Substanz wird ausgehöhlt
Der Euro wird weiter an Wert verlieren. Das ist die Folge der verzögerten EZB-Inflationsbekämpfung. Die Gemeinschaftswährung wird durch die "Geldhüter" immer weiter ausgehöhlt.
Die Europäische Zentralbank verbaut dem Euro momentan jegliche Aufwertungsperspektive. Das gilt zumindest gegenüber allen Währungen von Ländern, in denen die Notenbanken schon entschlossener die Inflation bekämpfen. Denn auch wenn die EZB ihre Geldpolitik leicht beschleunigt. Im Vergleich zur galoppierenden Inflation fällt sie dennoch immer weiter zurück.
EZB lässt Euro entgleiten
Die Substanz des Euro wird somit dauerhaft weiter ausgehöhlt. Angesichts der aktuellen Inflationsrate (5,1%) und der neuen EZB-Projektion von ebenfalls 5,1% im Jahresdurchschnitt ist es sehr wahrscheinlich, dass die Währungshüter schon in drei Monaten wieder eine neue (höhere) Inflationsannahme treffen müssen. Sie ziehen ihre Projektionen seit Monaten der Realität hinterher.
Der Euro bleibt in einem Umfeld aus hoher Inflation, hoher Liquidität und niedrigen Zinsen gefangen. Selbst wenn die EZB im vierten Quartal beginnen sollte zu handeln, wird ein erster Zinsschritt bei dann möglicherweise 7% oder 8% Inflation überhaupt keine Wirkung haben. Solche Inflationsraten sind aber nicht unwahrscheinlich, angesichts des Preisturbos, den der Ukraine-Krieg gezündet hat.
Zinsdifferenzen vergrößern sich vielfach
Gegen Währungen mit einer klaren Aufwärtsperspektive bei den Zinsen wird der Euro in den kommenden Monaten keine Chance haben. Stärker bleiben der USD, der CAD, das GBP. Der Franken ebenfalls, aber aufgrund seiner Sonderrolle als save haven. Stärker bleiben auch Währungen von Ländern, in denen die Konjunktur besser läuft (CNY, AUD). Aufwärtspotenzial hat die Gemeinschaftswährung nur gegen noch schwächere Kandidaten, bei denen die Zinsen ebenfalls am Boden liegen und die Wirtschaft nicht dynamisch wächst (z. B. JPY).
Fazit: Der Euro bekommt einen neuen Weichmacher verabreicht. Die EZB lässt ihn weiter abschmieren. Profiteure sind die Euro-Länder, die sich weiter billig verschulden können und deren Schulden wegen der Inflation zugleich entwertet werden.