Klimawandel im Portfolio
In den europäischen Pensionskassen vollzieht sich ein Mentalitätswechsel. Der manifestiert sich in ihrer Anlagepolitik. Nachhaltige Investments und die Einhaltung von ESG-Standards (Environmental, Social and Corporate Governance) rücken stärker in den Vordergrund der institutionellen Investoren.
Die Zahl der europäischen Pensionskassen, die Investitionsrisiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel berücksichtigen, wächst stark. Im Vergleich zum Vorjahr hat sie sich mehr als verdreifacht, so der aktuelle Mercer European Asset Allocation Report. Allerdings ist der Anteil mit 17% aller 912 befragten Pensionskassen insgesamt noch gering. Im Jahr 2017 lag ihr Anteil allerdings nur bei 5%.
Keine ideologische Motivation
Die Pensionskassen sind keine Überzeugungs-Täter. Die Hinwendung zu ESG-Anlagen beruht nicht auf veränderten Erwartungen hinsichtlich der Rendite. Auch eine Minimierung des Risikos ist nicht der wesentlicher Treiber der Umorientierung. Der wichtigste Impuls für die stärkere Berücksichtigung von ESG-Kriterien sind zunehmende regulatorische Anforderungen. Die beeinflussen institutionelle Investoren maßgeblich uns führen zu einer Prüfung von finanziellen und politischen Risiken und zur Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsfaktoren, so Mercer.
Besonders hoch ist der öffentliche Druck offenbar in Großbritannien. Dort haben 14 bedeutende Pensionsfonds dieser Tage eine schriftliche Mahnung erhalten. Das hören wir aus London. Absender ist die ClientEarth-Organisation, eine gemeinnützige Umweltrechtsorganisation. Sie droht den Pensionsfonds mit Klagen, wenn sie die Auswirkungen des Klimawandels auf ihre Pensionszusagen nicht umgehend untersuchten und veröffentlichten. Denn ohne die Berücksichtigung des Klimawandels in der Anlagepolitik seien die zukünftigen Einkommen der Pensionäre eindeutig gefährdet. ClientEarth betont, dass sich die Pensionsfonds dem Risiko von Schadenersatzklagen wegen Verletzung ihrer treuhänderischen Pflichten aussetzten, wenn sie nicht auf den Klimawandel und dessen Auswirkungen auf die Kapitalanlagen reagierten.
Fazit: Institutionelle Investoren berücksichtigen häufiger ESG-Kriterien. Da die regulatorischen Vorgaben noch zunehmen, wird sich dieser Trend beschleunigen.