Achterbahn um 10.000 Punkte
Der DAX kreist um die 10.000 Punkte. Wohin die Reise an den Börsen geht, ist noch nicht sicher.
War sie das schon, die zweite von uns erwartete Abverkaufswelle? Wahrscheinlich noch nicht. Dennoch ist bemerkenswert, dass sich der Deutsche Aktienindex momentan bei der psychologisch wichtigen Marke von 10.000 Zählern stabilisiert. Kurzfristig bleibt der Markt aber auf Richtungsuche. Vor allem ist die aktuelle Handelsspanne nach oben begrenzt. Bei knapp unter 11.000 Punkten verläuft der langfristige Aufwärtstrend. Nur wenn der DAX darüber klettert und sich dort hält, erarbeitet sich der Index neues Potenzial nach oben. Am unteren Ende markiert das jüngste Tief von 9.648 Zählern die Auffanglinie. Wohin geht nun die Reise? Um diese Frage zu beantworten, haben wir in den vergangenen Tagen ausführlich mit etlichen Anlagestrategen von Privatbanken und Vermögensverwaltern gesprochen. Deren Markteinschätzung: Der DAX dürfte kurzfristig weiter klettern. Aber die Banker trauen dem Index nicht und sichern Positionen konsequent ab. Einige wollen die Aktien in den Depots halten, werden aber über 10.500 Zählern auch Short-Positionen eingehen. Die Mehrzahl der von uns befragten Profis und Berater rechnet damit, dass sich die Marktunruhe noch bis in den Oktober hinzieht und der DAX noch einmal kräftig abtaucht. Für das Jahr 2016 ist der Blick klar nach oben gerichtet. Die Gründe: Die akuten konjunkturellen Sorgen dürften nachlassen (Stichwort China). Erste Daten – zum Beispiel heute der starke Auftragseingang im Maschinenbau – untermauern das. Eine Jahresendrally ist sehr wahrscheinlich, insbesondere dann, wenn die Kurse des DAX jetzt unter Druck stehen. Denn gerade dann können die institutionellen Adressen relativ günstig einkaufen. Das wird den Markt noch in diesem Jahr anschieben. Die Rohstoffpreise bleiben günstig und stützen die Weltkonjunktur. Es dauert üblicherweise aber drei bis sechs Monate, bis dieser Effekt wirkt und in den Einkaufspreisen und somit Unternehmensgewinnen sichtbar wird. Das fundamentale Bild bleibt also gut und besser als die momentane Stimmung an den Börsen. Auch die Notenbanken, die Leitfiguren der Finanzmärkte, stehen weltweit weiter Gewehr bei Fuß. Die US-Notenbank zögert mit Zinserhöhungen so lange wie möglich und wird sie nur in homöopathischen Dosen durchführen. Die EZB hält den Niedrigzins unverändert bei 0,25%. Spekulationen über eine Ausweitung der Anleihenkäufe, wie sie gerade kolportiert werden, halten wir für Wunschdenken interessierter institutioneller Adressen. Auffällig ist der Ölpreis. Der scheint bei 45 US-Dollar je Fass (Brent) nahe seinem Tief zu notieren. Von dort ging es steil auf über 50 US-Dollar je Fass nach oben. Offenbar mussten einige Leerverkäufer, also Spekulanten auf fallende Preise, ihre Positionen eindecken. Damit verliert die Abwärtsbewegung an Schwung, der Ölpreis wird sich stabilisieren.
Fazit: Wir erwarten einen Schub im DAX nach oben bis auf 10.600 Punkte. Danach wird wieder ein neuer Rutsch nach unten wahrscheinlich. Aktive Anleger gehen diese Bewegung mit kurzfristigen Positionen mit. Strategen kaufen an schwachen Tagen ein.