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Euro-Krise flammt neu auf

EZB laviert weiter, um den Süden zu retten

Trübe Aussichten für die Eurozone. © theaphotography / stock.adobe.com
Die Europäische Zentralbank (EZB) ist inzwischen völlig aus der Zeit gefallen. Sie vernachlässigt ihr Mandat sträflich, weil sie sich zu stark hat politisieren und von den Südländern in Geiselhaft hat nehmen lassen. Und rund um die Geldhüter in Frankfurt herum ziehen die Notenbanker die Zinsen kräftig an. Das schlägt voll auf den Euro durch.
Die EZB hat überraschend ein Krisenmeeting einberufen, weil die Renditen der Staatsanleihen sich stark differenziert haben. Nun sucht sie nach einem neuen Ausweg, der ihr einerseits eine Inflationsbekämpfung ermöglicht, andererseits aber die hoch verschuldeten Südstaaten nicht überfordert. Das ist eine Mission Impossible. Es sei denn, die EZB lässt sich mal wieder ein "neues Instrument" einfallen.

Die Marktreaktion nach der EZB-Ankündigung: Eine kurze Beruhigung, danach steigende Nervosität. Denn die Märkte haben erkannt, dass die EZB selbst die Krise hervorgerufen hat. Und sie haben sie gemerkt, dass die EZB bis heute nicht den Brand löschen konnte, den sie im Euro-Währungsraum entfacht hat. Dreht sie nur eine wenig den Hahn zu, lodert das Großfeuer gleich kräftiger auf. Lässt sie ihn aufgedreht, droht der ganze Laden zu ersaufen.

EZB wird von den Märkten getestet

Die Märkte werden nun die EZB testen. Wie handlungsfähig ist sie noch? Die Zentralbank steht somit unter Druck, kurzfristig zu sagen, wie das neue Instrument funktioniert, das allen den Pelz wäscht, aber niemanden nass macht. Ein wenig geholfen hat die Zusage der EZB (bereits vom 9.6.), Rückzahlungen innerhalb ihres PEPP-Portfolios flexibel zu reinvestieren. Auslaufende Bundesanleihen werden dann z.B. durch italienische Anleihen ersetzt. Und das weit vor der eigentlichen Rückzahlung der Bundesanleihen. Doch es wird deutlich mehr kommen müssen, um Italien rauszupauken.

Das Problem: Die EZB kann nicht einfach wieder mehr Anleihen kaufen. Dieser bequeme Weg der vergangenen beinahe 15 Jahre ist angesichts ausufernder Inflationsraten versperrt. Greift sie stärker zugunsten einzelner Länder ein, könnte selbst der in diesen Fragen äußerst generöse EuGH die ohnehin suspekte Rechtsauffassung der Zentralbank monieren. 

EZB allein auf weiter Flur

Inzwischen sind die Grundsätze, die bei der Einführung der Währungsunion galten, soweit erodiert, dass „whatever ist takes“ in jeder Hinsicht greifen wird. Müsste Italien den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) um Hilfe bitten, wird das Geld mit geringen Auflagen Richtung Rom fließen. Dann kann die EZB OMT wieder einsetzen: Das ist der Wasserschlauch mit dem größten Volumen.

Die EZB ist inzwischen aber ziemlich allein unterwegs. Rund um sie herum erhöhen die Zentralbanken kräftig die Zinsen. So hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) die EZB überraschend überholt. Sie hat die Leitzinsen um 50 Basispunkte auf -0,25% angehoben. Die SNB hat damit vermutlich direkt auf die Ankündigungen der EZB reagiert. Eigentlich war die Markterwartung, dass die SNB der EZB folgen wird. Da die EZB aber gerade andeutet, dass sie keine konsequente Politik machen wird, haben die Schweizer die Reißleine gezogen. 

Schweiz und Großbritannien heben Zins an

Der Franken hat prompt den Turbo eingeschaltet. Gegenüber dem Euro ging es von 1,04 auf 1,0191 nach oben. Der Franken hat mittelfristig auch noch weiteres Potenzial. Denn der innere Wert des Euro wird immer dünner. Auch gegenüber dem Greenback hat die Währung der Eidgenossen einen enormen Sprung gemacht. Es ging von 1,19 auf 1,24 steil hinauf. Gegenüber dem Euro hat der Franken ebenfalls Aufwertungspotenzial, allerdings wegen der aggressiveren US-Notenbank weniger als gegenüber dem Euro. 

Auch die britische Notenbank hat weiter angezogen. Die Geldhüter in London hoben den Leitzins um weitere 0,25 Prozentpunkte auf 1,25% an. Angesichts der Inflationsrate von 9% ist das noch immer wenig. Weitere Zinsschritte sind zu erwarten. Der Euro leidet auch gegenüber dem Pfund unter der eigenen Schwäche. Das Pfund dürfte ebenfalls weiteres Potenzial nach oben haben. 
Fazit: Die Euro-Krise ist zurück - und das schon mit der Ankündigung eines ersten Zinsschrittes um 0,25 Prozentpunkte von einem minimalen Niveau aus. So lange die EZB laviert - und das dürfte noch lange sein - bleibt der Euro angeschlagen. Ein neues Rettungsprogramm mag kurzfristig helfen. Langfristig wird es nur eine weitere Runde sein, die der "Krug zum Brunnen" geht.
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