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Neue groß angelegte Studie erscheint 2023

Öffentlichkeit überinterpretiert Ergebnisse zur 4-Tage-Woche

Kalenderblätter. © Stauke / stock.adobe.com
Wie schön wäre doch die Welt, wenn die Arbeitswoche nur vier Tage hätte, der Lohn aber konstant bleibt? Das ist das in der Öffentlichkeit oft kommunizierte Bild der 4-Tage-Woche. In der Realität stellt es sich aber differenzierter dar. Das sollte man wissen, wenn im nächsten Jahr die Diskussion wieder Fahrt aufnehmen wird.

Stellen Sie sich darauf ein, dass die Diskussion um eine 4-Tage-Woche einen Schub bekommt. Denn aktuell wird das sechsmonatige Forschungsprojekt „4 Weeks Global“ aufgelegt. Daran beteiligen sich Unternehmen aus Australien, Irland, Kanada, Neuseeland, den USA und UK (FB vom 17.02.). Die Ergebnisse dieser breiten Studie werden die Diskussion weiter anfachen (Veröffentlichung 2023). 

Deutsche Unternehmen können dabei verhältnismäßig gelassen sein. Denn eine gesetzliche 4-Tage-Woche ist für Deutschland derzeit unrealistisch. Auf einen möglichen Diskurs mit ihren Mitarbeitenden sollten sie aber dennoch vorbereitet sein. 

Island: Zwang zu mehr Effizienz hält Produktivität

Die theoretische Idee: Weniger Arbeitszeit führt zu mehr Erholung und Motivation und damit insgesamt zur gleichen Leistung. Die bisherigen Studienergebnisse haben meist einen positiven Tenor. Sie werden aber auch oft überbewertet. 

Die Realität ist aber komplexer. In einer viel zitierten Studie aus Island kam das Forschungsteam zu dem Ergebnis, dass die Produktivität vor allem daher gleichgeblieben sei, weil die Unternehmen aufgrund der geringeren Wochenarbeitszeit zu mehr Effizienz gezwungen wurden. Alle Prozesse kamen auf den Prüfstand und vor allem Meetings wurden „eingedampft“. Zudem wussten die Angestellten, dass sie an einer Studie teilnehmen. Das könnte laut Kritikern zu einer höheren Arbeitsmoral geführt haben, die die Ergebnisse verfälschte.

Spanien: Teure Sozialmaßnahme

Auch Spanien steht aktuell im Fokus der 4-Tage-Fans. Denn in Spanien ist es tatsächlich so, dass in einem Modellprojekt, an dem sich hauptsächlich KMU beteiligen, die Mitarbeiter einen Tag weniger arbeiten bei vollem Lohn. Um die nicht abgeleistete Arbeit zu kompensieren, wird ein neuer Angestellter eingestellt. Madrid will damit gegen die Jugendarbeitslosigkeit vorgehen und bezahlt den Unternehmen die zusätzlichen Angestellten. Dabei handelt es sich also um eine Sozialmaßnahme, die den Haushalt belastet.

Belgien: 4-Tage, aber länger pro Tag

Viel zitiert wird auch das Belgische 4-Tage-Gesetz. Dort ist es Arbeitnehmern seit Februar gestattet auszuwählen, ob sie vier oder fünf Tage in der Woche arbeiten wollen. Aber: Das geht nicht mit einer Verkürzung der Arbeitszeit einher. Wer vier Tage die Woche arbeiten will, bleibt pro Tag 10 Stunden im Betrieb. Die 4-Tage-Woche ist also keine Zeitverkürzung.

Deutsches Arbeitsrecht legt Steine in den Weg

Für Deutschland kommt die 4-Tage-Woche bisher kaum in Betracht. Für das belgische Modell bräuchte es eine Novelle des Arbeitsrechts. Das schreibt gemäß § 3 ArbZG einen Zeitausgleich vor. Der stellt sicher, dass Arbeitnehmer im Durchschnitt von 24 Wochen maximal acht Stunden pro Werktag arbeiten. Ein flexibleres Gesetzgebungsverfahren ist bisher nicht in Arbeit.

Fazit: In der Theorie gibt es keinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Unternehmer, die die Fakten zum Experiment "4-Tage-Woche" kennen, können besser mit der eigenen Belegschaft diskutieren - und das oft kommunizierte Bild auch für Arbeitnehmer klarer zeichnen.
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