Lebenserwartung steigt deutlich langsamer
Die Lebenserwartung steigt in Großbritannien deutlich langsamer als zu Beginn des Jahrtausends. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts belief sich die Zuwachsrate der Lebenserwartung auf durchschnittlich 2% p.a. Inzwischen ist dieser Wert auf 0,5% gefallen. Das hat die Organisation der britischen Versicherungsmathematiker, das Institute and Faculty of Actuaries (IFOA), mitgeteilt.
Eine 65jährige Frau in UK kann derzeit mit einer Lebenserwartung von weiteren 22,4 Jahren rechnen. Bei einem gleichaltrigen Mann sind es 19,8 Jahre. Die letzte Berechnung des IFOA hatte noch um fünf Monate höher gelegen. Für eine Frau Jahrgang 1960 macht sich die geringere Steigerungsrate schon sehr deutlich bemerkbar. Konnte sie nach alter Rechnung mit einem statistischen Lebensalter von 106,5 Jahren rechnen, sind es jetzt noch 97,5.
Für diese Veränderung gibt es mehrere Gründe.
• Es wird bereits deutlich weniger geraucht. Schon deshalb lässt sich die Lebenserwartung nicht mehr so schnell weiter steigern wie zuvor.
• Herzkrankheiten werden jetzt schon sehr erfolgreich behandelt. Auch hier werden kaum noch deutlich lebensverlängernde Verbesserungen erwartet.
• Die Versorgung der Hochbetagten verschlechtert sich. Die Anzahl der 80- und 90jährigen ist in Großbritannien bereits so hoch, dass die ärztliche Versorgung und die Unterbringung in Pflegeheimen problematisch werden.
• Alte Menschen sind anfälliger für besonders kalte oder stürmische Winter oder sehr heiße Sommer.
• Der britische Lebensversicherer Phoenix sieht als zusätzliche Ursache, dass viele Alte „inaktiv" werden und sich schlecht ernähren. Das führt zu einer starken Zunahme der Diabetes-Erkrankungen.
Lebensversicherer können höhere Ausschüttungen vornehmen
Die Lebensversicherer profitieren von dieser Entwicklung. Aviva, Legal & General, Phoenix und die Pension Insurance Corporation lassen bereits etwas für ihre Aktionäre springen. Diese vier Gesellschaften verfügen gemeinsam über 1,5 Mrd. Pfund im Jahr zusätzlich, die sie für die verschiedensten Zwecke – darunter Ausschüttungen an die Anteilseigner - ausgeben können. Noch vor kurzem mussten diese Gelder zur Deckung der Ansprüche der Versicherten zurückbehalten werden.
Die Branche freut sich gegenwärtig über deutlich abnehmende Defizite in der Pensionsversicherung. Das wiederum beschleunigt den seit längerem zu beobachtenden Trend, dass Firmen aus allen Branchen ihre eigenen Pensionsverpflichtungen nicht mehr selbst managen, sondern sie komplett an die Versicherungswirtschaft auslagern.
Fazit
Dass in den USA die Lebenserwartung rückläufig ist, hatten wir schon vor einiger Zeit berichtet (FB vom 18.1.2018). Dort ist vor allem der Drogenkonsum eine wichtige Ursache. Auch andere westliche Staaten werden sich der Entwicklung nicht entziehen können. Im Versicherungsbereich stehen somit positive Überraschungen an.