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Nur stark Gefährdete in strikte Quarantäne

Strategiewechsel bei der Pandemiebekämpfung nötig

Deutschland braucht in der Corona-Krise einen Strategieschwenk, findet unser Autor. Copyright: Picture Alliance
Die Strategie der totalen Abschottung wurde in den Köpfen von Virologen geboren, die mit Wirtschaft wenig zu tun haben. Sie wird von Politikern durchgesetzt, die den Satz verinnerlicht haben: Bei der Gesundheit nimmt die Bevölkerung keine Abstriche hin. Doch dieser Weg des kleinsten politischen Risikos ist eine Sackgasse.

Behält Deutschland seine Strategie der Seuchenbekämpfung bei, verurteilt es sich zu einer mehrjährigen Rezession. Jedenfalls dann, wenn Bundesgesundheitsministerium und RKI mit ihrer Behauptung Recht behalten, Deutschland stehe gerade erst am Anfang der Epidemie.

Deutschland bekämpft die Corona-Pandemie mit massiven Einschränkungen der Kontaktfreiheit. Berlin schwenkte damit, nach langem Zögern, auf eine Abschottungsstrategie ein, die von vielen Staaten weltweit praktiziert wird.

Abschottung kann nur für kurze Zeit umgesetzt werden

Die Politik der Abschottung ist aber mittelfristig eine Sackgasse: Die Wirtschaft wird abrupt zum Stillstand gebracht. Die hochgradig globalisierte deutsche Wirtschaft trifft es besonders hart. Zumal sich die völlig überforderte EU derzeit sogar intern abriegelt. Gebrochene Lieferketten bleiben zerstört. Früher oder später muss Berlin die Strategie ändern.

Abschottung bedeutet Stillstand

Zunächst gibt es zu strikter Abschottung keine Alternative. Asien ist damit gut gefahren. Auch wenn Chinas Konjunktur in den ersten Monaten stark einbrach. Taiwan, Singapur und Hongkong reagierten sofort mit frühen Grenzschließungen, sodass es dort nur zu wenigen Infektionen kam. In Europa wurde Italien von der Seuche überrollt, die von den vielen dort arbeitenden Chinesen eingeschleppt wurde. Die strikten Quarantäne-Maßnahmen zeigen aktuell mit 70.000 Infizierten und knapp 7.000 Toten zwar noch wenig Wirkung. Das Land erlebt einen totalen Shutdown. Aber ohne die Kontaktsperren wäre die Lage wohl noch verheerender.

Ausgangsbeschränkungen und Ausdünnung sozialer Kontakte bremsen zwar die Ausbreitung des Virus. Sie halten die Kurve der Ansteckungen flach. Die Gesundheitssysteme werden so nicht sofort überfordert. Sie haben aber eine große Schwäche: Die Durchseuchung der Bevölkerung, die, wie Virologen sagen, nicht zu verhindern ist, braucht lange Zeit. So lange werden aber auch Wirtschaft und Gesellschaft blockiert.

Zwei Jahre bis zur Durchseuchung durchhalten?

Das RKI spricht von zwei Jahren, bis es zu einer weitgehenden Durchseuchung kommt. Dann sinkt die Ansteckungsgefahr, weil über 70% der Bevölkerung gegen Corona immun sind. Nachteil: Werden vorher die Restriktionen gelockert, bricht die Seuche wieder aus. 

Kontrollierte Massenansteckung als Ausweg

In Berlin wird deshalb von Experten unter der Hand auf die Strategie der Gruppenimmunität verwiesen. Zwar wird diese von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als zu riskant angesehen. Sie wird aber von den Niederlanden und Schweden durchaus erfolgreich praktiziert. Sie setzt auf die kontrollierte Massenansteckung der Bevölkerung bis 60 Jahre, die – bei aller Unsicherheit dieser Zahl – eine geringe Sterberate von unter 0,1% haben. Das entspricht einer normalen Grippewelle. Die niederländische Regierung schwenkte freilich vor wenigen Tagen unter innenpolitischem Druck vor allem der Rechten, um. Ministerpräsident Mark Rutte stellte klar, dass "Gruppenimmunität" nicht als Ziel verfolgt werde, sondern diese nur eine absehbare Folge sein werde.

Vorteil dieser Strategie: Die Wirtschaft läuft halbwegs normal weiter. Wie auch das soziale Leben und damit auch der Konsum. Die ohnehin unvermeidbare „Durchseuchung“ erfasst ungehindert die Jungen im Eiltempo, ohne dass das Gesundheitssystem kollabiert.

Die Alten in Quarantäne

Die Älteren werden unter Quarantäne gestellt. Und zwar solange, bis es bis Ende des Jahres erste antivirale Therapien und später einen Impfstoff gibt. Die Gruppenimmunität der immunen Jungen baut einen Schutzwall um die ältere Generation auf.

Das Risiko besteht darin, dass die Quarantäne der Älteren in der Praxis nicht funktioniert und das Gesundheitssystem doch zusammenbricht. Großbritannien ging zunächst den Weg der unkontrollierten Ansteckung. Man beließ es jedoch bei Appellen an die ältere Bevölkerung. Das hat nicht funktioniert. Jetzt schwenkt die Regierung ebenfalls auf Abschottung um.

Brasilien diskreditiert den niederländischen Weg

Noch radikaler agiert Brasilien, dessen Präsident Bolsonaro die Corvid Pandemie für eine Hysterie hält und zu Parties im Land aufruft. Diese Vorgehensweise dürfte am Ende Tausende Tote fordern und schadet der Akzeptanz des niederländischen Wegs.

Fazit: Deutschland sollte die Strategie wechseln. Behält es die Abschottung längerfristig bei, kollabiert nicht nur die Wirtschaft. Dann müssen auch die Sozialsysteme, einschließlich des Gesundheitssystems ihre Leistungen deutlich runterfahren. Kommt es zu einem Aufleben der Virus-Welle im nächsten Jahr, kann diese auch hier nicht mehr versorgt werden. Die Strategie der Gruppenimmunität hat die geringsten wirtschaftlichen Einbußen und schützt die älteren Risikogruppen.
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