Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
2792
Wie transparent sind die Compliance-Maßnahmen?

Conti verschleiert seine Compliance-Maßnahmen

Die Kennzahlen bei Conti entwickeln sich gut. Doch anders ist es mit der Compliance. Aus Investorensicht hüllen sich die diesbezüglichen Maßnahmen des Unternehmens in einen dichten Schleier. Daraus erwachsen Risiken.

Der Reifenhersteller und Auto-Zulieferer steigerte in den vergangenen Jahren seine Eigenkapitalquote von 25 auf über 40 Prozent. Das familiengeführte Unternehmen baut Schulden ab und setzt auf solides Wachstum. Es legt wert auf hohe Produktqualität, auch zur Abwehr von Haftungsansprüchen, und hat alle Standorte nach ISO 9001 zertifizieren lassen. Doch wie geht Continental mit Compliance um? Der Eindruck überwiegt, dass man sich nicht in die Karten schauen lassen will. Ein Muss-Thema, das aufwändig ist und um Gottes willen nicht die über allem stehende Steigerung des Unternehmenswertes beeinträchtigen soll.

Wie fatal sich die Betrachtung aller Handlungsfelder allein unter Renditeaspekten erwiesen hat, kann Continental gerade bei Volkswagen besichtigen. Den Fortgang des Auto-Kartells beobachtet man aufmerksam. Prozesse über Preisabsprachen kennt man ja.

Verhaltenskodex

Ein formal guter Verhaltenskodex mit klarem Aufbau und vielen gut erläuterten und realitätsnahen Beispielen aus dem Unternehmensalltag - er stammt allerdings noch aus 2012. Leider finden sich nur wenige Ausführungen, die Rückschlüsse auf die Implementierung des Verhaltenskodex zulassen.

Der Verhaltenskodex deckt die wesentlichen Standardthemen ab, mit Ausnahme von Dokumentation von Geschäftsvorfällen, Geldwäsche und dem Umgang mit Insiderinformationen. Regelungen zu Spenden und Sponsoring fehlen, sind aber möglicherweise Teil der gesonderten Anti-Korruptionsrichtlinie. Ziffer 15 ordnet an, dass Verstöße grundsätzlich über die Anti-Korruptions-Hotline zu melden sind. Man fragt sich allerdings, warum heißt die Hotline „Anti-Korruptionshotline" heißt, wenn alle Themen dort zu melden sind? 

Lieferantenkodex

Obwohl die allgemein üblichen Themen abgedeckt werden, ist insbesondere die Kürze der Vorschriften zu den Arbeitsbedingungen zu kritisieren. Die Formulierung: „Der Lieferant ist bestrebt..." ist nicht bindend genug, da man bestrebt sein kann, aber am Ende doch nicht gezwungen ist, diese Bestimmung einzuhalten. Weitere Schwachstellen sind das Fehlen von Hinweisen zur Überwachung sowie die zu knappen Vorgaben für Sublieferanten und zu Konsequenzen bei Verstößen.

CMS Compliance-Management-System

Interne Kontrolle, Risikomanagement sowie das Compliance-Managementsystem scheinen integriert zu sein. Auch ein Risikofrüherkennungssystem gibt es. Strukturen, Marktabläufe, geografische Region, externe Quellen (TICPI), Gespräche mit Management und Mitarbeitern auf allen Ebenen werden evaluiert. Das ist gut.

Es fehlt jedoch eine umfangreichere Darstellung konkreter Maßnahmen wie Schulungen, Audits, Trainings usw. Hier kommt auch negativ zum Tragen, dass eine spezifische Compliance-Unterseite fehlt. Es heißt zu den Vorfällen: „ Die Zahl ist kontinuierlich angestiegen". Das kann auch als Zeichen des gewachsenen Erfolgs der Compliancearbeit gedeutet werden. Konkrete Ziele und eine konkrete Compliance-Strategie werden nicht beschrieben. 

Kommunikation 

Die Continental AG berichtet nur in geringem Maße über die Auswirkungen auf die Umwelt. Was in Industrieanlagen abgeht, wird nicht thematisiert. Konkrete Kennzahlen werden nicht veröffentlicht, etwa über die Gewinnung von Naturkautschuk, was ökologisch und sozial sehr heikel ist. Auch über die Herkunft und die Produktionskette wird nicht berichtet.

Man hat nicht den Eindruck, dass Continental das alles egal ist, aber man möchte als nachhaltiges Unternehmen angesehen werden, das die Einhaltung der Standards dann aber doch gern in der weiteren Wertschöpfungskette den Zulieferern überlässt. Informationen über mutmaßliche Verfahren zu Preisabsprachen in Europa, USA und Japan sucht man vergebens.

Fazit: Unterdurchschnittlich zeigt sich dem Betrachter Contis Umgang mit Compliance. Überdurchschnittlich ist dafür das Risiko für den Investor. Autobranche eben.  

Hinweis: Die Untersuchung wurde im Juli 2017 abgeschlossen. Nachträglich veröffentlichte Dokumente wurden nicht systematisch begutachtet. Erläuterungen zur Risikokennzahl, zum Rating und zu den Auswertungskategorien finden Sie hier.

Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2023: Die ALPS Family Office AG in der Ausschreibung

ALPS Family Office offeriert gemeinnütziger Jugendstiftung breit gestreutes Portfolio

© Collage Verlage FUCHSBRIEFE, Grafik: envato elements
Die ALPS Family Office AG bezeichnet sich als unabhängigen Vermögensverwalter mit Weitsicht. Man liefere Maßarbeit, Klarheit, Unabhängigkeit, Zufriedenheit und Vertrauen. „Eine wissenschaftlich fundierte, nachvollziehbare und disziplinierte Vorgehensweise ohne „Bauchentscheidungen“ ist Basis unseres Handelns“, heißt es auf der Website. Das alles scheint perfekt zu den Bedürfnissen der Wilhelm Weidemann Jugendstiftung zu passen, die einen neuen Vermögensverwalter für ihr Stiftungskapital sucht.
  • Strukturierte Verfahren, ausführliche Selbstauskunft

Hauck Aufhäuser Lampe: durch Transparenz zum Trusted Wealth Manager 2023

© Grafik: envato elements, Redaktion Fuchsbriefe
Für Häuser mit einem großen Kundenstamm, die dazu noch eine Fusion hinter sich haben, wäre es fast ein Wunder, wenn es keinerlei unzufriedene Kunden gäbe. Und doch kommt Hauck Aufhäuser, die vor etwas mehr als einem Jahr mit der Privatbank Bankhaus Lampe aus dem Oetker-Konzern fusionierten, dem recht nahe.
  • FIVV AG Finanzinformation & Vermögensverwaltung AG Selbstauskunft zum Trusted Wealth Manager für 2023

Die FIVV bleibt beschwerdefrei

Grafik: envato elements, Fuchsbriefe
Die FIVV Geschäftsführung wertet die Vermögensaufstockungen ihrer Kunden als Vertrauensbeweis. Wohl zu Recht. Zur Performance äußert sich die FUCHS|RICHTER Prüfinstanz zwar an anderer Stelle. Die Vertrauensbasis aber hat die FIVV gelegt und erneut befestigt.
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Künstler mit Potenzial und Aussichten auf Preissteigerungen

Kunst der DDR etabliert sich als Sammelgebiet

Künstler aus der DDR haben am Kunstmarkt ihre Durststrecke hinter sich. DDR-Kunst ist wieder gefragt, vorrangig in den neuen Bundesländern. Die Preise für Objekte steigen inzwischen kontinuierlich. FUCHSBRIEFE haben schon 2014 auf aussichtsreiche Künstler hingewiesen. Jetzt frischen wir den Marktblick auf.
  • Fuchs plus
  • Vorlaufindikator für Insolvenzen

Unternehmen zahlen immer später

Weltweit lassen sich Unternehmen immer mehr Zeit, um ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Das ist ein wichtiger Befund, um den Zustand der Weltwirtschaft korrekt zu beschreiben. Deutschland steht dabei noch gut da. Ein Grund zur Entwarnung ist das nicht.
  • Fuchs plus
  • Widerruf einer Kündigung

Vorschnelle Kündigung rückgängig machen

Kündigt ein Mitarbeiter, bereut er es manchmal und möchte die Kündigung rückgängig machen. Aber das geht nicht so einfach und schon gar nicht im Alleingang. Das hat das Landesarbeitsgericht Thüringen entschieden. FUCHSBRIEFE erklären, worauf Arbeitgeber achten müssen und welche Rechte sie haben.
Zum Seitenanfang