Gesundheitskarte passé – und jetzt?
Die Gesundheitskarte scheint so gut wie tot. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) plädiert für ihre „Überprüfung" – mit Rückendeckung der Kanzlerin. Und das nach rund 15 Jahren Entwicklungszeit und ca. 1 Milliarde an Kosten. Bis Jahresende ist sogar noch die nächste Ausweitung der Leistungserfassung durch die Gesundheitskarte gesetzlich vereinbart. Doch das Motto lautet: Lieber ein Ende mit Schrecken als Schrecken ohne Ende – siehe Flughafen BER.
Spahn schweben jetzt Online-basierte Lösungen vor. Das ist sicherlich nutzerfreundlich und moderner als das seit Ewigkeiten entwickelte technische Konzept der kritisierten Karte.
Der Vorstoß verfehlt sein Ziel
Doch damit zielt er am Kern des Problems vorbei. Es geht darum, Patientendaten für die Profis jederzeit verfügbar zu machen. Doppeluntersuchungen müssen vermieden, unnötige Untersuchungen und Verschreibungen transparent werden. Nur dann können die ohnehin ausufernden Krankheitskosten im Rahmen gehalten werden. Im Ergebnis muss eine effiziente Leistungskontrolle durch die Krankenkassen bzw. zwischen den Krankenhäusern und Ärzten her.
Hier gibt es bisher Defizite. Das sorgt für hohe Kosten. Nicht zuletzt fehlt es an umfassenden Analysen des Krankheitszustandes von Patienten und den sich daraus ableitenden künftigen Behandlungen.
Gesetzlich soll dieser Schritt bis Ende des Jahres durch die elektronische Patientenakte kommen. Darin sollen alle Daten von Patienten für Behandlungen verfügbar sein. Doch sie benötigt die Karte als Datenträger.
Fazit: Spahns Vorstoß wirkt populär. Doch solange kein Ersatz für die Karte entwickelt ist, sind auch andere kostensparende Innovationen für die Katz. Wird die Sache jetzt abgeblasen, ist das ein Armutszeugnis für Politik, Verbände und Industrie.