Die bisher moderate reale Geldentwertung wird sich in den nächsten Monaten beschleunigen. Diesen Schluss müssen wir aus den aktuellen Inflationsdaten für Deutschland ziehen. Insbesondere Dienstleistungen, Mieten und Tabak sind teurer geworden.
Für Deutschland wurde die Inflation zuletzt mit 0,7% angegeben. Im Jahresdurchschnitt liegt die Inflationsrate zwar noch bei 0,3%. Aber auch das ist schon deutlich über dem Zins für 10-jährige Staatspapiere (akt. 0,05%). Der negative Realzins liegt damit bei fast 0,65%. Selbst im Vergleich zu Tagesgeld (0,25% im Durchschnitt) bleibt eine negative Rate von 0,45% p.a.
Auslöser für einen zusätzlichen Inflationsschub wird der Basiseffekt beim Ölpreis sein. Hintergrund: Der aktuelle Ölpreis liegt mit 52 US-Dollar je Fass zwar genau so hoch wie vor einem Jahr. Seinen Tiefpunkt hatte er im Januar bei unter 30 US-Dollar je Fass – und seither geht es kräftig aufwärts. Das wird sich in den kommenden Monaten in der Inflationsrate niederschlagen. Dieser Effekt wird sich bis Mai erhöhend auf die Inflationsrate auswirken. Gut möglich, dass diese dann auf über 1% steigt. Für 2017 erwarten die Volkswirte im Durchschnitt eine Inflationsrate von 1,6% in Deutschland.
In Kombination mit der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) nimmt die reale Geldentwertung zu. Auf ihrer heutigen Sitzung (Donnerstag) haben die Euro-Währungshüter keine Änderung beschlossen. Da sie eine Inflation von knapp 2% anstreben, werden sie an ihrer Zinspolitik auch so bald nichts ändern. Für deutsche Anleger wichtig: Die Inflationsrate in Deutschland dürfte hierzulande kontinuierlich über der Rate der Eurozone liegen (zuletzt 0,4%).
Schreiben wir diese Entwicklung für Europa in Richtung EZB-Ziel fort, ist für Deutschland eine Inflationsrate von etwas über 2,3% p.a. denkbar. Der reale Vermögensverlust wäre bei einer Nullzinspolitik dann schon kräftig spürbar.
Das wird zu Umschichtungen an den Finanzmärkten führen. Ein Ansteigen der Renditen für Anleihen ist zwar denkbar. Aber der Spielraum ist begrenzt. Denn die EZB wird weiter Anleihen kaufen, ihr Kaufprogramm nach dem März 2017 womöglich sogar fortsetzen. Diese Nachfrage begrenzt das Renditepotenzial bei Anleihen.
Andere Anlageklassen werden dann noch stärker als bisher in den Fokus rücken. Das Anleger-Dilemma: Wer eine wachsende sichere Vermögensvernichtung verhindern will, muss stärker ins Risiko gehen. Gefragt werden Realwerte sein. Dazu zählen vor allem Aktien. Die versprechen Dividenden (Zinsersatz) und im besten Falle Kurssteigerungen. Und sie sind gut handelbar. Daneben werden Immobilien, Rohstoffe und teure Gebrauchsgüter (z. B. Autos) gefragt sein.
Fazit: Die nächsten Monate dürften von einer spürbar anziehenden Inflation bei Nullzinsen geprägt sein. Das wird Vermögensumschichtungen in Richtung Realwerte und Risiko verstärken. Besondere Profiteure dürften Gold und Silber sein. Sie sind ein physischer Vermögensschutz und leiden nicht in einem Nullzinsumfeld.