Der IWF lernt dazu
Der IWF hat jetzt auch gemerkt, dass flexible Wechselkurse nicht immer Teil der Lösung sind. Sie können auch das Problem sein. Konsequenzen aus dieser Einsicht wurden aber noch nicht erkennbar.
Dass es um die ökonomische Kompetenz im IWF nicht immer zum Besten bestellt ist, dürfte für niemanden mehr ein Geheimnis sein. Aktuelles Beispiel: Der gerade erschienene Vorabbericht zum Artikel IV Report für die USA behauptet, dass die Verantwortlichen in den USA schnell und überzeugend auf den Schock durch die Corona-Epidemie reagiert hätten – just zu dem Zeitpunkt, da die zweite Welle aufgrund des Versagens der Trump-Aministration anläuft und die USA erneut in die Krise zieht.
In einem Punkt ist aber Fortschritt zu vermelden. Die Chef-Volkswirtin Gita Gopinath stellt in einem aktuellen Beitrag das IWF-Dogma vom Wert flexibler Wechselkurse in Frage. Die Argumente sind bekannt: In einer Weltwirtschaft, deren Transaktionen sehr stark auf wenige dominante Währungen (Dollar und mit Abstand dahinter Euro) konzentriert sind, verkehren sich Standardweisheiten wie „Abwertung der heimischen Währung kurbelt Exporte an und bremst Importe“ oft genug in ihr Gegenteil. Das ist etwa dann so, wenn Währungskredite in größerem Umfang eine Rolle spielen und die Abwertung der heimischen Währung in eine Aufwertung der Unternehmensschulden mündet und so deren Eigenkapital schwächt. Die wirtschaftspolitische Konsequenz sollte klar sein: Eine Stabilisierung der Währungen oder ein Festkurssystem haben bedeutende Vorteile. Aber soweit ist der IWF noch nicht.
Fazit: Der IWF verliert laufend an Einfluss aufgrund der mangelnden Kompetenz in der Sache und der offenkundigen Hörigkeit gegenüber der US-Politik.