Überschaubare Sanktionsfolgen
Die Sanktionsspirale zwischen Russland und der EU dreht sich. Das hat Folgen für die Wirtschaft der baltischen Staaten.
Der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland samt den davon ausgelösten Sanktionen trifft die baltischen Staaten. Neben den Exportmöglichkeiten gehen auch Arbeitsplätze im am Russland-EU-Transit hängenden Dienstleistungssektor verloren. So ist ein großer Teil des lettischen Speditionsgewerbes bedroht. Die Firmen haben bislang etwa 40% des Transportvolumens eingebüßt. Betroffen ist vor allem der Handel mit Lebensmitteln durch Kühltransporte. Den Effekt der bisherigen Sanktionen bezifferte Zentralbankchef Ilmars Rimsevics mit einer Korrektur der Wachstumsprognose für das laufende Jahr von 3,3% auf 3,0% (2,5% für 2015). Die Zentralbank Litauens hat ihre Prognosen ebenfalls angepasst. Sie geht jetzt von 2,9% und 3,3% für 2014/15 aus. Ursache für diesen moderaten Effekt ist die klar auf die EU ausgerichtete Exportstruktur. Der Handel mit Russland dominiert nicht mehr die Ausfuhren. Ähnliches gilt für Estland. Dort kam es aufgrund der schwachen EU-Exporte sogar zu einem Konjunktureinbruch. Für dieses Jahr werden nur 0,7% Wachstum erwartet. Das 2. Quartal brachte allerdings bereits eine Erholung mit einem Zuwachs von 2,4% zum Vorjahr. In allen drei Ländern kommen fiskalische Belastungen durch steigende Verteidigungsausgaben hinzu. Die eigenen Streitkräfte werden verstärkt. Auch die Stationierung zusätzlicher NATO-Truppen zieht finanziellen Mehraufwand nach sich. In diesem Zusammenhang bleibt abzuwarten, wie weit sich die Sanktionsspirale noch dreht. Der politische Druck Russlands vor allem auf Estland wächst derzeit deutlich. Das könnte zu neuen Sanktionsrunden beider Seiten führen.
Fazit: Die genannten Zahlen deuten auf bislang eher moderate Effekte der Sanktionen.