabien will ebenfalls Marktanteile zurückgewinnen. Russland plädiert dagegen für abgestimmte Förderkürzungen, um den Ölpreis weiter zu stabilisieren. Dass sich die 13 Staaten, die noch immer gut 30% des weltweiten Öls fördern, auf eine Förderbegrenzung einigen, erwarten wir nicht. Darum gehen wir davon aus, dass die Aufwärtsdynamik beim Ölpreis nachlässt. Schließlich warten die Marktteilnehmer auf die Fed-Entscheidung (15.6.) und das Brexit-Votum (23.6.). Beiden Ereignissen wird von Händlern das Potenzial zugemessen, Auslöser für eine Trendentscheidung sein zu können. Ob es danach aber rauf oder runter geht, das mag am Markt niemand prognostizieren. Angesichts dieser Lage warten die meisten Händler in Hab-Acht-Stellung an der Seitenlinie. Sie werden erst loslaufen, wenn die großen Entscheidungen getroffen sind, sich der Zug der Investoren in Bewegung setzt. Dann ist sehr wahrscheinlich, dass es einen kräftigen Schub in die eine oder andere Richtung gibt. Denn einige Investoren könnten dann auf dem falschen Fuß erwischt werden und müssen auf den anrollenden Zug aufspringen. Doch Vorsicht: Rund um die Termine wird es hohe Volatilität geben. Muster sind die Kursbewegungen um Zinsentscheidungen. In solchen Situationen ist es durchaus üblich, dass der DAX schnell um 150 Punkte steigt, um in den nächsten Stunden prompt um 250 Zähler zu fallen. Anleger ignorieren diese kurzfristigen Ausschläge möglichst. So lange die Leitplanken im DAX bei 9.800 und 10.500 Punkten halten, gibt es keinen neuen Trend. Erst darunter oder darüber entsteht ein neues Bild – mit jeweils reichlich Handlungsspielraum. Gleiches gilt für den Dow Jones. Dessen dominierende Handelsspanne liegt weiter zwischen 17.500 und gut 18.100 Zählern. Sichtbar wird das stoische Abwarten der Profis auch am Eurokurs. Der hat sich wieder exakt in die Mitte seiner seit Anfang 2015 ausgebildeten Handelsspanne zurückgezogen. Damit verfestigt sich der Seitwärtstrend zwischen 1,04 und 1,16 EUR/USD. Selbst der Goldkurs, Indikator für Krisenstimmung an den Märkten, ist nach seiner Rally wieder ein Stück zurückgekommen und um 1.200 USD je Feinunze in Wartestellung.
Fazit: Auch wenn es vielleicht schwerfällt – warten Sie mit neuen Aktienkäufen (außer bei Sondersituationen wie z. B. Bayer) ab, bis die Trendentscheidung gefallen ist. Das kann aber gut und gerne noch vier Wochen dauern.