Geopolitische Blockbildung wird teuer
China hat kein Interesse an einer harten wirtschaftlichen Blockbildung. Darum stehen die heute (07.12.) beginnenden Konsultationen zwischen China und der EU unter guten Vorzeichen. China wird mit der EU eine gute Zusammenarbeit anstreben. So hat das Reich der Mitte vor einigen Tagen die Sanktionen gegen Litauen aufgehoben, die 2021 wegen der Eröffnung eines Taiwanischen Konsulats verhängt wurden. Das ist eine erste Handreichung. Weitere Themen werden der Marktzugang zu China für EU-Unternehmen und das Ungleichgewicht in den Handelsbeziehungen sein.
China wäre wirtschaftlich der größte Verlierer einer Blockbildung
Käme es zu einer Bildung von scharf getrennten Wirtschaftsblöcken, würde China am stärksten darunter leiden. Das zeigt eine Studie des Ifo-Instituts, in der die Kosten dieser Abgrenzung errechnet wurden. Chinas BIP könnte um 4,5% p.a. sinken. Bei einem BIP von 16.637 Mrd. Euro im Jahr 2022 würde sich der Verlust auf 748 Mrd. Euro summieren. Ein solcher Rückgang der Wirtschaft wäre für China nur schwer zu tragen und dürfte auch die politische Führung destabilisieren.
Die EU würde bei einer Blockbildung laut ifo etwa 1,6% ihres BIP verlieren. Das entspricht bei einem BIP von 15.806 Mrd. Euro im Jahr 2022 einem Betrag von 252 Mrd. Euro (Deutschland -1,65% BIP). Käme es zu einer abrupten Trennung zwischen den Blöcken, würde der Rückgang kurzfristig um 10% betragen.
USA haben Interesse an Blockbildung
Am wenigsten würden die USA leiden, so die ifo-Berechnungen. Sie müssten mit einem dauerhaft 0,8% niedrigeren BIP rechnen. Allerdings darf dabei nicht vergessen werden, dass China der wichtigste Finanzier der US-Schulden ist und den größten Anteil der US-Staatsanleihen hält. Daran hat sich trotz der forcierten Verkäufe durch das Reich der Mitte noch nichts strukturell geändert. China hat somit auch einen kräftigen Hebel, den USA zusätzliche Kosten aufzubürden.
Die USA wären laut ifo dennoch die relativen Gewinner einer Blockbildung. Washingtons Politiker sind sich dessen offenbar bewusst. Denn sie streben parteiübergreifend eine Entflechtung von China an. Kehrt Ruhe in der Ukraine und im Nahen Osten ein, dürften die Amerikaner den Druck auf Europa erhöhen, eine gewisse Distanz zu China aufzubauen.
Fazit: Eine geopolitische scharfe Blockbildung dürfte für fast alle Beteiligten teuer werden und das Wohlstandsniveau gefährden. Darum ist es gut, dass die EU mit China daran arbeitet, das multilaterale Handelssystem zu stärken. Der Druck aus den USA in Richtung China und EU, sich klarer zu positionieren, könnte im nächsten Jahr aber zunehmen.
Hinweis: Profiteure einer Blockbildung wären vor allem blockfreie Staaten wie Indien, die Türkei oder die Länder in Südamerika.