Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
3326
Wie transparent sind die Compliance-Maßnahmen?

BASF ist in Sachen Compliance-Transparenz nicht schlecht unterwegs

BASF hat es als Chemiegigant per se nicht leicht, in der Öffentlichkeit zu bestehen. Da wäre es angebracht mit einem transparenten Complaince-system zu glänzen. Doch das gelingt dem DAX-Konzern nur in Teilen.

Mit dem Rückzug aus dem Gashandel ist BASF zu einem reinen Chemiekonzern geschrumpft. Im internationalen Vergleich steht das Unternehmen wirtschaftlich gut da, auch wenn der Produktionsstopp einer nagelneuen Großanlage für Kunststoffe ein herber Rückschlag war, der dann auch noch begleitet wurde von der schweren Explosion im Stammwerk mit vier Todesopfern.

Ein global tätiges Chemie-Unternehmen mit einem großen Produkt-Portfolio muss sich einer ganzen Reihe an Compliance Herausforderungen stellen. Die Preisabsprachen in der Vergangenheit erinnern daran. Besonders brisant ist derzeit das Steuerthema, weil BASF wegen der Verlagerung von Gewinnen in Steueroasen in der Kritik steht. Risiken bergen auch eine veraltete Beschaffungspolitik und die Schwächen in der Überwachung der Lieferanten.

Verhaltenskodex

Ein thematisch umfassender Verhaltenskodex, der fast alle üblichen Themen behandelt, teils differenziert (Kartellrecht, Importe- und Exporte), teils eher knapp. Das liest sich flüssig – die wesentlichen Kernaussagen sind in dicken „Zitaten" hervor gehoben – und hat auch ein aufgelockertes Design mit Ampeln in rot oder grün zur Orientierung. Es fehlen Ausführungen zum Sponsoring und zur Dokumentation von Geschäftsvorfällen.

Mit Ausnahme des Commitments des Vorstands und knappen Hinweisen auf die Hotline und Sanktionen sagt der Kodex leider nur wenig zu seiner Implementierung. 

Lieferantenkodex

Die Themenbreite ist okay, sie werden aber nur in minimalistischer Weise abgehandelt, da helfen auch die unzähligen Sprachvarianten nichts. Hingewiesen wird auf den Global Compact und das Responsible Care Programm der chemischen Industrie, aber gelten auch die ILO Richtlinien? Insgesamt sind die Vorgaben nicht eindeutig genug – man soll „sich bemühen", aber die Lieferanten werden nicht eindeutig genug verpflichtet.

Wir haben im Kodex keinen Hinweis zu einem Whistleblower-System gefunden, weder per Google noch bei einer Suche auf der BASF-Website. Wer in der Lieferkette die Meldung von Verstößen so schwer macht, bietet mehr nette Worte als effektive Hilfe.

CMS Compliance-Management-System

Im Geschäftsbericht steht der kluge Satz: „Wir sind davon überzeugt, dass es letztendlich die gelebte Compliance-Kultur ist, die über den Erfolg von Compliance im Unternehmen entscheidet." Da ist es allerdings schade, dass die Compliance-Kommunikation sich auf nur zwei Seiten beschränkt. Der Chief Compliance Officer ist in den Risikomanagement-Prozess (nach COSO II ERM) zwar eingebunden, sein Input wird allerdings erst auf Vorstandsebene konsolidiert. Der Umfang dieser – gesonderten? – Risikoanalyse für Compliancerisiken wird aufgrund der wenigen Angaben aber nicht ganz klar. Auch bei BASF fehlt eine zusammenfassende Darstellung der Compliance-Risiken.

Für das Reporting gibt es 56 externe Hotlines, anonyme Meldungen sind möglich, gutgläubige Whistleblower sind vor Vergeltungsmaßnahmen geschützt. Für Meldungen gibt es eine kurze Statistik. Disziplinarmaßnahmen bis zur Kündigung werden ergriffen. 

Kommunikation 

Eine saubere, schöne chemische Welt ist das, in die uns BASF hineinführt. Skateboards laufen am besten auf Rollen aus Polyurethan. Soso. In kurzatmiges Selbstlob wie bei vielen anderen gleitet die Homepage dennoch nicht ab. Mit Problemen setzt sich BASF aber nicht auseinander.

Biologische Kreislauffähigkeit, Nanopartikel, Weichmacher oder militärische Nutzung: Fehlanzeige. Bei Vorfällen in der Lieferkette, wie etwa dem Massaker von Marikana, meldet die BASF Suchmaschine „Null" Einträge. Ebenso zu den Gewinnverlagerungen in Steueroasen.

Fazit: Der Chemiegigant nimmt aus Compliancesicht unter den Branchenkonkurrenten im DAX eine mittlere Position ein. Und so ist auch das Investorenrisiko: mittel.  

Hinweis: Die Untersuchung wurde im Juli 2017 abgeschlossen. Nachträglich veröffentlichte Dokumente wurden nicht systematisch begutachtet. Erläuterungen zur Risikokennzahl, zum Rating und zu den Auswertungskategorien finden Sie hier.

Meist gelesene Artikel
  • Editorial 2025

Vermögensverwalter im Vergleich

Performance-Projekt 6, Stiftungsportfolio, ging am 31.12.2024 zu Ende. Illstration erstellt mit dall*e
ETF vs. Vermögensverwalter: Der tägliche Realitätscheck
  • Grüne zwischen Naivität und Kalkül

Wenn Vielfalt und naive Toleranz zur Gefahr werden

Die Berliner Grünen wollen Polizistinnen mit Kopftuch zulassen – ein gefährlicher Angriff auf die Neutralität im öffentlichen Dienst. Statt Sicherheit zu stärken, wird ideologischer Blindflug betrieben. Die Folgen? Spaltung, Misstrauen und ein Verlust des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Ein Standpunkt von FUCHSBRIEFE-Herausgeber Ralf Vielhaber gegen die brandgefährliche Verklärung von Vielfalt.
  • Fuchs plus
  • Gründe für die unterschiedliche Preisentwicklung bei Edelmetallen

Silber bleibt unter Wert

© 2023 MAG Silver Corp.
Der Goldpreis erreicht neue Rekorde, doch der Silberpreis stagniert weiterhin deutlich. Mit einem aktuellen Kurs von 33,30 US-Dollar je Feinunze liegt Silber noch knapp 4 % unter dem 5-Monatshoch. Während Gold seit Jahresbeginn um über 30 % zugelegt hat, verzeichnet Silber nur einen Anstieg von 13 %. Erfahren Sie, warum Silber im Vergleich zu Gold preiswert bleibt und welche Markttrends den Preis beeinflussen könnten.
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Wie Leifheit seinen Innovationsmotor neu gestartet hat

C-Level insights: Gespräch mit Leifheit-CEO Alex Reindler

Am 26. Mai wird Leifheit eine Produkt-Innovation in der Oberflächen- und Bodenreinigung bekanntgeben, die im Juni auf den Markt kommt. Das Besondere daran ist, dass diese Innovation ein Ergebnis eines neu aufgestellten Innovationsprozesses beim Haushaltswarenhersteller ist. FUCHSBRIEFE-Chefredakteur Stefan Ziermann hat mit Leifheit-CEO Alexander Reindler darüber gesprochen, wie der Mittelständler den stotternden Innovationsmotor erfolgreich neu gestartet hat.
  • Fuchs plus
  • Deutsche Unternehmen: Entspannung in Europa, Sorgen auf dem internationalen Parkett

Wettbewerbsfähigkeit: Der globale Druck steigt

Die deutsche Industrie verliert nach eigener Einschätzung weiter an Konkurrenzfähigkeit. So viele Unternehmen wie nie sehen eine sinkende Konkurrenzfähigkeit gegenüber ausländischen Wettbewerbern. Etwas gebessert hat sich die Situation innerhalb Europas.
  • Fuchs plus
  • Ursula von der Leyen unterliegt vor Gericht

Gericht: Pfizer-SMS sollen offengelegt werden

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) musste vor Gericht eine Niederlage hinnehmen. Das EU-Gericht entschied, dass es keinen Grund gibt, ihre SMS mit dem Pfizer-Chef geheim zu halten.
Zum Seitenanfang