Schon bald steht uns eine Diskussion über die Anhebung des Mindestlohns ins Haus. Der Grund: Zirka 206.000 Flüchtlinge könnten im nächsten Jahr auf den Arbeitsmarkt kommen. Und sie werden Lohndruck nach unten ausüben – etwa auch durch unterbleibende Lohnanhebungen. Vor allem die unteren Lohngruppen wird es treffen. Das erwartet jedenfalls Prof. Oliver Holtemöller, Leiter der Abteilung Makroökonomik am Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Das IWH hat sich im Rahmen seiner Herbst-Konjunkturprognose mit den Auswirkungen der Zuwanderung auf den Arbeitsmarkt beschäftigt.
Für Arbeitgeber, die viele Beschäftigte mit Mindestlöhnen anstellen, wird das Schlaraffenland aber nicht lange Bestand haben. Denn es ist abzusehen, dass die politische Linke dazu schnell eine Diskussion aufbringen wird. Tenor: Es darf nicht sein, dass ausgerechnet untere Lohngruppen die Last der Zuwanderung tragen müssen. Da wird nur eins helfen: Mindestlohn rauf. Die erste Überprüfung des Mindestlohns – derzeit 8,50 Euro/Stunde – soll bereits eine Anhebung 2017 bringen.
Fazit: Für die Tarifpartner, voran die Gewerkschaften, wird das eine heikle Sache. Einerseits werden sie sich ihren Mitgliedern und ihrer solidarischen Ader verpflichtet fühlen. Andererseits wird sich zeigen, welchem politischen Druck von außen die Lohnfindung jetzt ausgesetzt ist.