Die Schweizer Banken beweisen wenig Fingerspitzengefühl beim Umgang mit ihren deutschen Kunden. Im vergangenen Jahr fühlten sich die früher heiß umworbenen Private-Banking-Kunden rüde behandelt. Sie bekamen Ultimaten gesetzt und hatten den Nachweis zu erbringen, dass ihr Anlagevermögen versteuert ist – oder sie mussten gehen. Nicht anders geht jetzt die Zürcher Kantonalbank vor. Im Zuge einer Neupositionierung will sich die staatliche ZKB von 9.000 Kunden aus dem Ausland trennen. Betroffen sind viele Grenzgänger. Sie arbeiten in der Schweiz, wohnen aber im angrenzenden Ausland. Allein 57.000 kamen laut schweizerischer Statistikbehörde 2013 aus Deutschland. Die ZKB kündigte diese Konten „aus betriebswirtschaftlichen Gründen“ mit einer Frist von 60 Tagen. Dabei ist für Grenzgänger ein Schweizer Lohnkonto Pflicht. Zwar bekommen diese bei anderen Kantonalbanken ein neues Konto. Doch erstaunt der kühle Tonfall der Kündigungsschreiben. Ebenso vom Rauswurf betroffen sind „nicht steuerkonforme Kunden“ und solche, „die ihr Domizil nicht in den von der Bank definierten Zielmärkten haben“. Schweizer Politiker sind von diesen Nachrichten unangenehm berührt. Sie kritisieren das Vorgehen der ZKB als „unfreundlichen Akt“. Schon wegen ihres Referendums gegen unbegrenzten Ausländerzuzug hat die Schweiz viel Kritik einstecken müssen. Sie rechnet ohnehin mit harten Verhandlungen mit der EU zu bilateralen Wirtschaftsabkommen. In Blogs verstärkt sich vor diesem Hintergrund der Abgesang auf die schweizerische Bankenbranche. Kommentare lauten: „Wir begraben unser Schweizer Banking momentan geradezu“. Die Complianceabteilungen seien „paranoid geworden“. Das werde sich herumsprechen und dazu führen, dass sich Firmen in Luxemburg und Liechtenstein ansiedelten. Zwar ist der Abgesang auf die ganze Branche unberechtigt. So gewann die Credit Suisse als zweitgrößter Vermögensverwalter der Schweiz im 1. Quartal im Wealth Management 10,6 Mrd. CHF (8,7 Mrd. EUR) netto an Neugeld hinzu. Im grenzüberschreitenden Geschäft mit Westeuropa verlor sie jedoch per saldo 1,6 Mrd. Franken.
Fazit: Die Schweiz hat erst sehr spät „den Schuss gehört“ und ihre Steuerpraxis geändert. Jetzt aber schütten die Banken das Kind mit dem Bade aus. Der Ruf hat zumindest in Deutschland stark gelitten.