Liberalisierte Strombranche
Wie groß ist das Potenzial des japanischen Strommarktes, der 2016 liberalisiert wird? Neue Möglichkeiten eröffnen sich auch für deutsche Unternehmen.
2016 liberalisiert Japan seinen Strommarkt. Japanische Haushalte dürfen dann ihren Stromlieferanten frei aussuchen. Das ist in dem vom Senat am 11.06. reformierten Stromgesetz (Electric Utility Law) verankert. Bis heute können Haushalte Strom nur von einem festgelegten regionalen Energieversorger beziehen. Nur große Industrie-Abnehmer haben die freie Wahl. Die Branche erwartet nun einen heftigen Preiskampf um die Verbraucher. 40% des Strommarktes mit rund 84 Mio. Verträgen sind 73 Mrd. Dollar wert – und sie sind schwer umkämpft. Mehrere der zehn größten Stromversorger Japans haben bereits angekündigt, in den Wettbewerb mit ihren Konkurrenten in anderen Regionen einsteigen zu wollen. Die Hauptstadt Tokio und ihr Umland sind besonders umworben. Dort dominiert der bisher größte Energieversorger Japans, Tepco, den Markt. Das Unternehmen ist durch die AKW-Katastrophe in Fukushima unrühmlich bekannt geworden. Um dem steigenden Druck standzuhalten, will auch Tepco anderenorts wachsen. Die Chancen für neue Stromerzeuger sind begrenzt. Nur der Markt für Erneuerbare Energien ist noch unterentwickelt. Erzeuger Erneuerbarer Energien müssten sich jedoch ohne jegliche Unterstützung vom Staat gegen konventionelle Anlagen (Gas, Kohle, Atom) durchsetzen. Nach Fukushima wächst allerdings auch in Japan zunehmend die Akzeptanz für grüne Energie. Neue Möglichkeiten eröffnen sich für Dienstleister und Lieferanten, die Strom vom Erzeuger an den Endkunden bringen. Japanische Unternehmen aus anderen Branchen, wie Telekommunikation oder Einzelhandel, erwägen einen Quereinstieg. Sie wollen Verträge anbieten, die mehrere Dienstleistungen bündeln, z. B. Internet, Kabelfernsehen und Strom. Neuen Geschäftsmodellen in diesem Bereich steht künftig wenig im Wege. Tanksäulen für Elektroautos, Speicher und Anwendungen, die Strom zu günstigen Zeiten „tanken“, Bündelung von Gas- und Stromverträgen sowie günstige Stromangebote beim Immobilienverkauf sind nur wenige Beispiele.
Fazit: Deutsche Stromanbieter sind hohen Wettbewerb nach der Liberalisierung des Energiemarktes (1998) hierzulande gewohnt (FB 9.9.2013). Ihr Know-how wird in Japan in den nächsten Jahren benötigt.