Rezession in Sicht
Die – technische – Rezession für Deutschland ist nicht mehr abzuwenden. Nach dem Mini-Minus im 2. Quartal wird ein etwas deutlicheres im 3. Quartal folgen. Wir hatten Sie schon vor beinahe einem Jahr auf die Rezessionsgefahr hingewiesen, als noch niemand davon reden wollte.
Entscheidend wird nun sein, ob es danach eine Erholung gibt. Und wie stark die ausfällt. Wir sind auch da skeptisch. Die geldpolitischen Maßnahmen der Notenbanken bringen kaum noch was für die Unternehmen. Die Unternehmensgewinne werden belastet, da die Firmen ihre Arbeitskräfte teuer „parken" werden. Sollte sich die Bundesregierung zu Konjunkturmaßnahmen durchringen werden diese zu spät kommen und – da planlos – nur Strohfeuer entfachen.
Warnsignale aus den USA
Obendrein verstärken sich die konjunkturellen Warnsignale aus den USA. Die Zinsstruktur ist dort seit Mai invers. Das heißt: Die Verzinsung von Staatspapieren mit drei Monaten Laufzeit ist höher als jene mit zehn Jahren Zinsbindung. Ein ziemlich zuverlässiger Indikator ... Auch in USA liegt die Rezessionswahrscheinlichkeit mittlerweile bei 30%.
Die Hoffnung, dass Donald Trump seine handelspolitischen Spielchen lässt, ist naiv. Denn hinter dem vordergründigen Handelsstreit schwelt die Auseinandersetzung der beiden Großmächte USA und China um die Führungsrolle in der Welt. Das heißt: Hier spielt Trump kein einsames Spiel, auch wenn es oft so dargestellt wird. Zudem wird er das Süppchen bis zu den Präsidentschaftswahlen im November 2020 kochen wollen. Dass er das Ruder noch rechtzeitig herumreißt, weil eine Rezession seine Wahlaussichten erschwert, ist nicht Trumps „Denke". Er wird vielmehr andere Schuldige suchen.
Strukturelle Umbrüche mischen sich mit konjunkturellen Faktoren
Noch ein Punkt: Diese Rezession ist kein rein konjunkturelles Phänomen. Aktuell spielen auch die Strukturbrüche in der Wirtschaft (Digitalisierung, Energiewende) hinein. Unternehmer müssen sich also überlegen, wie lange sie eine Stagnationsphase ohne Entlassungen aushalten können und wollen. Die exportorientierte deutsche Industrie hat bereits auf den Einbruch der Weltkonjunktur reagiert.
Im Juli ist erstmals seit 13 Jahren die Arbeitslosigkeit leicht angestiegen. Die schwachen Arbeitsmarktzahlen werden im zweiten Halbjahr auch die Binnenkonjunktur drücken, weil der Konsum abflauen wird. Hoffnungsschimmer: Der Arbeitsmarkt reagiert nicht mehr so stark auf einen konjunkturellen Rückgang wie früher. Ein Rückgang des BIP um 1% führte früher zu 0,4% weniger Beschäftigung, heute sind es nur noch 0,2%.
Fazit:
Aus der technischen Rezession kann schnell eine längere Stagnation werden. Wappnen Sie sich dafür.