Weltwirtschaft: America first
Auch wirtschaftspolitisch steht Amerika für Trump an erster Stelle.
Das Zeitalter von Globalisierung, Freihandel und Deregulierung bekommt einen starken Dämpfer. America first ist kein Lippenbekenntnis. Auch Donald Trump wird die alten Rostindustrien (Montan bis zum Walzwerk) von Pittsburgh bis Detroit nicht wieder (oder nur holprig) in Gang setzen können, so viel Protektion und Staatshilfe ist nicht möglich. Aber er wird die chinesischen Billigimporte drastisch beschränken (2015 = 21,5% der US-Importe von insgesamt rd. 1 Billion USD bei kläglichen 458 Mrd. Dollar US-Gesamt-Exporten). Ärger mit China ist kalkuliert, die neue Crew pro-russisch, aber kaum pro-chinesisch. Der Export Europas in die USA wird nicht leichter. Trumps Credo, „am besten alles in USA selbst herstellen“, Autos, Flugzeuge, Maschinen, Schiffe – das wird besonders die deutschen Autobauer treffen. Es gibt genügend tarifäre und nicht-tarifäre Daumenschrauben, die auf den Verhandlungstisch kommen können – zur Mehrung der US-Wirtschaftsleistung und der Arbeitsplätze. Zu Ende, jedenfalls in USA, ist auch das Zeitalter der Konjunktursteuerung mittels Geldpolitik. Jetzt kommen andere Hebel zur Anwendung, manche aus Reagan-Zeiten bekannt: Steuersenkungen auf ganzer Breite, vor allem bei der Körperschaftsteuer für Unternehmen, auch um die Rückkehr von im Ausland produzierenden US-Unternehmen schmackhaft zu machen. Die US-Staatsschulden von heute rd. 20 Billionen Dollar werden weiter kräftig steigen. Die Inflation wird mitmarschieren, die Hauspreis- und Vermögensblasen sowieso. Viel geborgtes Geld wird in die Infrastruktur fließen und sowohl Beschäftigung als auch Einkommensschübe stimulieren. Dazu kommt auf längere Sicht die Operation „Rückführung von Auslandsgewinnen“ vieler US-Unternehmen. Wenn Washington nach seriösen Rechnungen daraus etwa 150 Mrd. USD Abgaben erwartet, muss das Gesamtvolumen bei 1,5 Billionen US-Dollar Rückführungsvermögen liegen. Wenn dieser Batzen Geld auch nur zur Hälfte im Lande investiert (oder ausgeschüttet) würde, könnte er viel in Bewegung setzen. Auch die Infrastruktur könnte profitieren. Es wäre, da der Prozess längerfristig vorzustellen ist, ein dauerhaftes Konjunkturförderungsprogramm.
Fazit: Trumps protektionistische Bäume wachsen nicht in den Himmel. Dagegen steht schon der Senat. Dafür haben seine Ankurbelungsmaßnahmen durchaus (Erfolgs-)Chancen. Zwei, drei Jahre Trump-Boom sind gut möglich.