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Parole: Sündenbock

Die neuen Wutbürger und die Wutpresse

Sieht eine Wutpresse am Werk: FUCHSBRIEFE-Chefredakteur Ralf Vielhaber. © Foto: Verlag FUCHSBRIEFE
Was ist nur mit diesem Land los? Eine Wutpresse schreibt drauflos, "basht" die Ungeimpften, und das ohne noch zu recherchieren. Hier wird Kampagnenjournalismus pro Impfpflicht betrieben. Und das, wo die Impfungen nur eine vorläufige Zulassung haben und die Fallzahlen an unerwünschten Nebenwirkungen exorbitant höher sind als bei anderen Impfungen. Das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit droht zu erodieren, fürchtet FUCHSBRIEFE-Chefredakteur Ralf Vielhaber

Deutschland gibt sich gerade einer bedauernswerten Desinformationskampagne hin. Parole: Sündenbock. Ich schreibe erneut dazu, weil das die Gesellschaft kaputt macht. Und weil sich ein zunehmender Teil der Bevölkerung der Diskussion entzieht und das Feld den neuen Wutbürgern und der Wutpresse überlässt.

Beispiele für die Wutpresse

In der FAZ versteigt sich Reinhard Müller zu der Aussage, die Grundrechte seien „kein Freibrief für Rücksichtslosigkeit“. In der Zeit fordert Christian Vooren allen Ernstes: Die Spaltung der Gesellschaft sei „nicht das Problem, sondern Teil einer Lösung“. In Bayern prescht der Ministerpräsident mit der schlechtesten Performance bei der Pandemiebekämpfung, Markus Söder, mit dem Ruf nach einer allgemeinen Impfpflicht vor. Sie alle folgen dem Chef des RKI, Lothar Wieler, der mit Panikrufen die gesamte Republik verrückt macht: „nationale Notlage“.

Die Begründung: Pandemie der Ungeimpften. Diese verhielten sich unsolidarisch, weil sie das Gesundheitssystem über Gebühr beanspruchten. Spiegel-US-Korrespondent Roland Nelles glaubt zu wissen: „Die Hauptschuld für dieses Desaster tragen die Impfverweigerer. Das Chaos ist vor allem ein Resultat ihrer Ignoranz und Sturheit.“ Besonnene Stimmen werden rar. Sie lese ich derzeit eher in der linken taz, wo es sich Redakteurin Eiken Bruhn gönnt, zu recherchieren und nachzudenken, bevor sie schreibt.

Wut macht blind

Wut macht blind. Machen wir noch mal den Versuch, die Fakten heranzuziehen und schauen uns die Lage im Jahresvergleich an. Vor genau einem Jahr, am 21. November 2020, gab es deutschlandweit 376 Fälle WENIGER, die intensiv behandelt werden mussten und 15 mehr, die invasis beatmet werden mussten. Die Impfquote damals: 0%. Die Impfquote jetzt: 67,5% über alle Altersgruppen hinweg und 85,5% bei den hoch vulnerablen mit über 65 Jahren.

Das bedeutet: annähernd 70% Impfquote machen bei der Bettenbelegung durch Covid-Patienten null Unterschied. Hinzu gezählt werden müssen noch einmal rund 5% Genesene sowie 6,6% Kinder unter 12 Jahren, die zwar das Virus mit sich herumtragen können, aber praktisch nicht erkranken.

Die Lage bei den Intensivbetten

Frei waren vor einem Jahr 5.085 Intensiv-Betten. 18.703 waren belegt – es gibt ja noch Kranke jenseits von Covid. (Und ich will hier gar nicht das Fass aufmachen, wer alles als Covid-Fall gezählt wird. Krebspatienten etwa, bei denen eine Viruslast festgestellt wird, gelten als Covid-Fälle, selbst wenn sie keine Krankheitssymptome zeigen. Medizinisch ist das nicht haltbar: Nur ein Patient, der Krankheitssymptome zeigt, gilt gemeinhin als krank und ansteckend.)

Aktuell sind noch 2.893 Betten frei. Jedoch nur 18.224 belegt.

Fazit: Notstand ist Folge des Kapazitätsabbaus

Fazit: Der Notstand in den Kliniken ist eindeutig eine Folge des Kapazitätsabbaus. Die Überlastung auf den Intensivstationen galt übrigens schon vor Covid und ist schon damals immer wieder von Pflegern thematisiert worden. Sie blieb nicht ohne öffentliches Gehör, aber ohne den heutigen Aufschrei.

Der Blick auf das Impf-Land Bremen

Bremen ist das Bundesland mit der höchsten Impfquote: 79,5%. Bei den hoch vulnerablen sind es 93%. Vor einem Jahr: jeweils 0%. Dort gab es vor einem Jahr 14 Covid-Intensivfälle mehr als aktuell und 10 mehr, die intensiv beatmet werden mussten. Überzeugt das Ergebnis? Mich nicht.

Nun kann man argumentieren, Bremen zeigt, was 10% mehr Impfungen ausmachen. Vielleicht ist das so. Dennoch ist die Impfung ein medizinischer Eingriff an gesunden Menschen. Diese müssen die Möglichkeit haben, frei zu entscheiden, ob sie dies wollen oder nicht. Sie sind keinem Kollektiv oder dem Volke verpflichtet, dessen Regierung derzeit nicht genügend Bettenkapazitäten vorhält. Obwohl es hunderte Milliarden für die Pandemie(folgen)bekämpfung locker gemacht hat. Um einen allseits beliebten Begriff zu zitieren: Eine solche Argumentation ist krude.

Jeder muss für sich selbst abwägen (dürfen)

Zumal gerade in den jüngeren Altersgruppen eine persönliche Abwägung vorgenommen werden muss: Wie hoch ist das Risiko an Covid schwer zu erkranken? Und wie hoch ist die Gefahr der Impfung? Auch dazu wird nicht ausreichend berichtet. Aufschluss gibt hier leider nicht das bei uns zuständige Paul-Ehrlich-Institut. Man muss schon in die US-Datenbank VAERS schauen, um sich angemessen zu informieren. Die Mumpsimpfung wird seit 39 Jahren verabreicht. 711 Fälle mit unerwünschten Nebenwirkungen. Tetanus: 53 Jahre verabreicht, 15.085 unerwünschte Nebenwirkungen. Hepatitis B seit 37 Jahren verabreicht, 104.619 Fälle unerwünschter Nebenwirkungen. Covid 19, 11 Monate verabreicht, 2.457.386 Fälle mit unerwünschten Nebenwirkungen.

Abgesehen davon: Mir persönlich sind zahlreiche Fälle aus dem Umfeld bekannt, die nach der Impfung deutlich anfälliger für andere Krankheiten waren. Ob eine Kausalität besteht? Niemand weiß es. Sie haben es nicht gemeldet. Berechtigt das, die Impfung abzulehnen? Ich finde ja. Berechtigt es zu allgemeiner Polemik gegen „Impf-Verweigerer“? Nein. Nur Ignoranten tun das.

Der Booster bringt nichts

Der Generalsekretär der Weltgesundheitsorganisation, Tedros Adhanom Ghebreyesus, hat nicht nur aus ethischen Gründen die Booster-Impfungen in den Industriestaaten verurteilt, während andernorts kaum die Erstimpfung durchgeführt wurde. Im Wissenschaftsmagazin The Lancet Rheumatology vom November 2021 heißt es, und ich fasse zusammen: Eine Booster-Impfung bringt nur immungeschwächten Patienten etwas. „Allgemeiner verabreichte dritte Impfstoffdosen erscheinen jedoch angesichts der verfügbaren Daten verfrüht.“ Oder vulgär: Der Booster bringt für gesunde Menschen keinen zusätzlichen Gewinn. Es ist also nicht nur die als zu zögerlich verunglimpfte Stiko, die hier auf der Bremse stand. Dennoch hat Gesundheitsminister Spahn den Kauf von 204 Millionen Impfdosen geplant. Damit kann man die gesamte Bevölkerung noch mehr als dreimal durchimpfen. Dabei ist der Impfstoff tiefgekühlt für maximal 7 Monate, im Kühlschrank 3 Monate brauchbar.

Der Vergleich mit Schweden

Werfen wir einen Blick auf Schweden. Das Land verfolgt bekanntermaßen eine gänzlich andere Strategie bei der Pandemiebekämpfung. Keine Lockdowns, alle Maßnahmen beruhen auf Freiwilligkeit. Das Leben in Schweden läuft wieder in normalen Bahnen. Maske trägt, wer will. Niemand fragt niemanden nach seinem Impfschein. Es wird viel weniger getestet als hier. Homeoffice ist eine Option für die meisten Arbeitnehmer. Die weit fortgeschrittene Digitalisierung der Verwaltung macht vieles sehr viel einfacher für jene, die Kontakte lieber weiter vermeiden. Der Kultursektor ist wieder zum Leben erwacht. Ein Optionsmodell also, das die Menschenwürde und körperliche Unversehrtheit des Einzelnen achtet, die viele bei uns gerade mit überschäumender Wut außer Kraft setzen wollen. Ich nenne sie inzwischen die Wutpresse.

Die neue Coronawelle „ist laut offiziellen Statistiken in Schweden bislang nicht angekommen“

Ein Zwischenfazit fällt inzwischen eindeutig zugunsten Schwedens aus. Die neue Coronawelle „ist laut offiziellen Statistiken in Schweden bislang nicht angekommen“, so Germany Trade and Invest, die Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland für Außenwirtschaft und Standortmarketing. Die Impfquote in Schweden ist mit 68,8% fast identisch zu Deutschland (67,5% „vollständig geimpft“), es gibt aber eine deutlich höhere Quote an „durchgeimpften“ alten Menschen (über 65), viel geringere Sterbezahlen auch im Verhältnis zur Gesamtbevölkerungszahl und leere Intensivstationen. Die Anzahl der täglichen Todesfälle ist hier mit um die 250 genauso hoch wie vor einem Jahr. Im Vergleich dazu Schweden: Im Vorjahr lag die tägliche Todesfallzahl um diese Zeit (seit Novemberbeginn) bei ca. 35, jetzt bei 4.

Die Wirtschaftszahlen sehen ohnehin besser aus. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist zwischen April und Juni 2021 im Jahresvergleich real um über 10% gestiegen, berichtet das nationale Statistikamt SCB. Im gesamten Jahr 2020 betrug das Minus 2,8%. Wichtiger Treiber war und ist der Privatkonsum. Nach einem leicht rückläufigen Jahresanfang stiegen die Ausgaben der Haushalte im 2. Quartal 2021 um über 9% gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum.

Der bessere Weg aus der Pandemie

Ich meine, der schwedische Weg hätte uns viel erspart. Die wirklich akut gefährdeten Bevölkerungsgruppen wären besser geschützt (gewesen). Es gäbe eine frühere Abschwächung der Pandemie, eine geringere Belastung der Wirtschaft und der öffentlichen wie privaten Haushalte und ein sehr viel gesünderes gesellschaftliches Klima. 

Berechtigt der Sachstand zu allgemeiner Polemik gegen „Impf-Verweigerer“? Nein. Nur Ignoranten tun das. In der Hoffnung, dass Sie noch nicht zu den Wutbürgern zählen, verbleibe ich mit herzlichem Gruß, Ihr Ralf Vielhaber

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