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Wie transparent sind die Compliance-Maßnahmen?

Telekom: Compliance sorgt für ruhigen Investoren-Schlaf

Die Deutsche Telekom ist Europas führender Telekommunikationsanbieter und in zirka 50 Ländern präsent. Sie zeigt, wie man Investoren einen ziemlich ruhigen Schlaf verschaffen kann.

Der Konzern ist Europas führender Telekommunikationsanbieter und in zirka 50 Ländern präsent. Gewachsen ist man auch durch Zukäufe, darunter osteuropäische Staatsbetriebe, an denen die öffentliche Hand immer noch beteiligt ist.

„Die Praxis zeigt, dass insbesondere von den ausländischen Beteiligungen erhebliche Compliance-Risiken ausgehen können," sagt Compliance Chefin Manuela Mackert. Mit den wesentlichen hat man „intra group compliance agreements" abgeschlossen. Diese Risiken hat die Telekom im Blick, aber kann das Compliance-System tatsächlich die „Entwicklung von Geschäftsmodellen, Produkten oder Prozessen mitgestalten"?

Die Risiken liegen heute nicht nur in der Korruption, sondern bei Mängeln im Datenschutz und der generellen Rechtsunsicherheit im Internet. Immerhin hält die Telekom als einer von wenigen eine schmale Risikodarstellung bereit.

Verhaltenskodex

Ausführlicher geht es kaum: Die Vorgaben sind eingebunden in die Leitlinien des Konzerns und mit diesen geschickt verknüpft. Die Themenfülle geht leider häufig zu Lasten konkreter Beispiele und die Regeln bleiben deshalb für die Mitarbeiter abstrakt. Positiv schlägt zu Buche, dass die Vorbildfunktion der Führungskräfte beim Vorleben und der Implementierung mehrfach herausgestellt wird und auch betont wird, dass Verstöße konsequent und ohne Ansehung der Person und Position geahndet werden. Umso erstaunlicher ist es, dass der Vorstand nicht mal als Herausgeber fungiert.

Lieferantenkodex

Einen Schwachpunkt hat die Telekom in diesem Sommer beseitigt: Bis dahin gab es nur einen wachsweich formulierten „Wegweiser für Lieferanten". Der neue Lieferantenkodex wird seiner zentralen Stellung für die Lieferkette gerecht. Er deckt sehr viele Themen ab und ist bestimmt formuliert. Die Telekom sichert sich damit umfangreiche Überwachungsrechte zu.

Allerdings hätte der Kodex die Maßnahmen etwas genauer erläutern und die Weitergabe der Bestimmungen an Sublieferanten sowie das Sanktionssystem verständlicher erklären können. Dennoch insgesamt ein sehr guter Kodex.

CMS Compliance-Management-System

Die Darstellungen auf der Homepage sind vorbildlich. Die Telekom kann als best practice Beispiel angesehen werden. Es wird ein klarer „tone from the top" ausgesendet und es gibt viele spezifische Informationen. Für Kommunikation und Kultur bekommt die Telekom daher volle Punktzahl.

Wiederum best practice: Der externe Prüfbericht (aus dem Dezember 2016), zwar nur über Kartell- und Antikorruption, wird einfach ins Netz gestellt. Die Telekom verrät auch Zahlen: Mehr als 103.000 Trainingszertifikate, mehr als 5.000 Präsenztrainings, 121 Compliance-relevante Hinweise. 2016 haben unabhängige Wirtschaftsprüfer Prozesse im Einkauf, Vertrieb, Personalbereich, bei Mergers & Acquisitions und dort insbesondere die Themen Events, Spenden und Sponsoring risikobasiert überprüft. 2017 werden 13 internationale Gesellschaften der Telekom überprüft.

Kommunikation

Transparenz wird bei der Telekom nicht klein geschrieben. Aktuelle Rechtsstreitigkeiten und die Zusammenarbeit mit Sicherheitsbehörden, etwa bim großen Thema Überwachung, werden kommuniziert. Potenzial gibt es bei quantitativen Informationen, insbesondere über die amerikanische Tochter T-Mobile US.

Ein gutes Beispiel für proaktiven Umgang mit Problemfällen ist die Kommunikation über einen Hackerangriff, der Ende 2016 zum Ausfall von rund einer Million DSL-Routern führte, besonders der Deutschen Telekom. Mit Corporate Bloggern und Videos positioniert sich die Telekom hier aber sehr gut. Die illegale Verwendung des Bonusprogramms Payback durch Mitarbeiter im Jahr 2016 wird dagegen verschwiegen.

Fazit: Ein Licht in einer Welt mit sehr viel Schatten. Die Telekom zeigt, wie man Compliance gestalten kann – und damit Investoren einen vergleichsweise ruhigen Schlaf ermöglicht.

Hinweis: Die Untersuchung wurde im Juli 2017 abgeschlossen. Nachträglich veröffentlichte Dokumente wurden nicht systematisch begutachtet. Erläuterungen zur Risikokennzahl, zum Rating und zu den Auswertungskategorien finden Sie hier.

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