Veritable Dollar-Schwäche
Etwas früher als von uns erwartet knickt der Dollar nach unten ein. Der Euro ist in einem fulminanten Sprung über die Hürde bei 1,20 EUR | USD hinweggestürmt. Damit öffnet sich die Gemeinschaftswährung einen neuen Handelskorridor zwischen 1,20 und 1,25 gegenüber dem Greenback. "Der Euro steigt, weil der Dollar fällt", kommentierte ein Devisenhändler fabulierend – eine bessere Begründung hatte er nicht.
Der Euro bricht aus
Der Grund für die akute Euro-Stärke dürfte aber in der Corona-Pandemie zu finden sein. Offenbar setzen die Forex-Händler auf einen schnelleren Impf-Erfolg in Europa als in den USA. In Großbritannien wurde bereits ein Impfstoff "notzugelassen". In Europa soll noch im Dezember über die Zulassung des Serums von Pfizer/Biontech entschieden werden. Angesichts der geringeren Infektionszahlen in Europa gegenüber den USA preisen die Devisenhändler offenbar gerade eine schnellere Rückkehr der Wirtschaft in einen Normal-Modus ein und verschieben Kapital aus dem Dollar in den Euro.
Diesem Szenario entsprechend passen wir die Range für EUR | USD nach oben an. Wir hatten mit der Bandbreite von 1,20 – 1,25 erst für das zweite Quartal 2021 prognostiziert. Dass der Greenback nun gegen den Euro schnell und tief abstürzt, erwarten wir aber nicht. Denn die europäischen Geldhüter werden noch im Dezember die Geldschleusen erneut weiter öffnen, jedenfalls haben sie das angekündigt. Das dürfte dem Euro etwas Schwung nehmen.
Impf-Hoffnung schwächt Dollar
Dass an den Währungsmärkten gerade die Impf-Hoffnung eingepreist wird, zeigt sich auch am Franken. Der sichere Hafen wird von den Investoren ebenfalls wieder verlassen - langsam, aber kontinuierlich. Parallel dazu heben wir auch für dieses Währungspaar unsere Bandbreite leicht zugunsten der Gemeinschaftswährung an.
Der Dollar muss auch gegen den Yen zurückstecken. Hier ging es inzwischen auf 104 USD | JPY abwärts. Damit fällt der Dollar klar auf die Unterstützung bei 103 USD | JPY zu. Diese sollte ihn zwar zunächst auffangen. Fällt die US-Währung aber darunter, wird der Wechselkurs bald zweistellig sein. Gespiegelt wird das Bilder der Dollarschwäche vom steigenden Gold-, Silber- und auch Bitcoin-Preis.
Renditen steigen
An den Anleihemärkten drehen die Renditen langsam nach oben. In den USA nähern sich die 10-jährigen wieder der Marke von 1% an. In Europa sind die deutschen Renditen vom Tief bei -0,65% wieder auf -0,55% geklettert. Dies- und jenseits des Atlantiks wird hier die mittelfristig absehbare konjunkturelle Beschleunigung eingepreist. Allerdings werden die Anleger auch immer stärker auf die stark steigenden Schulden und die damit verbundenen Inflationsrisiken achten. Das spricht dafür, dass die Renditen keinen neuen Drive nach unten mehr bekommen werden. Und während die Notenbanken das kurze Ende noch halbwegs kontrollieren können, haben sie nur wenig Macht über das lange Ende. Ein dezenter Zinsanstieg wird darum wahrscheinlicher.
Fazit: Die Dollar-Schwäche wird sich über den Jahreswechsel hinweg fortsetzen. Für einen $-Absturz ist die Eurozone wirtschaftlich nicht stark genug und einen Zinsvorsprung hat sie auch nicht.