Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
2387
Wie transparent sind die Compliance-Maßnahmen?

BASF ist in Sachen Compliance-Transparenz nicht schlecht unterwegs

BASF hat es als Chemiegigant per se nicht leicht, in der Öffentlichkeit zu bestehen. Da wäre es angebracht mit einem transparenten Complaince-system zu glänzen. Doch das gelingt dem DAX-Konzern nur in Teilen.

Mit dem Rückzug aus dem Gashandel ist BASF zu einem reinen Chemiekonzern geschrumpft. Im internationalen Vergleich steht das Unternehmen wirtschaftlich gut da, auch wenn der Produktionsstopp einer nagelneuen Großanlage für Kunststoffe ein herber Rückschlag war, der dann auch noch begleitet wurde von der schweren Explosion im Stammwerk mit vier Todesopfern.

Ein global tätiges Chemie-Unternehmen mit einem großen Produkt-Portfolio muss sich einer ganzen Reihe an Compliance Herausforderungen stellen. Die Preisabsprachen in der Vergangenheit erinnern daran. Besonders brisant ist derzeit das Steuerthema, weil BASF wegen der Verlagerung von Gewinnen in Steueroasen in der Kritik steht. Risiken bergen auch eine veraltete Beschaffungspolitik und die Schwächen in der Überwachung der Lieferanten.

Verhaltenskodex

Ein thematisch umfassender Verhaltenskodex, der fast alle üblichen Themen behandelt, teils differenziert (Kartellrecht, Importe- und Exporte), teils eher knapp. Das liest sich flüssig – die wesentlichen Kernaussagen sind in dicken „Zitaten" hervor gehoben – und hat auch ein aufgelockertes Design mit Ampeln in rot oder grün zur Orientierung. Es fehlen Ausführungen zum Sponsoring und zur Dokumentation von Geschäftsvorfällen.

Mit Ausnahme des Commitments des Vorstands und knappen Hinweisen auf die Hotline und Sanktionen sagt der Kodex leider nur wenig zu seiner Implementierung. 

Lieferantenkodex

Die Themenbreite ist okay, sie werden aber nur in minimalistischer Weise abgehandelt, da helfen auch die unzähligen Sprachvarianten nichts. Hingewiesen wird auf den Global Compact und das Responsible Care Programm der chemischen Industrie, aber gelten auch die ILO Richtlinien? Insgesamt sind die Vorgaben nicht eindeutig genug – man soll „sich bemühen", aber die Lieferanten werden nicht eindeutig genug verpflichtet.

Wir haben im Kodex keinen Hinweis zu einem Whistleblower-System gefunden, weder per Google noch bei einer Suche auf der BASF-Website. Wer in der Lieferkette die Meldung von Verstößen so schwer macht, bietet mehr nette Worte als effektive Hilfe.

CMS Compliance-Management-System

Im Geschäftsbericht steht der kluge Satz: „Wir sind davon überzeugt, dass es letztendlich die gelebte Compliance-Kultur ist, die über den Erfolg von Compliance im Unternehmen entscheidet." Da ist es allerdings schade, dass die Compliance-Kommunikation sich auf nur zwei Seiten beschränkt. Der Chief Compliance Officer ist in den Risikomanagement-Prozess (nach COSO II ERM) zwar eingebunden, sein Input wird allerdings erst auf Vorstandsebene konsolidiert. Der Umfang dieser – gesonderten? – Risikoanalyse für Compliancerisiken wird aufgrund der wenigen Angaben aber nicht ganz klar. Auch bei BASF fehlt eine zusammenfassende Darstellung der Compliance-Risiken.

Für das Reporting gibt es 56 externe Hotlines, anonyme Meldungen sind möglich, gutgläubige Whistleblower sind vor Vergeltungsmaßnahmen geschützt. Für Meldungen gibt es eine kurze Statistik. Disziplinarmaßnahmen bis zur Kündigung werden ergriffen. 

Kommunikation 

Eine saubere, schöne chemische Welt ist das, in die uns BASF hineinführt. Skateboards laufen am besten auf Rollen aus Polyurethan. Soso. In kurzatmiges Selbstlob wie bei vielen anderen gleitet die Homepage dennoch nicht ab. Mit Problemen setzt sich BASF aber nicht auseinander.

Biologische Kreislauffähigkeit, Nanopartikel, Weichmacher oder militärische Nutzung: Fehlanzeige. Bei Vorfällen in der Lieferkette, wie etwa dem Massaker von Marikana, meldet die BASF Suchmaschine „Null" Einträge. Ebenso zu den Gewinnverlagerungen in Steueroasen.

Fazit: Der Chemiegigant nimmt aus Compliancesicht unter den Branchenkonkurrenten im DAX eine mittlere Position ein. Und so ist auch das Investorenrisiko: mittel.  

Hinweis: Die Untersuchung wurde im Juli 2017 abgeschlossen. Nachträglich veröffentlichte Dokumente wurden nicht systematisch begutachtet. Erläuterungen zur Risikokennzahl, zum Rating und zu den Auswertungskategorien finden Sie hier.

Meist gelesene Artikel
  • Strukturierte Verfahren, ausführliche Selbstauskunft

Hauck Aufhäuser Lampe: durch Transparenz zum Trusted Wealth Manager 2023

© Grafik: envato elements, Redaktion Fuchsbriefe
Für Häuser mit einem großen Kundenstamm, die dazu noch eine Fusion hinter sich haben, wäre es fast ein Wunder, wenn es keinerlei unzufriedene Kunden gäbe. Und doch kommt Hauck Aufhäuser, die vor etwas mehr als einem Jahr mit der Privatbank Bankhaus Lampe aus dem Oetker-Konzern fusionierten, dem recht nahe.
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2023: Die ALPS Family Office AG in der Ausschreibung

ALPS Family Office offeriert gemeinnütziger Jugendstiftung breit gestreutes Portfolio

© Collage Verlage FUCHSBRIEFE, Grafik: envato elements
Die ALPS Family Office AG bezeichnet sich als unabhängigen Vermögensverwalter mit Weitsicht. Man liefere Maßarbeit, Klarheit, Unabhängigkeit, Zufriedenheit und Vertrauen. „Eine wissenschaftlich fundierte, nachvollziehbare und disziplinierte Vorgehensweise ohne „Bauchentscheidungen“ ist Basis unseres Handelns“, heißt es auf der Website. Das alles scheint perfekt zu den Bedürfnissen der Wilhelm Weidemann Jugendstiftung zu passen, die einen neuen Vermögensverwalter für ihr Stiftungskapital sucht.
  • Fundierte Vertrauensbasis 2023

Erneut grüne Ampel für die Braunschweiger Privatbank

Grafik: envato elements, Verlag Fuchsbriefe
Die Braunschweiger Privatbank hat das Vertrauensfundament gestärkt. Dazu hat sie eine Reihe an Fragen der FUCHS | RICHTER Prüfinstanz negativ beantwortet. Warum das gut ist.
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Hot Stock der Woche

GameStop überrascht die Analysten

Gaming © scyther5 / Getty Images / iStock
Die Aktie von GameStop macht wieder Schlagzeilen. Das Unternehmen hat die Analysten mit einem starken vierten Quartal überrascht. Prompt schoss der Aktienkurs extrem hoch. Ist das jetzt die Trendwende oder nur ein Zocker-Strohfeuer?
  • LBBW-Tochter gibt erstmalig Selbstauskunft

BW-Bank ist Trusted Wealth Manager: Grüne Vertrauensampel vollständig

Grüne Vertrauensampel 2023. Grafik © envato elements, Redaktion Fuchsbriefe
Die BW-Bank ist eine auf Private Banking-Dienstleistungen spezialisierte Tochter der Landesbank Baden-Württemberg und gehört damit zum Sektor der öffentlichen Banken. Daraus per se einen Vertrauensbeweis abzuleiten, wäre verfrüht, wie wir spätestens seit der Finanzkrise wissen. Doch die BW-Bank stellt sich der Öffentlichkeit. Erstmalig hat sie zusätzlich zum laufenden Monitoring, das die FUCHS | RICHTER Prüfinstanz ohnehin durchführt, eine ergänzende Selbstauskunft gegeben.
  • Im Fokus: Bank-Aktien

Bank-Aktien: Kaufen, wenn die Kanonen donnern?

Bankenviertel Frankfurt. © Emmy Brock / panthermedia.net
Die Pleiten mehrerer US-Banken und die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS erschüttern die Finanzmärkte. Vor allem Bank-Aktien sind tief gefallen. Anleger können die Titel nun günstig einsammeln. Dabei gilt es aber die Spreu vom Weizen zu trennen.
Zum Seitenanfang