(Fast) alles gut
Abwärtsrisiken
Australien hat 2015 ein beachtliches Wachstum von 2,5% erzielt, muss jetzt aber mit einer ruhigeren Schlagzahl rechnen. Der Export von Bergbauprodukten, vor allem Erz und Kohle, lässt erkennbar nach. Wesentliche Gründe sind die schwächere Nachfrage Chinas und steil fallende Terms-of-Trade. Antrieb liefert die Binnenwirtschaft. Hier sind es vor allem Bautätigkeit und Dienstleistungen. Dank der geringen Inflation von zuletzt 1,7% haben die Währungshüter Spielraum für weitere Lockerungen. Das würde allerdings die ohnehin schwache Auslandsposition Australiens weiter schwächen. Die Netto-Auslandsschulden belaufen sich per Ende 2015 auf rund 61% vom BIP. Sie steigen mit dem beachtlichen Leistungsbilanzdefizit von 4,6% weiter ordentlich an, wie die Ratingagentur Fitch kürzlich herausstellte. Dem hat Australien wenig entgegenzusetzen. Das Land verliert wichtige industrielle Kapazitäten. Der Markt ist für sich genommen zu klein und der Export nach Asien aufgrund des Lohnniveaus und der Entfernungen zu teuer.
Fazit: Spekulationen über Zinssenkungen im Zuge der schwächeren Konjunktur werden den AUD schwächen.
Zinssenkung
Das Wachstum Neuseelands war mit 2,5% zuletzt beachtlich. Die Währungshüter der RBNZ haben ihre Leitzinsen trotzdem kürzlich um 25 Basispunkte gesenkt. Sie wollen damit der Überbewertung des NZD begegnen. Hintergrund ist im Kern der überraschend flache Zinstrend in den USA. Er droht den Außenwert der neuseeländischen Währung weiter hoch zu treiben. Der aktuelle RBNZ-Ausblick bringt eine nach oben revidierte Projektion des handelsgewichteten Außenwertes. Zudem ist die Inflation mit zuletzt 0,1% immer noch sehr schwach. Auch in Neuseeland liegt der Schwachpunkt in der Leistungsbilanz. Deren Defizit dürfte eher noch zunehmen. Denn insbesondere die landwirtschaftlichen Exporte – vor allem Molkereiprodukte – erzielen niedrige Preise. Zudem nimmt die asiatische Nachfrage eher ab. Das Wachstum dürfte aber aufgrund kräftiger Binnennachfrage kaum abfallen.
Fazit: Der NZD dürfte eher nachgeben, zumal neue Zinsspekulationen aufkommen werden.
Stärkere Binnennachfrage
Auch die Währungshüter in Jakarta haben die Gelegenheit der schwachen US-Zinsen genutzt. Sie haben selbst die Leitzinsen um 25 Basispunkte auf jetzt 6,75% gelockert. Raum dazu liefert nicht zuletzt die mit 4,4% im Zielbereich liegende Inflation. Auch die Aussicht auf eine solide Finanzpolitik unterstützt. Sie schafft mit der Umschichtung von Subventionen zu Investitionen (Infrastruktur, Bildung) Chancen auf stärkeres Wachstum. Die neuen Deregulierungen („big bang“) dürften soviel ausländisches Kapital anziehen, dass der notorische Schwachpunkt, das Defizit der Leistungsbilanz, durch Zuflüsse aus dem Ausland gedeckt wird. Nebeneffekt wird sein, dass die derzeit starken Portfolio-Investitionen durch Direktinvestitionen ersetzt werden. Das bringt zusätzliche Stabilität. Dieses Szenario würde weiter kräftiges Wachstum von der Binnennachfrage her erlauben, ohne das Gleichgewicht zu gefährden. Daher sollte auch auf längere Sicht eher mit positiven Überraschungen bei der Rupiah gerechnet werden.
Fazit: Wir erwarten eine leicht steigende Rupiah.
Politische Risiken
Lage und Aussichten der Wirtschaft auf den Philippinen sind positiv. Der Wachstumstrend hält sich bei 6%. Die Inflation liegt mit rund 1% nach 1,3% im Januar knapp unterm Ziel. Und die Leistungsbilanz weist Dank unverändert starker Transfers aus dem Ausland weiter leichte Überschüsse aus. Hinzu kommen beachtliche Zuflüsse durch Direktinvestitionen. Diese verschaffen dem Peso insgesamt eine solide Grundlage. Die Binnennachfrage sorgt ebenfalls für Wachstumsimpulse und steigende Beschäftigungszahlen im Inland. Dagegen schafft der Wahlkalender Unsicherheit: Die unterm Strich erfolgreiche Amtszeit von Präsident Benigno Aquimo endet definitiv. Wer bei den Wahlen am 9. Mai das Rennen um die Nachfolge macht, ist offen – ebenso, ob seine Politik dann fortgesetzt wird.
Fazit: Sofern die Politik nicht allzu sehr stört, dürfte der Peso stabil bleiben.
Schwacher Trend hält an
Taiwan ist aufgrund der engen Verflechtungen mit dem Festland besonders stark von der Abkühlung der Konjunktur in der Volksrepublik China betroffen. Die Industrieproduktion ging zuletzt im Februar um 5,6% im Jahresvergleich zurück. Die Exporte und damit die Beschäftigung sind ebenfalls auf dem Rückzug. Damit steht wohl ein weiteres, dann drittes Minus-Quartal ins Haus. Die Folge werden wohl weitere monetäre Lockerungen sein. Hinzu kommen wachsende politische Unsicherheiten. Die neue Regierung von Präsidentin Tsai Ing-wen sucht nicht nur Distanz zu Peking und dessen Machtansprüchen. Sie wird durch die anhaltende Rezession wirtschaftspolitisch gefordert. Fiskalische Impulse werden wahrscheinlicher.
Fazit: Der TWD sollte sich unterm Strich abschwächen.
6-Monats-Übersicht zu ausgewählten Währungen aus Ozeanien
Land | Währung/Zins | Aktueller Kurs | Ausblick 3 Monate | Ausblick 6 Monate | Prognose-sicherheit |
---|---|---|---|---|---|
Australien | AUD | 1,479 | 1,495 | 1,51 | sicher |
3m-Zins | 2,41 | 2,35 | 2,10 | ||
Neuseeland | NZD | 1,653 | 1,675 | 1,695 | sicher |
3m-Zins | 2,61 | 2,57 | 2,31 | ||
Indonesien | IDR | 14.803 | 14.750 | 14.500 | neutral |
3m-Zins | 7,13 | 7,20 | 7,20 | ||
Philippinen | PHP | 52,20 | 52,20 | 52,20 | unsicher |
3m-Zins | 1,47 | 1,50 | 1,50 | ||
Taiwan | TWD | 36,49 | 36,69 | 37,05 | neutral |
3m-Zins | 0,73 | 0,49 | 0,41 |
AUD: Der Aussie wird im Gefolge der Zinsspekulationen nachgeben.
NZD: Sinkende Zinsen schwächen den Kiwi.
IDR: Die Rupiah dürfte weiter von der Reformpolitik und den davon ausgelösten Direktinvestitionen profitieren.
PHP: Die Perspektiven des Peso bleiben im Vorfeld der Wahlen unsicher, die Fundamentaldaten deuten auf Stabilität.
TWD: Der Taiwan-Dollar wird durch die expansive Politik geschwächt.