Anleihen mit einer Laufzeit von 30 Jahren wurden erstmals wieder im Jahr 2014 begeben – nun wird ihr Volumen kräftig ausgebaut. Es wird durch Aufstockungen der bisherigen Emission um jeweils 2 Mrd. Euro in den Monaten Januar, Mai und September fast verdoppelt. Insgesamt wird der Bund Ende 2014 gut 13 Mrd. Euro in 30-jährigen Papieren finanziert haben. Im Gesamtjahr wird der Bund Anleihen im Volumen von 185,5 Mrd. Euro begeben, zuzüglich 10 bis 14 Mrd. Euro inflationsindexierter Anleihen.
Der Anteil der 30-jährigen Bonds an der Gesamtfinanzierung des Bundeshaushalts wächst damit überdurchschnittlich. Ihr Anteil am gesamten jährlichen Umschuldungsvolumen liegt 2015 bei 3,1%. Das Emissionsvolumen der 10-jährigen Anleihen wird zurückgefahren. Es sinkt von 27 auf 25%. Damit ergibt sich eine Verschiebung weg von 10-jährigen Papieren hin zu den Superlangläufern. Außerdem finanziert sich der Bund kurzfristig zu negativen Zinsen.
Die Fokussierung auf Langläufer ist für den Bund sinnvoll. So konserviert Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) das niedrige Zinsniveau und reduziert Zinsänderungsrisiken im Bundeshaushalt. Damit dieser Effekt signifikant wird, müsste das Volumen der 30-jährigen Papiere noch weiter zulegen. Aktuell machen diese Papiere 17% der gesamten Bundesschuld aus. Der Anteil der 10-jährigen Staatsanleihen liegt bei 43,9%. Steigt der Anteil der Superlangläufer in Richtung 30% und sinkt der Anteil der 10-jährigen auf ein ähnliches Niveau, kann der Bund Zinsänderungsrisiken sehr gut abfedern. Behält die Finanzagentur des Bundes, die die Schulden verwaltet, ihre aktuelle Marschroute bei, kann diese Verschiebung in den nächsten fünf bis sechs Jahren gelingen.
Abnehmer für derart langlaufende Papiere gibt es reichlich. Denn Versicherungen und Pensionskassen geraten angesichts der Niedrigzinsen in die Zinsfalle. Sie müssen Ausschüttungen möglichst lange relativ sicher kalkulieren können. Angesichts von Renditen von 0,16% für 10-jährige Anleihen sind Renditen von aktuell 0,63% für 30-jährige Bonds fast ein Segen – zumal der planbare Kupon derzeit bei 2,5% p. a. liegt.
Fazit: Ähnlich wie bei Infrastruktur-Investitionen gibt es bei der Fokussierung der Staatsfinanzierung auf lange Laufzeiten viele relevante Adressen mit ähnlichen Interessen. Der Bund dürfte auch in den kommenden Jahren den Anteil der Superlangläufer sukzessive ausbauen. Dies wird auch deswegen wahrscheinlicher, weil immer mehr Laufzeiten inzwischen negative Zinsen aufweisen.