Von den Wahlprognostikern von Allensbach kommt derzeit Erstaunliches. Die Quote der Unentschiedenen zur Bundestagswahl am 24. September ist demnach auf 46 (nach 39% 2013) gestiegen. „Noch nie in den letzten 20 Jahren war die Quote so hoch“. Die Bodensee-Demoskopen hängen diese Trostpille seit 2005 für die in den Vorwahl-Umfragen absackende Großpartei SPD schon immer hoch. Nicht nur um Trost zu spenden, sondern auch, um die Siegessicherheit der Unionswähler zu dämpfen. Sie sollen verunsichert zur Wahl gehen, der Ausgang sei durchaus noch offen. Ein Märchen.
In Wahrheit ist die Wahl längst entschieden. Angela Merkel bleibt Bundeskanzlerin, die Union wird um die 39% der Zweitstimmen holen, die SPD um die 25%. 46% der Bevölkerung bevorzugen Merkel im Kanzleramt, ganze 20% Martin Schulz. Nicht zur Trostpille passt auch der immense Abstand in der Anhängermobilisierung zwischen den beiden Großparteien: 80% der Unionsanhänger unterstützen heute die Merkel-Kandidatur gegen 51% der SPD-Anhänger bei Schulz. Kein spezielles Schulz-Manko, sondern eine Strukturschwäche der SPD: Hinter Frank-Walter Steinmeier (2009) standen gar nur 40 %, hinter Peer Steinbrück (2013) auch nur 47%.
Und auch diese Wahrheit schreibt Allensbach (bewusst) eher klein. Die 46% Unentschiedenen schwanken nicht etwa zwischen Merkel und Schulz, sondern weit überwiegend zwischen zwei Parteien, denen sie nahestehen. Ganze 11% dieser Gruppe wissen noch nicht, ob sie Union oder SPD wählen sollen; 9% schwanken zwischen Union und FDP; 8% zwischen Union und Grünen und erstaunlich geringe 2% zwischen Union und AfD. Bei der SPD neigen gleichzeitig zu den Grünen 9% und zur FDP 4%. Bei dieser Verteilung der Unentschiedenheit über das gesamte Spektrum relativiert sich der Fanfarenstoß der 46% gewaltig. So war es auch 2009 und 2013.
Beinahe wie eine Retourkutsche auf den Wettbewerber lesen sich die jüngsten Daten vom ZDF-Politbarometer. Die Forschungsgruppe Wahlen misst neuerdings bei den SPD-Anhängern erstaunliche 76% Unterstützung für Schulz (plus 10 Prozentpunkte). Und gar 95% bei der Union (nach 80%) für Merkel. Da diese „Messungen“ interpretiert werden, darf man an beiden Aussagen von Allensbach wie der Forschungsgruppe zweifeln.
Fazit: Die Wahl vom 24. September ist hinsichtlich der weiteren Kanzlerschaft entschieden. Wie das Koalitionsgefüge aussehen wird, steht auf einem anderen Blatt. Schwarz-Gelb hat noch immer Chancen.