Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
1761
Einkommen

Umverteilungsdruck wächst

Die Einkommensschere ist weiter offen. | © Getty
In Deutschland wächst wie anderswo der Druck, Löhne anzutreiben und Vermögen umzuverteilen. Unternehmer müssen mit entsprechenden Maßnahmen rechnen.
In Deutschland wächst der Druck auf die Politik, Mittel und Wege zur Umverteilung von Einkommen und Vermögen zu finden. Denn eine zunächst akademisch geführte Debatte über gesellschaftliche Ungleichheit kommt jetzt in der Politik an. Sie wird deren Handeln zunehmend bestimmen. Das berichten uns Teilnehmer des Finanzministertreffens in Riga Ende April. Und OECD-Generalsekretär Angel Gurría behauptete heute in Paris: „Noch nie in der Geschichte der OECD war die Ungleichheit in unseren Ländern so hoch wie heute“. Bei den Einkommen läuft in Deutschland bereits die Gegenbewegung. Die Politik unterstützt offen höhere Lohnforderungen der Gewerkschaften – solange sie nicht die öffentlichen Haushalte belasten – und mehr Vollzeitarbeit von Frauen. Beides stellt die OECD als Heilmittel für einen Abbau gesellschaftlicher Ungleichheit dar. Denn einkommen- und vermögensstärkere Schichten würden sich auch mehr Bildung gönnen. Diese sei wiederum der Schlüssel für höhere Einkommen. Ergänzend empfiehlt die OECD die „Umverteilung über Steuer- und Sozialsysteme“. Hier muss sich die deutsche Wirtschaft noch auf einige Maßnahmen in den nächsten Jahren einstellen. Die Einbeziehung von Privatvermögen in die Erbschaftsteuerberechnung von Unternehmern ist nur ein erster Schritt. Die Abschaffung der Abgeltungsteuer kommt, und auch eine Vermögensabgabe ist nicht auf Dauer vom Tisch. Denn auch bei den Vermögenswerten klafft die Schere immer weiter auseinander. „Die Divergenz in der Entwicklung der Vermögenswerte innerhalb der Bevölkerung nimmt weiter zu“, schreibt die Research-Abteilung des Vermögensverwalters Flossbach von Storch. Die Vermögenspreisinflation sei mit 7,3% im 1. Quartal gegenüber dem Vorjahresquartal auf dem Weg zu einem neuen Rekordhoch. Die Vermögenspreise wohlhabender seien deutlich stärker gestiegen als die ärmerer Haushalte. In Deutschland machte die wohlhabendste Schicht im 1. Quartal das mit Abstand kräftigste Plus. Ihr Vermögen wuchs um 8,9%. Ausschlaggebend war der hohe Anteil von Betriebsvermögen von 22,3%. Es folgt die obere Mittelschicht mit einem Plus von 6,1%, dann die untere Mittelschicht, deren Vermögensbestand um 3,7% zulegte. Laut OECD besitzen die reichsten 10% der Deutschen 60% der Nettohaushaltsvermögen. Im OECD-Schnitt sind es 50% der Vermögen. Treiber der wachsenden Ungleichheit bei den Vermögen ist die Geldpolitik der Notenbanken. Sie schwemmt Billionen in die Märkte. Diese blasen die Vermögenspreise auf. Das kommt vornehmlich den Reichen zugute. In institutionellen Anlegerkreisen rechnet man fest damit, dass die Zinsen noch lange niedrig bleiben und die Vermögenspreise weiter kräftig steigen werden – der Effekt also anhält. Dies aber wird die Politik weiter stillschweigend akzeptieren. Die EZB hält mit Ankäufen von Staatsanleihen auf dem Markt die Zinsen unten. Damit will sie das Wachstum antreiben – Kredit ist billig –, aber natürlich auch die Zinslast von den nationalen Haushalten nehmen.

Fazit: Der Druck wird wachsen, die Löhne in Deutschland nach oben zu treiben und die aus der Geldpolitik der Notenbanken resultierenden Vermögensgewinne teilweise abzuschöpfen und umzuverteilen.

Meist gelesene Artikel
  • Ohne Mut, ohne Führung: Wie Merz die CDU schwächt

Friedrich Merz: Ein Kanzlerkandidat ohne Kanzlerformat

FUCHSBRIEFE-Herausgeber Ralf Vielhaber. © Foto: Verlag FUCHSBRIEFE
Friedrich Merz, einst gefeiert als konservativer Hoffnungsträger und scharfsinniger Redner, entpuppt sich in der Realität als das Gegenteil dessen, was Deutschland in einer politisch und wirtschaftlich angespannten Zeit braucht: einen starken Kanzler, kommentiert FUCHSBRIEFE-Herausgeber Ralf Vielhaber
  • Performance-Projekte: Gewinner und Verlierer im Überblick

Vermögensverwalter versus ETF-Portfolio: Wenig Licht und viel Schatten

Ein Performance-Projekt ist ein Marathonlauf über 5 Jahre und länger. Illustration erstellt mit ChatGPT
Nur 16 % der Vermögensverwalter schlagen die ETF-Benchmark – ein ernüchterndes Ergebnis für die Branche. Doch einige Häuser glänzen in der FUCHS | RICHTER Performance-Analyse 2024 mit beeindruckenden Ergebnissen. Welche Strategien lohnen sich für Anleger wirklich?
  • Fuchs plus
  • Champerty Bill: Ein neues Gesetz könnte den Anleihenmarkt erschüttern

Schwellenländeranleihen drohen massive Kursverluste

Ein Gesetzesvorhaben in New York könnte den Anleihenmarkt auf den Kopf stellen – insbesondere für Schwellenländer. Die "Champerty Bill" soll spekulative Klagen gegen zahlungsunfähige Staaten einschränken. Investoren müssen sich darauf vorbereiten, denn trotz der Trump-Regierung bleibt das Gesetz ein heißes Thema. Wie können Anleger darauf reagieren?
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Investmentprozess bei HRK LUNIS: Detailreich, aber nicht frei von Kritik

Investments bei HRK LUNIS: Von der Analyse zur Fokusliste

© Verlag FUCHSBRIEFE mit DALL*E und Adobe Express
HRK LUNIS stellte in einer jüngsten Präsentation vor einem Expertengremium ihren Investmentprozess für ein Vermögensverwaltungsmandat vor. Dieser Prozess beginnt mit der Ideengenerierung in der sogenannten „Haackes Denkfabrik“, einem internen Forum, in dem unterschiedliche Themen diskutiert werden, um neue Investitionsideen zu entwickeln.
  • Fuchs plus
  • Der Investmentprozess von Grüner Fisher – Stärken und Schwächen im Fokus

Investmentstrategie bei Grüner Fisher: Anpassungsfähigkeit als Schlüssel

© Verlag FUCHSBRIEFE mit DALL*E und Adobe Express
Grüner Fisher Investments hat sich als ein bedeutender Vermögensverwalter weltweit etabliert, mit einem verwalteten Vermögen von über 82 Milliarden USD und einer Präsenz in 15 bis 16 Ländern. Das Unternehmen betont seine kundenzentrierte Investmentstrategie, die auf einem dynamischen Top-Down-Ansatz basiert. Dieser Prozess zielt darauf ab, Portfolios nicht statisch zu halten, sondern aktiv an das sich ständig verändernde Weltbild anzupassen.
  • Fuchs plus
  • Streit um Sozialplan

Betrieb muss Verzugszinsen aus Sozialplanabfindung zahlen

Ein Sozialplan ist immer dann notwendig, wenn Betriebsänderungen anstehen und es darum geht, negative wirtschaftliche Folgen für die Mitarbeiter zu lindern. Gibt es Streit zwischen Betriebsrat und Geschäftsleitung, entscheidet die Einigungsstelle. Gegen den Spruch klagte ein Arbeitgeber erfolglos und soll jetzt auch noch Verzugszinsen zahlen. Das Bundesarbeitsgericht (BAG) positioniert sich eindeutig.
Zum Seitenanfang