Südländer vom Finanzmarkt abgekoppelt
Die jüngste US-Bankenkrise hat zu heftigen Kursturbulenzen geführt. Die Staatsanleihen der europäischen Südländer waren davon aber völlig unbeeindruckt. Das hat aber nichts mit einer besonderen Solidität zu tun, sondern ausschließlich mit der starken Hand der EZB, die inzwischen eine Vergemeinschaftung der Staatsschulden praktiziert.
Die Südländer der Eurozone haben sich inzwischen offenbar fast vollständig vom Finanzmarkt abgekoppelt. Das ist unsere Schlussfolgerung, die wir aus einer Analyse der Commerzbank ziehen. Die CoBa-Chefvolkswirte Jörg Krämer und Ralph Solveen zeigen, dass die Anleihen von Peripherieländern im März kaum unter den Marktturbulenzen und der gestiegenen allgemeinen Risikoaversion gelitten haben.
Südländer vom Finanzmarkt abgekoppelt
Der Grund für diese weitgehende Abkoppelung der Staatsanleihen vor allem von Italien und Spanien ist die starke Hand der Europäischen Zentralbank (EZB). Die hat mit dem schon 2012 beschlossenen OMT-Programm die Option geschaffen, in Krisensituationen unbegrenzt Anleihen strauchelnder Mitgliedsländer zu kaufen. Und sie tut genau das in seit Jahren in großem Umfang und hat sich schon längst vom "quotalen Kauf" verabschiedet. Die EZB hält inzwischen rund ein Drittel aller Staatsanleihen im Euroraum.
Zusätzlich wirkt nun noch das im Juli 2022 neu geschaffene Transmission Protection Instrument (TPI). Das erlaubt der EZB freihändig etwa italienische Staatsanleihen zu kaufen, wenn sie deren Risikoaufschläge für zu hoch hält. Zusätzlich profitieren die "Peripherieländer auch überproportional vom 750 Milliarden Euro schweren Corona-Wiederaufbaufonds", so Krämer.
Fazit: Die Entwicklung der einzelnen Länder hat keinen Einfluss mehr auf die Verschuldungs-Konditionen am Finanzmarkt. Die EZB hat damit am Markt bereits umgesetzt, worüber die Politik noch streitet. Im Kern bewirken die Maßnahmen der EZB bereits eine Art Vergemeinschaftung der Staatsschulden.