Noch eine Zinserhöhung
Brasilien ist wirtschaftspolitisch gelähmt. Die Regierungsspitze ist handlungsunfähig. Die fiskalischen Probleme werden sich verschärfen.
Die brasilianische Notenbank hat zum zweiten Mal im laufenden Jahr ihre Leitzinsen um 50 Basispunkte angehoben. Sie stehen jetzt bei 12,75%. Die Notenbank versucht so, den Inflationstrend zu brechen und den Außenwert des Real zu stabilisieren. In der Folge hat das Wachstum allerdings nachgelassen. Die Industrieproduktion stagniert. Die Lohneinkommen sind rückläufig. Der Konsum ist schwach. Daran wird sich wohl so bald nichts ändern. Denn im Mittelpunkt der Politik steht nicht die wirtschaftliche Misere des Landes, sondern der Korruptionsskandal beim staatlichen Ölunternehmen Petrobras. Dort hatte sich ein System verdeckter Parteienfinanzierung durch Kick-Backs im Rahmen der laufenden Aufträge für Bauleistungen etabliert. Baufirmen kamen bei Petrobras nur zum Zuge, wenn sie Zahlungen in die Parteikassen leisteten. Das geschah zu einer Zeit, als die heutige Präsidentin Rousseff noch als Vorsitzende des Petrobras-Aufsichtsrats fungierte.
Fazit: Da die Regierung kaum mehr handlungsfähig ist, dürften die fiskalischen Probleme nicht allzu schnell beseitigt werden. Sie werden sich zunächst weiter verschärfen.