Gewinnen mit Erdogan
Erdogans Verschwörungsphantasien haben reale Konsequenzen
Doch womit müssen Anleger ggf. rechnen? Das naheliegende Risiko sind Kapitalverkehrsbeschränkungen mit denen der Devisenmarkt für die Lira administrativ blockiert oder eingebremst wird. Die Türkei könnte so in die Klemme kommen, dass Zwangsmaßnahmen im Kapitalverkehr unumgänglich werden. Die Interventionen sind ein erster Hinweis in dieser Richtung. Hinzu kommt Erdogans Gerede über eine Verschwörung der Spekulanten gegen die Türkei. Das juristische Vorgehen gegen inländische Analysten und Investoren, die den Absturz der Lira prognostiziert haben, zeigt, dass er genügend Helfer im Apparat hat, die seine Wahnvorstellungen akzeptieren und ihn weiter unterstützen.
Eingeschränkte Konvertibilität
Konkret denkbar wäre ein gespaltener Devisenmarkt. Normale Konvertibilität gibt es nur auf Grundlage von Leistungsbilanztransaktionen. Daneben existiert ein beschränkter und eng regulierter Markt für eine „Finanz-Lira“. Darüber müssten dann auch die Derivate-Geschäfte abgerechnet werden.
Dieses Vorgehen wäre mit dem IWF-Abkommen vereinbar. Vergleichbares gab es in der Bundesrepublik der 50er Jahre. Das könnte zumindest kurzfristig ein wenig Druck aus dem Kessel nehmen. Allerdings bliebe dann fraglich, ob sich noch genügend neue Kreditgeber fänden, die die Defizite der Türkei finanzieren. Diese Überlegung würde allerdings ein gewisses Maß an Rationalität und Selbstkritik seitens Erdogans voraussetzen.
Fazit: Erdogan kann kurzfristig ein wenig Druck aus dem Kessel nehmen. Allerdings bliebe dann fraglich, ob sich noch genügend neue Kreditgeber finden, die die Defizite der Türkei finanzieren.
Empfehlung: Im Hinblick auf das Risiko administrativer Eingriffe und deren Folgen für die Kurse könnte es sinnvoll sein, durch eine Verringerung der Position ein Polster gegen unliebsame Überraschungen zu schaffen.