Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
2456
Wie transparent sind die Compliance-Maßnahmen?

Compliance-Risiken bei Munich RE unterbelichtet

Die Munich Re forscht zur Früherkennung von komplexen, neuen Risiken und verfügt bei „Emerging risks" über hohe Kompetenz. Da überrascht es, dass die Compliancerisiken im eigenen Risikobericht unterbelichtet sind, zumal in den neuen digitalen Geschäftsfeldern rechtliches Neuland betreten wird. So wird der Versicherer selbst zu einem Risiko für Investoren.

Die Sanierung der Tochter Ergo, teure Großschäden und fallende Preise für die Rückversicherung belasteten zuletzt die Ertragslage. Die Zukunft sieht der Konzern in digitalen Geschäftsmodellen: Führend sind die Münchener bereits bei Cyberversicherungen gegen Hackerangriffe. Die Munich Re forscht zur Früherkennung von komplexen, neuen Risiken und verfügt bei „Emerging risks" über hohe Kompetenz.

Da überrascht es, dass die Compliancerisiken im eigenen Risikobericht unterbelichtet sind, zumal in den neuen digitalen Geschäftsfeldern rechtliches Neuland betreten wird. Bei Ergo leistete man sich in der Vergangenheit einige Rechtsstreitigkeiten wegen Falschberatung. Peinlich, dass die Hauptversammlung das Vergütungssystem des Vorstands ablehnte, weil eine kleine Gruppe altgedienter Manager sich gegenseitig versorgt.

Verhaltenskodex

Knapp, unpersönlich und juristisch. Beispiele zur Erläuterung spart man sich. Im Anhang sind die Prinzipien des UN Global Compact abgedruckt, ohne dass klar wird, warum - nur wenige der Prinzipien spiegeln sich in konkreten Regelungen wieder. Die besondere Vorbildfunktion von Führungskräften wird angesprochen, versteckt sich aber im 2. Halbsatz von Satz 2 der Ziffer 14 Buchstabe a). So bescheiden ist der Vorstand der Münchner Rück sonst gar nicht. 

Lieferantenkodex

Der Kodex inkorporiert die zehn Prinzipien des UN Global Compact. Dies beinhaltet: Menschenrechte, Vereinigungsfreiheit, Zwangsarbeit, Kinderarbeit, Diskriminierung, Umweltschutz, Korruption. Aber es fehlen Verweise auf das Wettbewerbsrecht sowie auf Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz sowie Arbeitszeiten.

Die Vorschriften werden nicht näher erläutert; zudem gibt es nur eine deutsche und eine englische Version. Nach einigem Suchen findet man auf der Homepage ein Whistleblower-System, das zwar professionell gemacht ist, aber im Unklaren lässt, ob es auch für Lieferanten gilt..

CMS Compliance-Management-System

Auf den ersten Blick eine gut gestaltete Seite zum Compliance Management, die mit dem Risikobericht und dem Nachhaltigkeitsbericht verlinkt ist, so dass sich die Informationen erschließen. Auf den zweiten Blick fällt auf, dass zu den eher allgemeinen systemischen Angaben leider nur wenige Zahlen, Daten und Fakten berichtet werden.

Am Ende wird das CMS nicht genügend konkret. Der Compliance-Chef berichtet direkt an den Vorstand, und die Mitglieder des Prüfungsausschusses beraten sich auch in Abwesenheit des Vorstands sowohl untereinander als auch zusammen mit dem Leiter Group Audit, dem Group Chief Compliance Officer, dem Group Chief Risk Officer und dem Abschlussprüfer. Da müsste eigentlich einiges zusammenkommen, aber die Informationen sind dann doch recht kurz gehalten und für einen Rückversicherer sind merkwürdigerweise auch die Ausführungen zu den Compliancerisiken schwach. 

Kommunikation 

Die Kommunikation zu den Investment-Auswahlkriterien könnte besser sein. Wie die ESG-Kriterien im Kerngeschäft gesteuert beziehungsweise kontrolliert werden, erschließt sich nicht. Über Rechtsstreitigkeiten, etwa bei Ergo wegen Falschberatung, geizt man mit Informationen. NGOs werfen Munich Re vor, ein Viertel der Versicherungssumme des umstrittenen Staudammprojekts Belo Monte oder 2.300 Hektar Felder in Brandenburg der KTG Agrar übernommen zu haben.

Dazu bekommt man lediglich den Gegenantrag kritischer Aktionäre zur Hauptversammlung per Suchfunktion zu Gesicht. Eine Auseinandersetzung mit Fragen des Landgrapping – immerhin besitzt Munich Re weltweit Anteile an Landflächen in Höhe von 100.000 Hektar – findet nicht statt.

Fazit: Das CMS ist bei den Münchnern zwar sehr ordentlich, aber der öffentliche Umgang mit Problemfällen ist grottenschlecht. In der Summe ein erhöhtes Investoren-Risiko.  

Hinweis: Die Untersuchung wurde im Juli 2017 abgeschlossen. Nachträglich veröffentlichte Dokumente wurden nicht systematisch begutachtet. Erläuterungen zur Risikokennzahl, zum Rating und zu den Auswertungskategorien finden Sie hier.

Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: DGK & Co. Vermögensverwaltung AG

DGK brilliert in aller Kürze

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
In der Kürze liegt die Würze: Dieses abgedroschene Sprichwort bekommt durch den Vorschlag von DGK eine neue, erfrischende Bedeutung: Wo andere Anbieter – in allen Ehren – den doppelten bis dreifachen Platz benötigen, kommt der Hamburger Vermögensverwalter mit einem äußerst informativen Anschreiben, zwei intelligenten Rückfragen und einem siebenseitigen Vorschlag aus. Vor allem die Rückfragen zeigen, dass man sich intensiv mit der Stiftung befasst. Gute Aussichten auf eine hochwertige Empfehlung?
  • Fuchs plus
  • Forschung zur Rückeinspeisung von Strom aus dem E-Auto

Geld verdienen mit dem Strom-Verkauf aus E-Autos?

Elektro-Auto an einer Ladestation © Wellnhofer Designs / stock.adobe.com
Können E-Autos das Stromnetz stabilisieren und der gespeicherte Strom vielleicht sogar ertragreich wieder verkauft werden? Diese Fragen werden in einem Forschungsprojekt untersucht.
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: G & H Gies & Heimburger Vermögens-Management GmbH

G & H kann mit Edelstein TOPAS nur bedingt punkten

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
Sehr tiefschürfend sind die Informationen über den Kelkheimer Vermögensverwalter Gies & Heimburger auf dessen Website nicht. Drei Herren mittleren Alters schauen dem Leser freundlich entgegen. Bei der weiteren Recherche stellen sie sich als die Geschäftsführer Markus Gies sowie Bernd und Hans Heimburger heraus. Man sei ein bankenunabhängiger, professionell organisierter Vermögensverwalter mit viel persönlichen Erfahrungen. Reicht das, um die Stiftung Fliege zu überzeugen?
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Akkumulation vor dem nächsten Run

Bitcoin seltener als Gold

Die aktuelle Kurskorrektur des Bitcoin ist ein gute Kaufgelegenheit. Denn die Kryptowährung hat mit ihrem vierten „Halving“ einen Meilenstein erreicht. Das Netzwerk-Update dürfte den Kurs der Kryptowährung bald in Richtung Allzeithoch treiben. Denn derzeit ist der Bitcoin in einer Akkumulations-Phase vor dem nächsten Preis-Run.
  • Fuchs plus
  • Deutsche Industrie: Qualität rauf, Quantität runter

Wertschöpfung steigt trotz sinkender Produktion

Die deutsche Industrie hat den durch gestiegene Kosten in den letzten Jahren erzwungenen Strukturwandel bisher recht gut gemeistert. Sie konzentriert sich immer stärker auf Bereiche, die in Deutschland gewinnbringend hergestellt werden können. Unklar ist, wie sich die Strategie in den kommenden Monaten bis Jahre auf den Arbeitsmarkt auswirkt.
  • Fuchs plus
  • IT-Fachkräfte im EU-Ausland gewinnen

Recruiting-Hilfe für ausländische Fachkräfte

Flagge Europa © AB Visual Arts / stock.adobe.com
Unternehmen müssen IT-Fachkräfte im Ausland gewinnen. Da es in den anderen EU-Staaten ebenfalls an Softwareentwicklern, IT-Projektmanagern, Frontend- und Backend-Entwicklern mangelt, müssen die Firmen in Asien suchen. FUCHSBRIEFE haben sich angesehen, wie das Recruiting funktioniert und wer dabei hilft.
Zum Seitenanfang