Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
3732
Wie transparent sind die Compliance-Maßnahmen?

Conti verschleiert seine Compliance-Maßnahmen

Die Kennzahlen bei Conti entwickeln sich gut. Doch anders ist es mit der Compliance. Aus Investorensicht hüllen sich die diesbezüglichen Maßnahmen des Unternehmens in einen dichten Schleier. Daraus erwachsen Risiken.

Der Reifenhersteller und Auto-Zulieferer steigerte in den vergangenen Jahren seine Eigenkapitalquote von 25 auf über 40 Prozent. Das familiengeführte Unternehmen baut Schulden ab und setzt auf solides Wachstum. Es legt wert auf hohe Produktqualität, auch zur Abwehr von Haftungsansprüchen, und hat alle Standorte nach ISO 9001 zertifizieren lassen. Doch wie geht Continental mit Compliance um? Der Eindruck überwiegt, dass man sich nicht in die Karten schauen lassen will. Ein Muss-Thema, das aufwändig ist und um Gottes willen nicht die über allem stehende Steigerung des Unternehmenswertes beeinträchtigen soll.

Wie fatal sich die Betrachtung aller Handlungsfelder allein unter Renditeaspekten erwiesen hat, kann Continental gerade bei Volkswagen besichtigen. Den Fortgang des Auto-Kartells beobachtet man aufmerksam. Prozesse über Preisabsprachen kennt man ja.

Verhaltenskodex

Ein formal guter Verhaltenskodex mit klarem Aufbau und vielen gut erläuterten und realitätsnahen Beispielen aus dem Unternehmensalltag - er stammt allerdings noch aus 2012. Leider finden sich nur wenige Ausführungen, die Rückschlüsse auf die Implementierung des Verhaltenskodex zulassen.

Der Verhaltenskodex deckt die wesentlichen Standardthemen ab, mit Ausnahme von Dokumentation von Geschäftsvorfällen, Geldwäsche und dem Umgang mit Insiderinformationen. Regelungen zu Spenden und Sponsoring fehlen, sind aber möglicherweise Teil der gesonderten Anti-Korruptionsrichtlinie. Ziffer 15 ordnet an, dass Verstöße grundsätzlich über die Anti-Korruptions-Hotline zu melden sind. Man fragt sich allerdings, warum heißt die Hotline „Anti-Korruptionshotline" heißt, wenn alle Themen dort zu melden sind? 

Lieferantenkodex

Obwohl die allgemein üblichen Themen abgedeckt werden, ist insbesondere die Kürze der Vorschriften zu den Arbeitsbedingungen zu kritisieren. Die Formulierung: „Der Lieferant ist bestrebt..." ist nicht bindend genug, da man bestrebt sein kann, aber am Ende doch nicht gezwungen ist, diese Bestimmung einzuhalten. Weitere Schwachstellen sind das Fehlen von Hinweisen zur Überwachung sowie die zu knappen Vorgaben für Sublieferanten und zu Konsequenzen bei Verstößen.

CMS Compliance-Management-System

Interne Kontrolle, Risikomanagement sowie das Compliance-Managementsystem scheinen integriert zu sein. Auch ein Risikofrüherkennungssystem gibt es. Strukturen, Marktabläufe, geografische Region, externe Quellen (TICPI), Gespräche mit Management und Mitarbeitern auf allen Ebenen werden evaluiert. Das ist gut.

Es fehlt jedoch eine umfangreichere Darstellung konkreter Maßnahmen wie Schulungen, Audits, Trainings usw. Hier kommt auch negativ zum Tragen, dass eine spezifische Compliance-Unterseite fehlt. Es heißt zu den Vorfällen: „ Die Zahl ist kontinuierlich angestiegen". Das kann auch als Zeichen des gewachsenen Erfolgs der Compliancearbeit gedeutet werden. Konkrete Ziele und eine konkrete Compliance-Strategie werden nicht beschrieben. 

Kommunikation 

Die Continental AG berichtet nur in geringem Maße über die Auswirkungen auf die Umwelt. Was in Industrieanlagen abgeht, wird nicht thematisiert. Konkrete Kennzahlen werden nicht veröffentlicht, etwa über die Gewinnung von Naturkautschuk, was ökologisch und sozial sehr heikel ist. Auch über die Herkunft und die Produktionskette wird nicht berichtet.

Man hat nicht den Eindruck, dass Continental das alles egal ist, aber man möchte als nachhaltiges Unternehmen angesehen werden, das die Einhaltung der Standards dann aber doch gern in der weiteren Wertschöpfungskette den Zulieferern überlässt. Informationen über mutmaßliche Verfahren zu Preisabsprachen in Europa, USA und Japan sucht man vergebens.

Fazit: Unterdurchschnittlich zeigt sich dem Betrachter Contis Umgang mit Compliance. Überdurchschnittlich ist dafür das Risiko für den Investor. Autobranche eben.  

Hinweis: Die Untersuchung wurde im Juli 2017 abgeschlossen. Nachträglich veröffentlichte Dokumente wurden nicht systematisch begutachtet. Erläuterungen zur Risikokennzahl, zum Rating und zu den Auswertungskategorien finden Sie hier.

Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Öl, Gas, Strom: Eine Preisfalle für Anleger

Energiepreise in Europa: Trügerische Stabilität

© tomas / stock.adobe.com
Die Inflation sinkt, so scheint es – doch das Bild trügt. Denn allein die Energiepreise drücken die Gesamtteuerung im April um über fünf Prozentpunkte. Tatsächlich steigen die Preise – ohne Energie – deutlich stärker. Wer jetzt Entwarnung ruft, ignoriert die Risiken am Gas- und Ölmarkt. Die Preisbremse könnte sich als Illusion erweisen.
  • USA Handelsbilanz 2025: Ursachen, Risiken und Lösungsansätze

Warum Trumps Zölle das Defizit nicht stoppen

Die USA leben seit Jahrzehnten über ihre Verhältnisse – mit gravierenden Folgen für Handelsbilanz und Staatsfinanzen. Eine Trendwende ist nötig, doch Präsident Trumps Strategie greift zu kurz. Die wahren Ursachen liegen tiefer.
  • Rente ohne Zukunft: Wie die Politik den Reformstau verlängert

Beamte rein, Probleme raus? Die trügerische Rentenreform der Bärbel Bas

FUCHSBRIEFE-Herausgeber Ralf Vielhaber. © Foto: Verlag FUCHSBRIEFE
Die neue Rentenreform kommt – doch sie geht in die falsche Richtung. Statt echte Lösungen anzupacken, verschiebt die Politik das Problem erneut in die Zukunft. Warum Selbstständige enteignet, Solidarsysteme gekündigt und notwendige Veränderungen blockiert werden, erklärt FUCHSBRIEFE-Herausgeber Ralf Vielhaber. Er fordert ein kapitalgedecktes Rentensystem.
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Im Fokus: Polen

Aktien aus Polen sind lukrativ

© filipefrazao / stock.adobe.com
Auf der Suche nach Anlagechancen finden wir gerade lukrative Opportunitäten in Polen. Die Wirtschaft in unserem Nachbarland wächst zügig, einige Aktien sind günstig und haben viel Potenzial.
  • Fuchs plus
  • Chart der Woche: ASML Holding

ASML: Monopolist der Chipindustrie

SÜSS MicroTec
ASML Holding steht an der Spitze der Halbleiterindustrie mit einem Monopol auf EUV-Technologie, die für modernste Chips unverzichtbar ist. Als Schlüsselzulieferer für Unternehmen wie NVIDIA und Apple profitiert ASML von der wachsenden Nachfrage nach fortschrittlichen Chips durch die digitale Transformation. Jetzt sendet auch die Aktie ein interessantes Kaufsignal.
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2025: Sutor Bank in der Ausschreibung

Wem solide Stiftungen zürnen dürfen

Erstellt in Canva und ChatGPT
Die Sutor Bank, eingetragen am 10. März 1921, wurde von Max Heinrich Sutor inmitten der Wirtschaftskrise und Inflation gegründet. Seine Vision war eine Privatbank, die sich auf Vermögensbetreuung spezialisiert und in Sachwerte mit solider Substanz investiert. Seit über einem Jahrhundert steht die Sutor Bank für Stabilität und Vertrauen und bietet individuelle Anlagelösungen für ihre Kunden. Was daraus geworden ist, lesen Sie hier.
Zum Seitenanfang