Totalitäre Maßnahmen
Chinas Kontrollmethoden nehmen immer stärker totalitäre Züge an. Seit dem 1. Dezember muss in China jeder Käufer eines Mobiltelefons sein Gesicht amtlich ablichten lassen. Die daraus gewonnenen Daten fließen in unzählige staatliche Kanäle. Polizei und andere Behörden haben damit nach kurzer Zeit zu jeder Telefonnummer automatisch auch das Bild des Eigentümers. Schon jetzt wird damit experimentiert, neben dem Gesicht des Käufers zugleich auch die Iris von dessen Augen zu fotografieren und zu speichern. Mehr als 850 Mio. Menschen in China (ca. 65% der Bevölkerung) nutzen ihre mobilen Geräte, um auf das Internet zuzugreifen.
Zugleich arbeiten die chinesischen Behörden an der Vervollkommnung der Erkennungsfunktionen des Systems. Dazu wird mit Panda-Bären und den Einwohnern von Zimbabwe in Afrika experimentiert. Die Pandas bieten sich an, weil ihre Ähnlichkeit untereinander so groß ist, dass sie viel schwerer als Menschen auseinanderzuhalten sind. Bei den schwarzen Bewohnern Zimbabwes strebt China nach der Vervollkommnung der Gesichtserkennung bei Menschen, die nicht aus Europa oder Amerika stammen. Peking hat dazu schon die Datenbestände der Regierung in Zimbabwe für mehr als eine Million Einwohner zu Testzwecken erworben.
200 Millionen Kameras überwachen das öffentliche Leben
In China selbst sind für die verschiedensten Überwachungszwecke rund 200 Mio. hochwertige Gesichtserkennungskameras installiert. Das zuständige Ministerium für Industrie und Informationstechnik hat jetzt angekündigt, diese Zahl bis 2022 auf 600 Mio. Kameras zu verdreifachen. Die meisten Kameras sind für Überwachungszwecke an Straßen, Bahnhöfen, NahverkehrsHaltepunkten und Standorten mit besonderem Schutzbedürfnis (meist staatliche Stellen) angebracht.
Bisher konzentriert sich das auf mittlere und größere Städte. Auf die Dauer sollen auch Kleinstädte und die Landbevölkerung erfasst werden. Begründet wird das mit der Notwendigkeit einer besseren Überwachung zum Schutz der Bevölkerung.
Kommerzielle Gesichtserkennung neben staatlicher
Neben der staatlichen gibt es in China in zunehmendem Umfang auch eine kommerzielle Gesichtserkennung. Die Kameras laufen in Warenhäusern und Supermärkten, Tankstellen und in Banken. Als neuestes kommen die öffentlichen Nahverkehrsmittel hinzu. Die Erfassung der Fahrgäste wird gekoppelt mit einer automatischen Gebührenerhebung.
Immer mehr Kritiker äußern sich über Soziale Medien
Zwar wächst in der Volksrepublik die Zahl der Kritiker dieser totalen Überwachung. Genau das veranlasst die chinesischen Behörden aber nur dazu, die Kontrollmaßnahmen weiter auszubauen. Dazu gehören immer neue Beschränkungen für den Verkauf von Sim-Cards, die nur noch bei genauer Erfassung des Käufers abgegeben werden dürfen. Offiziell werden diese „Sicherheitsmaßnahmen" mit dem Missbrauch der Gesichtserkennungsdaten zu kriminellen Zwecken begründet. Auf dem Schwarzmarkt in China kostet ein 5.000er Datensatz 1,50 USD.
Fazit
Trotz einiger Proteste ist nicht zu erwarten, dass sich China auf dem Wege hin zur totalen Überwachung bremsen lässt. Das muss jeder bedenken, der in und mit diesem Land Geschäfte macht.