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SVB-Pleite wird Debatte um Risiko von Staatsanleihen auslösen

Staatsanleihen bleiben auch künftig ohne Eigenkapitalunterlegung

© CHROMORANGE / Ernst Weingar… / picture alliance
Die Pleite der SVB in den USA hat neue Bank-Turbulenzen ausgelöst. Parallel dazu wird jetzt wieder eine Debatte über die Eigenkapitalunterlegung von Staatsanleihen hochkochen. Das wird jedoch nur eine "akademische" Diskussion bleiben. Eine System-Veränderungen ist trotz der erneuten Banken-Krise höchst unwahrscheinlich.

Die Pleite der SVB in den USA zeigt, dass eine wichtige Lehre der jüngsten Finanzkrise (Lehmann) nicht gezogen und in die Praxis umgesetzt wurde. Nach wie vor müssen Staatsanleihen von Banken nicht mit Eigenkapital unterlegt werden. Das führt dazu, dass die Geldhäuser übermäßige Risiken eingehen.

Die SVB hatte einen großen Teil der Kundengelder in Staatsanleihen angelegt. Aufgrund der Leitzinsanhebungen und Marktzinssteigerungen gerieten die Kurse der Anleihen unter Druck. Infolgedessen wurde des Eigenkapital der Bank verbraucht – bis es zum Crash kam. Die Unterlegung der Anleihen mit Eigenkapital hätte zumindest dafür gesorgt, dass die SVB ihre Anleiheinvestments nicht als risikolos betrachtet hätte.

Staatsanleihen sind nicht ohne Risiko

Die Politik und Banken-Regulierung haben eine günstige Phase verpasst, diese wichtige Strukturreform im Bankensektor umzusetzen. Die historische Phase von Null-Zinsen und überbordender Liquidität wäre gut dafür geeignet gewesen, die Geldhäuser stärker in die Eigenkapital-Pflicht zu nehmen. In der akuten Banken-Krise ist diese Reform natürlich nicht umsetzbar.

Folgerichtig fordern Ökonomen nun erneut, schärfere Eigenkapitalanforderungen für die Banken zu erlassen. Ifo-Chef Clemens Fuest: „Die Eigenkaptalfreiheit für Staatsanleihen ist ein Problem. Denn in Europa wirken bei den Zinssteigerungen die gleichen Mechanismen wie in den USA.“

Eigenkapitalunterlegung wird nicht kommen

Eine realistische Chance darauf sehen wir allerdings nicht. Würden Banken die gekauften Staatsanleihen mit Eigenkapital unterlegen müssen, wären die Investments deutlich weniger lukrativ.  Das hätte voraussichtlich zur Folge, dass die Geldhäuser deutlich weniger dieser Schuldtitel kaufen würden. Oder Investoren würden für das hinterlegte Eigenkapital und die Übernahme des Risikos höhere Renditen fordern. Die Zinsen würden für die Schuldner steigen und sich zwischen Schuldnern deutlicher spreizen. Genau das können sich die Staaten aber nicht leisten. Sie sind angesichts ausufernder Verschuldungsquoten darauf angewiesen, dass Staatsanleihen für Investoren möglichst attraktiv sind.

Fazit: Die Eigenkapitalunterlegung von Staatsanleihen wäre systematisch korrekt. Diese Maßnahme würde die Stabilitätsrisiken im Finanzmarkt verringern, allerdings auch die Kosten für Staatsanleihen in die Höhe treiben. Das ist in einem Umfeld steigender Zinsen noch weniger umsetzbar als bei Null-Zins. Es wird daher erneut nur bei einer Stabilitäts-Debatte bleiben.
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