Der Wahlsieg der säkularen, bürgerlichen Partei Nidaa Tounes ist eine wichtige Etappe im Transformationsprozess Tunesiens nach dem Ende der Diktatur. Damit ist eine Voraussetzung für einen friedlichen Regierungswechsel gelungen. Er bedeutet die Abkehr vom Kurs der bislang regierenden islamistischen Ennada-Partei. Allerdings fehlen der Nidaa Tounes noch Koalitionspartner, um eine Regierungsmehrheit zusammenzubringen. Die künftige Machtverteilung wird sich in den nächsten Wochen mit den Präsidentschaftswahlen im November und einer gegebenenfalls im Dezember fälligen Stichwahl ergeben. Die Wirtschaft erholt sich unterdessen von den Einbrüchen. Tourismus, Bergbau (Phosphate) und Ölproduktion legen wieder zu. Allerdings bleibt die Nachfrage der regionalen Nachbarn wie auch aus der Eurozone schwach. Das bremst den Export etwas. Immerhin 2,4% und 3,0% Wachstum erwartet der IWF für 2014/15.
Fazit: Die Entwicklung Tunesiens sieht vielversprechend aus. Dort scheint die Balance zwischen muslimischer Identität und westlichen Maßstäben für Freiheit und Wohlstand zu gelingen. Das sind deutlich bessere Perspektiven als sie Ägypten oder Libyen haben. Dort gelingt die politische Stabilisierung nicht und es bleiben nur die Alternativen Diktatur oder Bürgerkrieg.