Streitfall Russland
Italien will keine Sanktionen gegen Russland. Als Vorsitzender im Rat der EU muss Rom einen diplomatischen Spagat zu eigenen Wirtschaftsinteressen schaffen.
Kaum hat Italien die EU-Ratspräsidentschaft am 1. Juli übernommen, steht prompt der erste Konflikt auf der Agenda. Europäische Diplomaten beklagen die Unwilligkeit Italiens, schärfere Sanktionen wegen des Ukraine-Konfliktes gegenüber Russland einführen zu wollen. Die italienische Regierung weist diese Vorwürfe zurück. Sie will zwischen Brüssel und Moskau vermitteln. In der EU profitiert Italien nach Deutschland am stärksten von den Handelsbeziehungen zu Russland. Moskau hat außerdem über Anteile der Wirtschaft großen Einfluss am Konzern Pirelli und der Arbeit der UniCredit Bank in Russland. Im Falle von Sanktionen kommt nach Schätzungen ein 10-Mrd.-Euro hoher Schaden auf die Wirtschaft Italiens zu. Zudem versucht Rom die zunehmend russlandkritische Position Deutschlands auszugleichen.