Chinas Wirtschaftsdaten sind Phantasie-Gebilde
China scheint seine Wirtschaftsdaten inzwischen so kräftig zu frisieren, dass auf die offiziellen Zahlen kaum noch Verlass ist. Darauf deuten FUCHSBRIEFE-Recherchen und Beobachtungen im Reich der Mitte hin. Für Unternehmen ist das ein Problem. Denn die Datenunsicherheit erschwert die Planungen und erhöht die Risiken für Unternehmen und deren Lieferketten.
Offiziellen Statistiken aus Peking zufolge ist Chinas Wirtschaft im vergangenen Jahr um 5,2% gewachsen. Das tatsächliche BIP-Wachstum dürfte aber bei 1,5% gelegen haben. Darauf deutet die jüngste Untersuchung der Forschungsgruppe Rhodium Group und die meisten Indikatoren für das Jahr 2023 hin.
Trübes Bild in Chinas Städten
Auch andere China-Beobachter zeichnen ein trübes Stimmungsbild. Die Bilder, die wir in China auf den Straßen der Hauptstadt Peking und in anderen Großstädten wahrnehmen, untermauern die pessimistische Einschätzung zur aktuellen Wirtschaftsleistung im Reich der Mitte. Viele Restaurants sind schlecht besucht, etliche Läden stehen leer. Die Verbraucher halten sich zurück und die Immobilienpreise fallen deutlich stärker als es die offiziellen Zahlen vermuten lassen. Diese Informationen übermittelt unsere China-Korrespondentin.
Zwar gab es an der Vertrauenswürdigkeit der Wachstumszahlen Chinas immer gewisse Zweifel. Inzwischen stehen die offiziellen Zahlen aber in krassem Widerspruch zu den Berichten aus dem Reich der Mitte. Für in China tätige Auslandsunternehmen ist die Kluft zwischen den Schätzungen und den offiziellen Daten zu den Wachstumsaussichten für dieses Jahr und darüber hinaus zu einem wichtigen Thema geworden und beeinflusst ihre weiteren Expansionspläne im Land.
Politisierte Wirtschaftszahlen
Die Messung des Wirtschaftswachstums ist zunehmend politisiert. Peking versucht, von der Kritik abzulenken, dass sein Wachstumsmodell zu stark von staatlich gesteuerten Investitionen abhängig ist. Gegen abweichende Meinungen zum offiziellen und positiven Wachstumsbild wird hart vorgegangen. Eine negative Berichterstattung wird vielen Instituten im Lande schlichtweg untersagt. Das vertieft zwangsläufig die Skepsis gegenüber der Richtigkeit offizieller Daten.
Einige Ökonomen glauben, dass Peking bei der Berechnung des BIP-Wachstums an einigen Stellschrauben dreht. Dazu gehört der Deflator. Damit wird die Inflation aus den Daten herausgerechnet, um so das preisbereinigte, reale Wachstum zu errechnen. Wenn der Deflator ein wenig höher oder niedriger gewählt wird, kann die offizielle Wachstumsrate nach oben oder unten verschoben werden. Oxford Economics, ein führender Anbieter globaler Wirtschaftsprognosen, geht davon aus, dass die offiziellen chinesischen Daten das BIP so um bis zu 20% aufblähen.