Der nächste Haarschnitt
Es ist wieder soweit: 15 Jahre nach der letzten Umschuldung verhandelt Argentinien wieder mit seinen Gläubigern. Das Land möchte Tilgungsstreckung, herabgesetzte Zinsen und einen „Haarschnitt“, den Verzicht auf einen Teil des Kapitals. Die Angaben zum insgesamt im Feuer stehenden Volumen schwanken zwischen 70 Mrd. Dollar und 83 Mrd. Dollar. Das „Angebot“ der Regierung enthält ein dreijähriges Moratorium, eine Zinsreduktion um 62% und einen Schuldenschnitt um 5% des Nominalwertes.
Das Land ist zweifellos in ernsten Schwierigkeiten. Es kann nach Auffassung des IWF keinesfalls alle ausstehenden Schulden bedienen. Denn Argentinien erhält momentan kaum den nötigen Kredit, um die Zahlungsverpflichtungen zu finanzieren. Allein im laufenden Jahr müsste Argentinien mehr als 3 Mrd. Dollar für fällige Zinsen sowie eine größere Fälligkeit aufbringen. Diese Mittel sind in der aktuellen Krise nicht zu beschaffen.
Tilgung bereits ausgesetzt
Die Regierung in Buenos Aires hat bereits die anstehende Tilgung von 10 Mrd. Dollar in Anleihen nach lokalem Recht ausgesetzt. Die Regierung möchte einen formellen Default verhindern, der das Land erneut auf längere Zeit von den internationalen Kreditmärkten ausschließen würde. Dieser Ausschluss hatte Argentinien während der Kirchner-Ära schwer geschädigt. In dieser Zeit wurden das Importvolumen eng durch die verfügbaren Exporterlöse begrenzt. Das war unzureichend, um Investitionen und den Einkauf wichtiger Rohstoffe und Zulieferungen für die eigene Produktion zu finanzieren. Das hatte zu einer Auszehrung der Wirtschaft geführt, von der sich das Land bislang noch kaum erholt hat.
Unterdessen hat Moody´s das Rating Argentiniens von Caa2 auf Ca weiter gesenkt. Dahinter steht die Einschätzung, dass die Gläubiger mit erheblichen Verlusten zwischen 35% und 65% des Kapitalwerts (oder mehr) rechnen müssen.