Psychedelika sind das nächste große Ding der Pharmaindustrie
Psychedelische Drogen in der Psychotherapie – das wird das nächste große Ding der Pharmaindustrie. Die Welle wird in den USA losgetreten werden. Washingtons Politiker zeigen parteiübergreifend Interesse an der Zulassung solcher Substanzen. Das Repräsentantenhaus stimmte bereits zu, weitere Studien mit Haushaltsmitteln zu fördern. Der Senat ist zurückhaltender, befürwortet aber mehr Forschung in enger Abstimmung mit der Food and Drugs Administration (FDA).
Die FDA hat bereits eine erste Substanz zugelassen. Dabei geht es um eine abgeschwächte Variante von Ketamin zur Behandlung von Depressionen. Für zwei weitere Medikamente auf Basis von MDMA und Psilocybin (Pilze) bot die FDA nun ihre Hilfe an, um die Entwicklung zu beschleunigen. Beide Wirkstoffe sind außerdem seit dem 1. Juli in Australien zur Behandlung zugelassen.
Viel Forschung in Europa, restriktive Zulassungspraxis
Dieser Trend wird aus den USA nach Europa herüberschwappen. Genauso war es auch bei der Cannabis-Legalisierung – auch wenn diese gerade in Deutschland fragwürdig umgesetzt wird (FB vom 02.03.2023). Ebenso wie in den USA ist auch in Europa die abgeschwächte Form von Ketamin zugelassen (als Nasenspray). Insbesondere in Großbritannien und der Schweiz wird zu dem Thema viel geforscht. In Berlin gibt es eine erste Klinik, die mit Ketamin therapiert. Der Zugang zu weiteren Substanzen ist in Europa bislang nur über klinische Studien möglich.
Markstudien gehen davon aus, dass der globale Markt für psychedelische Therapien bis 2029 um 13,5% p.a. auf 11,8 Mrd. US-Dollar wachsen wird. Die größten Profiteure dieser Entwicklung werden zuvorderst die großen Pharmaunternehmen sein. So wird das Ketamin-Nasenspray Spravato von Janssen-Cilag, einer Tochter von Johnson & Johnson, entwickelt. Allerdings gibt es auch in Deutschland kleinere Unternehmen, die bereits auf dem Gebiet tätig sind, wie etwa atai Life Sciences (Berlin). Zudem ist es durch eine Regulierungslücke möglich, legal LSD zu verkaufen. Lässt die Arzneimittelbehörde noch mehr dieser Wirkstoffe zu, werden auch Firmen wie Bayer oder Merck auf das Thema aufspringen.