Länger arbeiten unumgänglich
Deutschland hat Bevölkerungszuwachs. Zumindest bis 2023. Das zeigen neueste Zahlen. Das Problem für die Rentenkasse bleibt dennoch bestehen.
Auch die derzeit hohen Zuwanderungszahlen werden die Deutschen nicht davor bewahren, länger zu arbeiten. Zwar wird entgegen bisherigen Prognosen des Statistischen Bundesamts die Bevölkerung bis 2028 weiter wachsen. Das zeigen Zahlen des IW Köln. Das Institut hat die hohe Zuwanderung der letzten beiden Jahre und die Prognosen bis 2020 in die Bevölkerungsstatistik einberechnet. Erst ab 2028 sinkt die Bevölkerungszahl. Im Jahr 2035 wird sie dann bei 83,1 Millionen Personen liegen – 1,2 Millionen mehr als heute. Von den zwei Millionen Einwanderern 2015 waren etwa die Hälfte Flüchtlinge. Die niedrige Arbeitslosigkeit macht Deutschland als Einwanderungsland attraktiv. Aber: Die Einwanderung ändert wenig an dem Überalterungsproblem Deutschlands. Der Anteil der über 67-jährigen an der Gesamtbevölkerung steigt von 18,8% 2015 auf 25,8% im Jahr 2035. Auch die überwiegend jungen Zuwanderer können rein zahlenmäßig den Renteneintritt der Babyboomer-Generation nicht ausgleichen. Das Erwerbspersonen-Potenzial nimmt in den kommenden 20 Jahren um 3,9 Millionen ab und liegt 2035 bei 52,7 Millionen. Ein Minus von 7%. Um das Rentensystem dauerhaft finanzieren zu können, fordert das IW daher die Kopplung des Renteneintrittsalters an die Lebenserwartung. In einem umlagefinanzierten System sei das mittelfristig unumgänglich, so das Institut. Um die Rentenkassen so gut wie möglich zu unterfüttern, müssten Flüchtlinge möglichst schnell in den sozialversicherungspflichtigen Arbeitsmarkt. Und es sollen (noch) mehr Frauen und – jetzt wird’s politisch heikel – Ältere in Arbeit. Das widerspricht der aktuellen Diskussion vor allem in der SPD. Zudem kann mehr Vollzeitarbeit und die Erhöhung der Produktivität durch passgenaue Bildung und Qualifikation den Kassenschock im Rentensystem abmildern.
Fazit: Einwanderung lindert bestenfalls, löst aber nicht das Demografieproblem im Rentensystem. Im Klartext heißt das: länger arbeiten und zwar von Jahrgang zu Jahrgang.